Hamburg. Asklepios und Agaplesion verhandeln mit der Stadt. Um welche Standorte es geht und welche Unternehmen auch Bürger impfen wollen.

In Hamburg gibt es Verhandlungen über ein zweites und drittes Impfzentrum abseits des zentralen in den Messehallen. Gleichzeitig bereiten sich mehrere Unternehmen wie Beiersdorf, die Otto Group und Lufthansa Technik darauf vor, in den nächsten Wochen mit dem Impfen der Mitarbeiter oder sogar von deren Angehörigen zu beginnen. Dazu wurden bereits mehrere firmeneigene Impfzentren mit Betriebsärzten aufgebaut.

Wie das Hamburger Abendblatt erfuhr, könnten für ein höheres Impftempo zwei Krankenhäuser von Asklepios eingebunden werden. Der Klinik-Konzern hat bereits seine Ärzte und das medizinische Personal weitgehend durchgeimpft und verfügt über Know-how und die Infrastruktur, sowohl die Patienten als auch „normale“ Hamburger zu impfen.

Der Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg, Joachim Gemmel, bestätigte dem Abendblatt: „Die Asklepios Kliniken haben der Stadt bereits Anfang März weitere aktive Unterstützung bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie angeboten und dabei ganz konkret vorgeschlagen, neben dem eigenen Personal auch ambulante und stationäre Patienten, Angehörige von Mitarbeitern sowie gegebenenfalls auch weitere Bevölkerungsgruppen in den Kliniken zu impfen.“

Hamburg: Zwei neue Impfzentren bei Asklepios?

Joachim Gemmel, Geschäftsführer der Asklepios Kliniken Hamburg.
Joachim Gemmel, Geschäftsführer der Asklepios Kliniken Hamburg. © Mark Sandten | Unbekannt

Die Krankenhäuser gelten inzwischen als „Covid-sichere Orte“. Gemmel sagte weiter: „Die rasche, flächendeckende Impfung der Bevölkerung ist der entscheidende Hebel, um dem Coronavirus end-lich beizukommen. Leider kommt Deutschland mit dieser Aufgabe aktuell nur schleppend voran.“ Er sagte, Asklepios stehe mit der Stadt „aktuell in Gesprächen darüber, dass in den Asklepios Kliniken Nord und Harburg, neben dem Impfzentrum in den Messehallen, weitere Impfzentren für alle Hamburgerinnen und Hamburger entstehen.“

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Gleichzeitig bedanke man sich beim Senat dafür, dass man künftig bestimmte Patientengruppen bereits impfen könne, wenn genügend Impfstoff vorhanden sei. „Konkret gilt das Impfangebot für alle voll- und teilstationären Patienten in den Bereichen Psychiatrie, Geriatrie, Onkologie und Frührehabilitation.“

Die Sozialbehörde gibt zu bedenken, dass noch nicht ausreichend Impfstoff vorhanden sei. Das Impfzentrum und die niedergelassenen Ärzte könnten mehr verimpfen, als vorhanden sei. Ein Behördensprecher sagte, man treffe Vorbereitungen für die Zeit, wenn ausreichend Impfstoff vorhanden sei, "um um die Schutzimpfungen dann auch über das Impfzentrum in den Messehallen und die Ärzteschaft hinaus ausweiten zu können". Dafür könnten Krankenhäuser "eine wichtige Rolle spielen" sowie Betriebsärzte.

Beiersdorf würde auch alle impfwilligen Eimsbütteler immunisieren

Demnächst Corona-Impfung beim Nivea-Hersteller: Der leitende Betriebsarzt von Beiersdorf, Dr Jörg Busam im zukünftigen Impfzentrum in der Beiersdorf Firmenzentrale in Hamburg.
Demnächst Corona-Impfung beim Nivea-Hersteller: Der leitende Betriebsarzt von Beiersdorf, Dr Jörg Busam im zukünftigen Impfzentrum in der Beiersdorf Firmenzentrale in Hamburg. © Roland Magunia/Funke Foto Services | Unbekannt

Neben Asklepios haben unter anderem Beiersdorf, Aurubis, die Otto Group und Lufthansa Technik eigene Impfzentren aufgebaut. Beiersdorf hat zudem angeboten, am Firmensitz in Eimsbüttel künftig auch Bürgerinnen und Bürger impfen zu können. Aurubis würde neben den Mitarbeitern auch die Bewohner der Veddel impfen, wenn es erlaubt und Impfstoff vorhanden ist.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

„Generell können wir uns vorstellen, neben unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch deren Familienangehörigen ein Impfangebot zu machen; darüber hinaus wäre auch vorstellbar, das Impfangebot auf die Nachbarschaft auszuweiten und die Stadt Hamburg bei den Impfanstrengungen zu unterstützen. Die Veddel, auf der Aurubis seit über 100 Jahren verwurzelt ist, hat eine der höchsten Infektionsraten“, sagte eine Aurubis-Sprecherin.

Das Agaplesion Bethesda Krankenhaus soll ebenfalls Impfzentrum für alle werden. Derartige Pläne bestätigte Matthias Gerwien, Sprecher der Bergedorfer Klinik. Die Verträge seien aber noch nicht unterschrieben. Auf einen Starttermin für das Impfzentrum am Glindersweg 80 mochte er sich nicht festlegen, aber: „In der zweiten Maihälfte rechnen wir damit, Bergedorfer Bürger zum Impfen begrüßen zu können.“