Hamburg. Das Haus mit bis zu 388 Betten vereint alles medizinisch Notwendige mit Blick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wann es eröffnet.

Mehr Platz und mehr Behandlungsmöglichkeiten für Patienten als bisher, kürzere Wege zu Untersuchungen und schnellere medizinische Entscheidungen – diese Vorteile soll der Neubau des Universitären Herz- und Gefäßzentrums, kurz UHZ, am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) bieten. Das sechsstöckige Gebäude mit rund 72.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche zählt zu den großen Prestigeprojekten des Krankenhauses.

Zum Richtfest wollte UKE-Chef Burkard Göke eigentlich Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) durch den Rohbau führen, der 2023 bezugsfertig sein soll. Doch wegen der Corona-Lage führten am Freitag nur einige Bauverantwortliche den feierlichen Akt durch.

UKE: 2023 eröffnet das neue Herzzentrum

Das alte Herzzentrum, untergebracht in einem Gebäude aus den 1960er- und 1980er-Jahren, hatte 2005 seinen Betrieb aufgenommen. Seitdem sei der Bedarf an Untersuchungen und Operationen enorm gewachsen, die 280 Betten reichten längst nicht mehr aus, zumal das UHZ auch Patienten aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen anziehe, sagen die beiden ärztlichen Leiter, Kardiologe Stefan Blankenberg und Herzchirurg Hermann Reichenspurner. Nach Angaben des UKE werden schon 10.000 Menschen pro Jahr stationär und 18.000 ambulant behandelt. Der Anspruch, sämtliche nichtinvasive und invasive Verfahren der Herzchirurgie und Kardiologie für Kinder und Erwachsene anzubieten, stoße an Grenzen.

In dem Neubau soll es bis zu 388 Betten geben, 76 davon sind als Intensivbetten geplant. Es bleibt zwar bei insgesamt neun Operationssälen, allerdings sollen statt bisher zwei künftig vier davon als sogenannte Hybrid-OP-Säle eingerichtet werden, in denen Kardiologen, Herzchirurgen, Kinderherzmediziner und Gefäßspezialisten die Patienten mit einer Kombination aus Operation und Katheter-Eingriff (dünner Schlauch als Hilfsmittel) behandeln.

UHZ: Verstärkte Zusammenarbeit in interdisziplinären Teams

Gefäßspezialisten können die Hybrid-OP-Säle etwa nutzen, um Patienten mit verkalkten Arterien per Katheter Gefäßprothesen einzusetzen, erklärt das UKE. Wichtig seien diese Säle zudem etwa für die Versorgung von Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern sowie für Operationen, bei denen Herzklappen per Kathetereingriff ersetzt oder repariert werden. Für die Diagnostik von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wird es acht Herzkatheterlabore in dem Neubau geben – ein Labor mehr als bisher – wobei drei Katheterlabore ausschließlich zur Diagnose und Behandlung von Herzrhythmus-Störungen dienen und zwei als Hybrid-Labore für komplexe Eingriffe zur Verfügung stehen.

Vor allem bei minimalinvasiven, also über nur sehr kleine Hautschnitte durchgeführten operativen Eingriffen an Herz und Gefäßen seien zuletzt große Fortschritte erzielt worden, sagt Kardiologe Stefan Blankenberg. „Viele solcher Behandlungen führen wir bereits in interdisziplinären Teams durch – das werden wir im neuen UHZ ausbauen.“

Neubau am UKE kostet rund 200 Millionen Euro

Eine weitere Verbesserung betrifft Bildgebende Untersuchungen des Herzens und der Gefäße. Bisher mussten Patienten dafür immer erst in die Radiologie in einem anderen Gebäude gebracht werden. Der Neubau wird dagegen über ein eigenes „Kardiovaskuläres Imaging Center“ verfügen: Dort können die Ärztinnen und Ärzte des UHZ einen Magnetresonanztomografen und einen Computertomografen nutzen, die speziell auf Herzerkrankungen ausgelegt sind. „Alles, was für die Diagnose und Versorgung von Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebraucht wird, befindet sich künftig unter einem Dach. Unsere Schwerpunktgebiete wie die Kinderherzmedizin und die Transplantation von Herz und Lunge können in neuen UHZ ausgebaut werden“, sagt Herzchirurg Hermann Reichenspurner.

Der Entwurf für den Neubau des UHZ stammt vom Büro Nickl & Partner Architekten in München. Die Kosten belaufen sich auf rund 200 Millionen Euro. Die Finanzierung soll über das in Hamburg schon an vielen Stellen praktizierte Mieter-Vermieter-Modell realisiert werden.