Hamburg. Die mobilen Blitzanhänger erwischen immer mehr Raser. Einnahmen der Stadt bei stationären Blitzern sind dafür deutlich zurückgegangen.

Ist das nur ein Effekt der Pandemie oder halten sich mittlerweile mehr Hamburger an die vorgegebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen? So oder so: Im vergangenen Jahr sind die Einnahmen der Stadt durch Radarkon­trollen jedenfalls gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 noch einmal zurückgegangen. 2021 nahm Hamburg mit seinen 42 stationären und 14 mobilen Blitzern noch rund 22.698.000 Euro ein. Im Vorjahr waren es noch rund 24.488.000 gewesen. Das ergibt sich aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Richard Seelmaecker und Angaben der Innenbehörde auf eine Abendblatt-Anfrage.

Der Rückgang von fast 1,8 Millionen Euro ist allein auf die deutlichen Mindereinnahmen bei den 42 fest installierten Blitzern zurückzuführen. Kassierte die Stadt im Jahr 2020 noch etwas mehr als 9,7 Millionen Euro durch stationäre Radaranlagen, so waren es 2021 nur noch rund 6,2 Millionen Euro. Auch die Zahl der Anzeigen, die aufgrund mit stationären Messungen nachgewiesenen Geschwindigkeitsübertretungen erstattet wurden, sank in diesem Zeitraum deutlich: von 412.000 auf 291.000.

Verkehr Hamburg: Blitzer in Stresemannstraße auf Platz 1

Die Anlagen, die am meisten Geld für die Stadt einspielten, haben sich 2021 dabei nicht wesentlich geändert. Auf Platz 1 rangierte auch im vergangenen Jahr die Anlage an der Stresemannstraße 147 – mit Einnahmen von rund 1,03 Millionen Euro. Es folgt der benachbarte stationäre Blitzer an der Stresemannstraße 70 mit etwa 793.000 Euro. Auf Platz 3 lag auch 2021 die schon länger besonders lukrative Anlage an der Finkenwerder Straße Ecke Vollhöfner Weiden mit 546.000 Euro. Platz 4 ging an die Anlage Kollaustraße/Papenreye mit 289.000 Euro. Es folgen mit wenig Abstand und durchweg Einnahmen über 200.000 Euro die Anlagen Saarlandstraße 69, Neue Elbbrücke (linke Seite), Kieler Straße 221 (Fahrtrichtung Stellingen) und Stader Straße 24.

Woran das deutliche Minus bei den Einnahmen gelegen hat, vermag man auch in der Innenbehörde nicht sicher zu sagen – zumal ja auch ein Großteil des Jahres 2020 schon von der Pandemie und wiederkehrenden Lockdowns geprägt war. Denkbar ist, dass auch der Rückgang des Tourismus eine Rolle gespielt haben könnte – denn während ortskundige Fahrer oft wissen, wo die festen Anlagen stehen, ist das bei Gästen nicht der Fall, sodass diese mutmaßlich häufiger geblitzt werden als Einwohner.

Mobile Geräte spielten mehr Geld ein als im Vorjahr

Ein wenig ausgeglichen wurde der deutliche Einnahmerückgang bei den stationären Radaranlagen durch Mehreinnahmen bei den 14 mobilen Geräten. Diese spielten 2021 deutlich mehr Geld ein als im Vorjahr – und haben die stationären Blitzer längst deutlich bei den Gesamteinnahmen überholt.

Fast 16,5 Millionen Euro nahm die Stadt 2021 durch die mobilen Blitzer ein, die als Anhänger an immer wechselnden Standorten in der Stadt aufgestellt werden. Im Jahr 2020 waren lediglich etwas weniger als 14,8 Millionen Euro durch sie eingenommen worden. Der Anstieg erklärt sich auch durch die im vergangenen Jahr intensivierte Nutzung der mobilen Blitzanhänger. Diese waren 2020 noch gut 48.000 Stunden im Einsatz, 2021 aber fast 88.000 Stunden. Die Wahrscheinlichkeit, bei Geschwindigkeitsübertretungen erwischt und zur Kasse gebeten zu werden, hat sich in Hamburg also deutlich erhöht.

Verkehr Hamburg: Zahl der Großkontrollen gesunken

Die Einnahmen durch die neun stationären Rotlichtüberwachungsanlagen sind 2021 zurückgegangen – auf rund 1,1 Millionen Euro. 2020 waren es noch mehr als 1,6 Millionen Euro. Die Zahl der Verkehrsgroßkontrollen ging ebenfalls zurück – von 54 im Jahr 2020 auf 49 im vergangenen Jahr. Im laufenden Jahr soll es bisher sogar nur noch 16 geben.

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„Der Senat muss weiter konsequent gegen Raser, Drängler und Rotlichtsünder vorgehen“, forderte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „An Unfallschwerpunkten und vor Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen muss der Kontrolldruck ständig hoch gehalten werden.“ Es sei nachlässig, die Zahl der Großkontrollen so stark zu senken, so Thering. Diese seien auch wichtig, um unter Alkohol und anderen Drogen stehende Fahrer aus dem Verkehr zu ziehen.