Hamburg. Genussexperte Gerd Rindchen besucht das Copper House auf dem Kiez – und schwärmt vom Live Cooking.
Offen gestanden war ich nie ein großer Freund von „All you can eat“-Restaurants. Vor meinem inneren Auge türmen sich dann Berge billigsten Fleisches, fettgetränkte Pommes oder dubiose Häppchen aus der untersten Convenience-Schublade auf. Dass es auch anders geht, mit richtig guten Zutaten und spannenden Zubereitungen, beweist seit Jahr und Tag das Copper House in der Davidstraße.
Unweit der Reeperbahn und in Steinwurfweite von anderen, nicht primär kulinarischen Attraktionen entfernt ist das ein großer, cool designter Laden, in dem es zu Spitzenzeiten auch mal trubelig zugeht – aber das schmälert das hier Gebotene keinesfalls.
Vorspeisen überzeugen mit tadelloser Qualität
Schon bei den kalten Vorspeisen fällt die Qualität der Grundstoffe auf: Die Sushivariationen sind zwar nicht die inspiriertesten unter der Sonne, aber die oft fragwürdige Qualität von Lachs und Thunfisch, dem Duo Infernale der Sushiwelt, ist hier tadellos. Dazu kommen California Rolls, asiatische Salate und ein milder Seafoodsalat. Auf dem warmen Büfett tummeln sich geröstete Ente, gemischte Meeresfrüchte, vegetarische Bratnudeln, gebackene Hähnchenbrust, Rindfleisch mit Zwiebeln und Champignons oder Garnelentempura – aber, ganz ehrlich: Lassen Sie weitestgehend die Finger davon.
Große Auswahl gepaart mit Live-Unterhaltung
Viel spannender ist die eigentliche Attraktion des Hauses: das vielfältige und abwechslungsreiche Live Cooking auf den Teppanyakigrills, von gestandenen chinesischen Kochprofis in stoischer Gelassenheit bewältigt. Schier überwältigend ist die Auswahl aus dem Meer: Thunfischsteak, Lachsfilet, Heilbuttsteak, Loup de Mer, geschälte und ungeschälte Garnelen, Calamari, Oktopus, Jakobsmuscheln und Grünschalmuscheln geben sich hier ein Stelldichein.
Asia-Barbecue-Sauce ist ein Genuss - Preise auch
Geheimtipp am Rande: Lachs, Loup und Thunfisch lassen sich roh mithilfe eines scharfen Messers auch easy in ein leckeres Sashimi vorweg verwandeln. Dann spart man sich den verzichtbaren Sushireis. Aber eigentlich kommt alles auf den Grill und kann dabei mit mannigfaltigen Saucen und Würzungen kombiniert werden.
Wenn Ihnen hier die hausgemachte Asia-Barbecue-Sauce über den Weg läuft: zuschlagen, sie ist die spannendste und aromensatteste von allen! Und harmoniert gut mit der Fleischauswahl, als da wären: Black Angus Beef, Lammnackenkarree, Hühnerbrust, Lammspießchen und Hühnerspießchen, auch diese in beachtlicher Produktqualität. Shanghai Paksoi, Zucchini, Zuckererbsen, Paprika, Zwiebeln und Kräuterseitlinge zählen zum grillbaren Gemüseangebot – Veggies welcome!
Wer zum Schluss unbedingt Lust auf Süßes hat, kann sich am Dessertbüfett mit Crème brûlée, frischem Obst, gebackenen Bananen und Ananas verwöhnen. Mein Lieblingsdessert hier ist allerdings Black Angus Beef Medium rare mit Asian Barbecuesauce.
Ach ja: Der Preis für eine solchen All-inclusive–Abend de luxe beläuft sich auf moderate 28,50 Euro, und um den Kelch des Glückes übervoll zu machen, gibt es sogar noch eine seriöse Weinauswahl: Unter anderem den lebendigen chilenischen Sauvignon „Pasa del Sol“ (0,2 l für 6,50 Euro, Fl. 23,50 Euro) oder den komplexen und vielschichtigen 2012er (!) Spätburgunder Barrique vom Pfälzer Aufsteiger-Weingut Stern (Fl. 39 Euro). Da will man nicht meckern.