Hamburg. Am Alsteranlage kam es in der Nacht zu einer Massenschlägerei. Die Prachtmeile droht zunehmend zur Problemzone zu werden.

Bei einer Massenschlägerei am Jungfernstieg in der Nacht zum Mittwoch hat ein 17-jähriges Mädchen einen 26-Jährigen verletzt – sie attackierte ihr Opfer mit einer zerschlagenen Wodkaflasche und fügte ihm mehrere Stichverletzungen zu. „Der Mann wurde im Krankenhaus operiert, es besteht aber keine Lebensgefahr“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth.

Gegen 1.20 Uhr wurden Polizei und Feuerwehr zu der Auseinandersetzung am Alsteranleger in der Hamburger Innenstadt alarmiert. „Mehrere Anrufer hatten von einer Massenschlägerei berichtet“, so Abbenseth. Die Zeugen machten allerdings sehr widersprüchliche Angaben. Einige Anrufer sprachen von 30 bis 40 Personen, die sich eine Massenschlägerei liefern würden. Andere Anrufer zählten nur sechs bis acht Beteiligte.

Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, entdeckten sie den verletzten Mann am Boden liegend.

Polizei Hamburg: 17-Jährige attackiert Mann am Jungfernstieg

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatten sich mehrere junge Menschen gesprügelt. Im Laufe der Auseinandersetzung sah die 17-Jährige offenbar rot, zerschlug eine Wodkaflasche und ging damit auf den 26-Jährigen los. "Der Mann erlitt oberflächliche Schnittverletzungen, an der Schulter eine tiefere Verletzung", sagte der Polizeisprecher.

Die Polizei war mit mehreren Streifenwagen vor Ort.
Die Polizei war mit mehreren Streifenwagen vor Ort. © Michael Arning | Unbekannt

Der Verletzte kam in Notarztbegleitung in ein Krankenhaus. Die 17-Jährige wurde vorläufig festgenommen. Da sie sich mit der zerschlagenen Flasche selbst an der Hand verletzt hatte, wurde das Mädchen auch im Krankenhaus behandelt. Abbenseth: „Anschließend wurde sie den Erziehungsberechtigten übergeben.“ Der Grund für die Auseinandersetzung ist noch unklar. Die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung dauern an.

Jungfernstieg: Von der Pracht- zur Problemmeile

„Wir haben dort die Situation, dass ein Problemklientel den Bereich vor der Europapassage und den Anleger zu ihrem Treffpunkt gemacht hat“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Das birgt, gerade weil von vielen dort auch Alkohol konsumiert wird, ein hohe Konfliktpotenzial.“

Entsprechend waren in der Vergangenheit dort die Maßnahmen. 2016 wurden vier Flutlichtmasten installiert, um das nächtliche Treiben in unangenehm grelles Licht zu tauchen. Ab 2017 wurde dort ein Dutzend Überwachungskameras installiert. Regelmäßig bekommt die zuständige Wache Zusatzkräfte, um eine dauerhafte Präsenz am Jungfernstieg leisten zu können.

Die aktuelle Situation sieht die Polizei nicht so dramatisch. In der letzten Zeit habe es keine signifikante Häufung von Gewalttaten gegeben. „Der Jungfernstieg ist wie zahlreiche andere Örtlichkeiten in Hamburg auch ein beliebter Treffpunkt für junge Menschen“, so Polizeisprecher Abbenseth. „Gerade bei gutem Wetter und an den Wochenenden verzeichnen wir dort ein reges Besucheraufkommen, teils bis spät in die Nacht. Wir beobachten die Entwicklungen aufmerksam und sind dort auch sehr präsent.“

Wo viele Menschen aufeinanderträfen, komme es immer wieder leider auch zu Straftaten. „Abbenseth: „Das ist insbesondere auch dann der Fall, wenn Alkohol im Spiel ist.“

Polizeigewerkschaft erwartet Zuspitzung der Lage

Jungfer erwartet, dass sich die Lage an Hamburgs Prachtboulevard in der nächsten Zeit eher zuspitzen als entspannen wird. „Das gute Wetter, das wird jetzt erwarten, dürfte den Zulauf und die Aufenthaltsdauer erhöhen. Das bringt natürlich mehr konfliktträchtige Situationen mit sich.“ Nicht umsonst werde der Bereich am Anleger per Videokameras überwacht. Allerdings dürfen die Kameras nur an Freitagen und Sonnabenden angeschaltet werden, wenn dort besonders viel los ist. Die Bilder laufen direkt an der zuständigen Wache 14 an der Caffamacherreihe auf. So kann die Polizei schnell reagieren.

Zur Wahrheit gehöre laut Jungfer auch, dass aktuell die Polizei nicht die Kräfte habe, die man sich an der Wache mit Blick auf den Jungfernstieg wünsche. Ein Großteil der Hamburger Bereitschaftspolizei ist in Bayern zur Absicherung des G-7-Gipfels in Elmau. Am kommenden Wochenende sind zudem in Hamburg die Harley Days und andere Veranstaltungen, die die Polizei fordern werden. „Zudem sind die Corona-Maßnahmen weggefallen, die den eingesetzten Kräften zusätzliche Spielraum gab“, so Jungfer. Die hatten dafür gesorgt, dass die Polizei in den letzten zwei Jahren niedrigschwellig eingreifen und Personenansammlungen schnell auflösen konnte.