Hamburg. Fest kann erstmals seit 2019 wieder stattfinden. Senat skeptisch bei Ende der Isolationspflicht. Kaum noch Corona-Impfungen.
Er war eines der prominentesten Opfer der Corona-Pandemie: 2020 und 2021 musste der Hamburger Hafengeburtstag jeweils ausfallen, und auch für dieses Jahr war die traditionsreiche Veranstaltung bereits abgesagt worden. Erst im Januar war diese betrübliche Entscheidung gefallen – zu unsicher schien die weitere Entwicklung der Infektionslage, um für Mai ein großes Volksfest planen zu können.
Hafengeburtstag Hamburg wird im September gefeiert
Doch nun die Kehrtwende: Der 833. Hafengeburtstag wird doch gefeiert, und zwar im Spätsommer. Das maritime Megaevent finde vom 16. bis 18. September 2022 „in gewohnter Form statt“, teilte der Senat am Dienstag überraschend mit. „Beim Hafengeburtstag zeigt sich Hamburg von seiner besten Seite. Das gilt auch für die Zusammenarbeit der vielen Beteiligten, die es möglich gemacht hat, jetzt einen neuen Termin anzukündigen“, erklärte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos).
Natürlich stehe auch dieser unter dem Vorbehalt der Pandemie-Entwicklung: „Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dank der hervorragenden Kooperation aller Akteure den Hamburgerinnen und Hamburgern und unseren Gästen im September endlich wieder ein einzigartiges maritimes Erlebnis bieten können“, so Westhagemann.
Keine Maskenpflicht beim Hafengeburtstag
Beim Hafengeburtstag wird es nach derzeitiger Eindämmungsverordnung wie beim Fischmarkt und bei Wochenmärkten keine Maskenpflicht geben. Das Fest geht auf die Gründung des Hafens zurück und wird seit 1977 gefeiert. Es gilt mit jährlich mehr als einer Million Besuchern, rund 300 Schiffen, darunter viele historische Großsegler, und einem vielseitigen Bühnenprogramm als das größte Hafenfest der Welt.
Senatssprecher Marcel Schweitzer bekräftigte am Dienstag, dass auch in Hamburg alle Corona-Schutzmaßnahmen Ende April auslaufen sollen. Eine Verlängerung der bis zum 30. April geltenden Hotspot-Regelung sei zwar theoretisch möglich, aber nicht geplant. Mit diesem Beschluss von Bürgerschaft und Senat wurden zwei Maßnahmen um vier Wochen verlängert: die Maskenpflicht in Innenräumen öffentlich zugänglicher Gebäude und das 2G-plus-Zugangsmodell für Clubs und Diskotheken.
Vertreter von FDP und AfD hatten angekündigt, dagegen zu klagen, haben dies aber bislang nicht getan – man sei noch in Abstimmung mit Anwälten, hieß es am Dienstag aus beiden Parteien. Nach Auskunft eines Gerichtssprechers sind bislang keine Klagen gegen die Hotspot-Regelung eingegangen.
Hamburger Senat skeptisch bei Ende der Isolationspflicht
Dass Infizierte vom 1. Mai an nicht mehr für zehn Tage in Quarantäne gehen, sondern sich nur noch freiwillig fünf Tage isolieren sollen, wie es Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit den Ländern vereinbart hat, müsse man „zur Kenntnis nehmen“, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer – und deutete damit an, dass Hamburg mit der Regelung nicht sonderlich glücklich ist. Schweitzer: „Wenn sich die Lage ändert, wenn sich die Pandemie insgesamt wieder verschärft, müssen diese Regeln dann eben wieder angepasst werden.“
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In der Hamburger Impfkampagne tickt die Uhr: Die niedergelassenen Ärzte, Betriebsärzte und Krankenhäuser impfen und boostern weiter. Aber vom 2. Mai an gibt es nur zwei zentrale städtische Angebote in neu errichteten Impfzentren: in den Harburg Arcaden und im Terminal Tango am Flughafen. Bis dahin können sich Impfwillige ohne Termin in einer der Einrichtungen der sieben Bezirke gegen das Coronavirus immunisieren lassen. Öffnungszeiten und weitere Infos gibt es auf www.hamburg.de/corona-impfung. „Jeder, der sich jetzt zu einer Impfung entscheidet, den begrüßen wir“, sagte der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich.
Allerdings sind die, die wollen, zumeist versorgt. Die Impfgegner werden vermutlich nicht mehr zu überzeugen sein, wie es von Hamburger Ärzten heißt. Doch für das Boostern, eine Auffrischungsimpfung, könnte mit Blick auf den Schutz und seine Dauer jetzt der richtige Zeitpunkt sein. Das sagte auch Behördensprecher Helfrich. Eine Dreifachimpfung schützt laut Studien bei einer Covid-Erkrankung deutlich besser vor einem schweren Verlauf als nur die Grundimmunisierung.
Kaum noch Corona-Impfungen in Hamburg
Nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat es am Montag in Hamburg nur 53 Erstimpfungen gegeben. Wie berichtet, ist auch die Resonanz auf den proteinbasierten Impfstoff Novavax erheblich verhaltener als der Wirbel, der um dieses Vakzin gemacht wurde. 1067 Spritzen mit Novavax wurden in Hamburg bislang zur Erstimpfung gesetzt. Die Zweitimpfungen sollen drei Wochen danach erfolgen. Für eine Auffrischung nach drei Monaten empfiehlt die Ständige Impfkommission auch hier den mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna. 94,2 Prozent der Erwachsenen in Hamburg sind doppelt geimpft (bundesweit 85,6), in der Gesamtbevölkerung sind es 83,1 Prozent. Eine Auffrischungsimpfung erhielten 70,6 Prozent aller Erwachsenen, 60,1 Prozent sind es inklusive der Kinder.
Nach Angaben der akkreditierten Labore in der Medizin wurden deutschlandweit in der vergangenen Woche deutlich weniger PCR-Tests ausgewertet (minus 21 Prozent). Doch die Positivrate bleibe mit 52,6 Prozent weiter auf hohem Niveau. Im Arztruf Hamburg 116 117 sind nach wie vor rund 80 Prozent der PCR-Abstriche, die gemacht werden, positiv.
Die Infektionszahlen schwanken weiter stark. Mit 3641 neuen Fällen wurden am Dienstag zwar gut 600 mehr registriert als am Vortag, aber – und das ist entscheidend – knapp 800 weniger als eine Woche zuvor. Die Sieben-Tage-Inzidenz fiel von 1481,5 auf 1440,4. Damit pendelt der Wert seit gut einer Woche zwischen 1400 und 1500. Allerdings werden mehr Covid-19-Fälle in den Krankenhäusern verzeichnet: Aktuell sind es 470 und damit 28 mehr als vor dem Wochenende. Darunter sind 42 Intensivpatienten – acht mehr als am Freitag.