Hamburg. Der Senat kam nach Warnung des Expertenrats zu Sondersitzung zusammen. Massive Einschränkungen könnten bald in Kraft treten.

Nach den vom Expertenrat der Bundesregierung am Sonntagabend vorgelegten Warnungen vor einer Überlastung der Kliniken und eines drohenden teilweisen Zusammenbruchs der kritischen Infrastruktur durch die erwartete Omikronwelle, ist der Hamburger Senat nach Abendblatt-Informationen noch am Sonntagabend zu einer Sondersitzung zusammengekommen.

Dabei war offenbar Konsens, dass auch Hamburg schnell neue Einschränkungen braucht. So könnten die laut Ministerpräsidentenbeschluss für eine Inzidenz von 350 vorgesehenen Maßnahmen bereits vorgezogen werden, erfuhr das Abendblatt aus Senatskreisen.

Corona: Müssen Clubs und Bars in Hamburg schließen?

Die geplanten Verschärfungen sollen voraussichtlich von Mittwoch auf Donnerstag in Kraft treten, also noch vor Weihnachten. Demnach sollen auf jeden Fall Clubs und Diskotheken geschlossen werden – und wohl auch Bars, in denen es vor allem Stehplätze gibt. Restaurants können zunächst unter den geltenden Bestimmungen geöffnet bleiben.

Klar ist offenbar auch, dass es Kontaktbeschränkungen auch für Geimpfte geben wird. Die Höchstzahl an Personen steht aber noch nicht fest. Dabei wird sich Hamburg nach den Beschlüssen der Konferenz von Ministerpräsidenten (MPK) und Bundesregierung am Dienstag richten. Nach Abendblatt-Informationen ist eine Maximalzahl von zehn bis 20 Personen für Treffen im Gespräch. Der Senat wird voraussichtlich am Dienstag einen Beschluss mit Platzhalter fassen und die Personenzahl gemäß MPK-Beschluss am Abend ergänzen.

Hamburg verschärft Corona-Regeln: Kommt die FFP2-Masken-Pflicht?

Diskutiert wird auch eine Verschärfung der Maskenpflicht auf die ausschließliche Nutzung von FFP2-Masken. Ob diese kommt, ist allerdings unsicher, denn möglicherweise seien auf dem Markt derzeit nicht genug dieser Masken verfügbar, hieß es. Da der Expertenrat auch vor dem teilweise Ausfall von kritischer Infrastruktur durch massenhafte Infektionen oder Quarantäne (bei Polizei, Feuerwehr, im Gesundheitssystem, bei Rettungsdiensten und Strom- oder Wasserversorgung) gewarnt hat, will Hamburg auch hier die Situation erneut überprüfen und ggfs. nachsteuern.

Bereits zu Beginn der Pandemie waren dafür jeweils Arbeitsteams gebildet und Dienstpläne so angepasst worden, dass sich möglichst wenige Mitarbeiter in Betrieben und Organisationen der kritischen Infrastruktur begegnen.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Omikron in Hamburg: Experten erwarten überlastete Kliniken

Der mit 19 Experten besetzte Expertentrat der Bundesregierung, dem u.a. Christian Drosten und Hendrik Streeck angehören, hatte seine warnenden Empfehlungen einstimmig beschlossen. Darin heißt es u.a.: "Es ist bisher nicht davon auszugehen, dass im Vergleich zur Delta-Variante Menschen ohne Immunschutz einen milderen Krankheitsverlauf aufweisen werden."

Und weiter: "Sollte sich die Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland so fortsetzen, wäre ein relevanter Teil der Bevölkerung zeitgleich erkrankt und/oder in Quarantäne. Dadurch wäre das Gesundheitssystem und die gesamte kritische Infrastruktur unseres Landes extrem belastet. (…) Hierzu gehören unter anderem Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung und die entsprechende Logistik. Deshalb bedarf es einer umfassenden und sofortigen Vorbereitung des Schutzes der kritischen Infrastruktur unseres Landes."

Auch interessant

Aufgrund des gleichzeitigen, extremen Patientenaufkommens sei „eine erhebliche Überlastung der Krankenhäuser zu erwarten – selbst für den wenig wahrscheinlichen Fall einer deutlich abgeschwächten Krankheitsschwere im Vergleich zur Delta-Variante“. Aus dem geschilderten Szenario ergebe sich „Handlungsbedarf bereits für die kommenden Tage“. Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens seien vorzubereiten, „insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen".