Hamburg. Baustelle bis 2024: Erneuerung der Straße und Bau von Radwegen sorgen für Behinderungen. Elbchaussee erhält “spezielle“ Radwege.
Eine der bekanntesten und schönsten Hamburger Straßen wird zur Dauerbaustelle: Die Elbchaussee wird auf einer Länge von fast vier Kilometern zwischen Manteuffelstraße und Parkstraße komplett erneuert. Bei den Bauarbeiten, die jetzt starten und Ende 2024 abgeschlossen sein sollen, wird nicht nur die Straße saniert, es werden auch zahlreiche Leitungen erneuert – und zugleich soll die Straße auch für eine bessere Nutzung durch Radfahrer hergerichtet werden. Am Montag stellte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) die Umbaupläne vor.
Da der Straßenraum sehr begrenzt ist, können laut Tjarks nicht durchgehend auf beiden Seiten von Fußgängerweg und Straße abgesetzt sogenannte „Kopenhagener Radwege“ gebaut werden. Daher soll es je nach den jeweiligen räumlichen Möglichkeiten des Abschnitts eine Mischung aus solchen Radwegen und „Piktogrammketten“ auf der Fahrbahn geben.
Bei diesen werden lediglich Symbole auf die Straße aufgebracht, um den Autofahrern zu verdeutlichen, dass die Strecke verstärkt auch von Radfahrern genutzt wird. Dadurch werde die Elbchaussee aber nicht zur Fahrradstraße wie manche andere Strecke in Hamburg, sagte Tjarks. Nur an wenigen Teilstücken ist es möglich, Radwege auf beiden Seiten der Straße einzurichten.
Elbchaussee: Kopenhagener Radwege nur zum Teil
„Kopenhagener Radwege und eine durchgehende Piktogrammkette sind ein echtes Novum für Hamburg und ein wirklicher Meilenstein für Radverkehr und Mobilitätswende“, sagte Tjarks bei der Vorstellung der Pläne. „Hiermit setzen wir unsere Politik, Rad- und Autoverkehr stärker voneinander zu trennen, erstmalig in dieser Form in Hamburg um. Damit erhöhen wir dort die Sicherheit und den Komfort für Fahrradfahrende. Aber auch für Fußgängerinnen und Fußgänger sind die Kopenhagener Radwege mit ihrer baulichen Trennung ein Gewinn an Sicherheit und Komfort.“
Dort, wo die Kopenhagener Radwege wegen des begrenzten Straßenraums nur auf einer Straßenseite gebaut werden könnten, werde die Stadt mit einer durchgehenden Piktogrammkette sicherstellen, „dass allen klar und transparent ist: Hier teilen sich Rad- und Autoverkehr den Platz auf der Straße.“
ADFC kritisiert Mix der Maßnahmen
Die Behörde habe „dabei aus Sicherheits- und Komfortgründen darauf geachtet, dass der Radverkehr soweit möglich bergauf über Kopenhagener Radwege geführt wird und bergab auf der Straße fährt“. Die Kopenhagener Radwege sollen an der Elbchaussee eine Breite von 1,85 Meter bis 2,20 Meter haben.
Der Fahrradverband ADFC begrüßte die Umbaupläne - etwa die abgesetzten "Kopenhagener Radwege" und die Piktogramme. Der Umbau orientiere sich allerdings noch immer am Autoverkehr, sagte Verbandsvertreterin Sabine Hartmann. "Der Umbau schafft keine durchgängige, sichere und leicht verständliche Radinfrastruktur für alle Menschen von 8 bis 88 auf diesem Teil der Elbchaussee." Der Mix aus unterschiedlichen Maßnahmen sorge für Unsicherheit bei allen Verkehrsteilnehmern.
Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Anke Frieling, konstatierte sogar: Die Elbchaussee mache per se "keine gute Lösung möglich". Dass Rot-Grün Auto- und Radverkehr trennen wolle, sei löblich. "Aber wir sollten uns nichts vormachen: Es wird sich um wenige kurze Teilstücke handeln. Es wird keine attraktive Strecke für den Radverkehr und für den Fuß- und Autoverkehr wird nichts besser."
Linken-Stadtentwicklungspolitikerin Heike Sudmann sagte: „Der erfreuliche Anblick von baulich abgetrennten Radstreifen wird sofort wieder getrübt durch die Straßenabschnitte, auf denen Rad- und Autoverkehr gemeinsam geführt werden. Piktogramme auf die Straße zu pinseln ist kein Schutz für die Radfahrenden. Die Reduzierung auf Tempo 30 ist das Mindeste, was hier erforderlich ist. Doch die grüne Verkehrsbehörde traut sich nicht. Der geringe Zeitverlust von wenigen Minuten durch die Geschwindigkeitsreduzierung für Autofahrer:innen wiegt für die Behörde schwerer als die Sicherheit der Radfahrenden.“
Zum Teil Einbahnstraße zwischen Hamburger City und Blankenese
Für die Autofahrer wird es während der Bauzeit massive Beeinträchtigungen geben. So wird die Elbchaussee zwischen Manteuffelstraße und Parkstraße von Mai 2021 bis Ende 2024 zur Einbahnstraße mit täglich zweimal wechselndem Richtungsverkehr – ähnlich wie in der Sierichstraße. Von 2 Uhr morgens bis mittags um 12 Uhr ist die Straße von Westen gen Innenstadt befahrbar und von 12 Uhr bis 2 Uhr morgens darf die Elbchaussee nur stadtauswärts genutzt werden. Laut Senator Tjarks rechnet seine Behörde damit, dass der Ausweichverkehr vor allem die Osdorfer Landstraße belasten werde.
Um die Belastungen für alle so gering wie möglich zu halten, solle an der Elbchaussee laut Verkehrsbehörde das „erste kooperative Straßenbauprojekt“ in Hamburg entstehen, bei dem alle Bauträger so eng kooperieren wie nie zuvor.
Beteiligt sind der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (Straßensanierung), Hamburg Wasser (Sanierung Trinkwasserleitung), Gasnetz Hamburg (Sanierung Leitungen und Erneuerung Hausanschlüsse) und Stromnetz Hamburg (Kabelerneuerung). Durch die enge Kooperation soll die Bauzeit des ersten Bauabschnitts von den ursprünglich veranschlagten sechs Jahren um drei Jahre reduziert werden, so die Behörde.
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Für eine optimale Koordinierung der verschiedenen Baumaßnahmen werde zudem eng auch mit Wärme Hamburg zusammengearbeitet, die im Bereich Elbchaussee Leitungsführungsarbeiten durchführen. Neben der Bauzeitverkürzung und den gesparten Kosten sollten durch die enge Abstimmung der Baumaßnahmen auch die negativen Auswirkungen auf Anliegerinnen und Anlieger sowie den Verkehr so gut wie möglich begrenzt werden.
Hauptziel der Arbeiten seien eine „für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer sichere und komfortablere Elbchaussee“ und „zukunftsfähige und leistungsstarke Infrastruktur für die Anwohnerinnen und Anwohner“, so Tjarks. Die Kosten der Umbauarbeiten werden derzeit auf 34 Millionen Euro geschätzt.