Hamburg. Wie Ralf Martin Meyer die Verfolgungsjagd durch den Jenischpark beurteilt, bei dem ein Peterwagen einem Teenager gefährlich nah kam.

Nach dem Polizeieinsatz gegen einen Jugendlichen wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Corona-Regeln im Jenischpark sind bei der Dienststelle für interne Ermittlungen (DIE) und der Hamburger Staatsanwaltschaft mehrere Anzeigen gegen die betreffenden Beamten eingegangen.

Eine Anzeige, die laut Abendblatt-Informationen aus Berlin stammen soll, lautet auf versuchten Totschlag, die DIE ermittelt zudem wegen des Verdachts der Nötigung. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Das sagt Polizeipräsident Meyer über die Verfolgungsjagd

Polizeipräsident Ralf Martin Meyer beschrieb die Verfolungsjagd mit einem Peterwagen durch den Park am Sonnabend auf Abendblatt-Anfrage als "taktisch ungeeignet, gefährdend und unverhältnismäßig" – betonte aber gleichzeitig, eine Verfolgung des Einsatzes mit strafrechtlichen Mitteln "führe zu falschen Erwartungen an die Strafrechtspflege".

Mit Blick auf die eingegangenen Anzeigen sagte Meyer weiter: "Die Anzeige wegen versuchten Totschlags ist dabei völlig überzogen. Ich erwarte am Ende disziplinare Konsequenzen, aber keine strafrechtlichen."

Polizeiauto fährt Jugendlichem hinterher

Ein Video über den unverhältnismäßig wirkenden Polizeieinsatz schlägt seit einer Woche im Internet hohe Wellen. Darin ist zu sehen, wie ein Streifenwagen mit Sirene und Blaulicht in dem Park einem flüchtenden Jugendlichen hinterher fährt.

Dabei schert das Auto zunächst mit dem Heck nach links aus und schrammt nur knapp an zwei rennenden Beamten vorbei. Dann fährt es über eine Bodenwelle und scheint ein Teil des Unterbodens zu verlieren. Auch wirkt es so, als ob der Abstand zwischen dem Flüchtenden und dem Fahrzeug teilweise nur wenige Zentimeter beträgt.

Verfahren auch gegen den Jugendlichen

Zu dem Einsatz am Montag, den 22. Februar, war es den Angaben zufolge nach Anrufen von Anwohnern und Passanten gekommen. Der später Flüchtende habe dabei in Anwesenheit der Polizisten „ganz bewusst“ seine Bekannten umarmt und abgeklatscht. Deshalb sollte er kontrolliert werden – währenddessen flüchtete er allerdings.

„Für uns ist es dann keine Option zu sagen: Wenn er wegläuft, dann machen wir nichts“, erklärte der Polizeisprecher. Die Flucht habe den Verdacht nahe gelegt, dass er etwas zu verbergen hat. Gegen den Jugendlichen sei mittlerweile ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet worden, weil er sich nicht an die Corona-Abstandsregeln gehalten habe.

Der Jenischpark gilt als Hotspot, in dem sich zuletzt häufig trinkende Jugendliche ohne Abstand und mit lauter Musik zusammengefunden und auch randaliert hatten. Deshalb wird dort regelmäßig kontrolliert.