Hamburg. „Was ist das für ein Vater, der seine Kinder anzündet?“ Aussage der Ex-Frau des Angeklagten wird im Gerichtssaal abgespielt.
„Was ist das für ein Vater, der seine Kinder anzündet?“ Die Stimme der Frau klingt aufgeregt, als sie schildert, wie entsetzt ihr Sohn auf die Attacke des Vaters reagierte. Wie verängstigt ihre Kinder waren und sie selber in Panik.
Prozess in Hamburg: Vater soll Kinder und Ex-Frau angezündet haben
Es sind Monate vergangen, seit der Vater der Kinder und Ex-Mann der Frau seine eigene Familie überwältigt, mit Benzin angegriffen und angezündet hat. Doch die Verletzungen, die der 50-Jährige damit verursacht hat, werden wohl nie heilen. Weder die an den Körpern noch die an der Seele der Opfer.
Im Prozess um den Brandanschlag vom 1. Mai diesen Jahres auf die 40-Jährige und ihre Kinder ist der Familienvater Kalender E. unter anderem wegen versuchten Mordes und schwerer Brandstiftung angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft hat er seine Ex-Frau und den zehnjährigen Sohn mit Benzin übergossen und sie angezündet. Beide erlitten schwerste Verletzungen, die zwölf Jahre alte Tochter konnte sich auf einen Balkon retten. Auch Kalender E. wurde in den Flammen schwer verletzt.
Angeklagter griff Ex-Frau zunächst mit Messer an
Am Mittwoch wurde im Prozess eine polizeiliche Vernehmung seiner Ex-Frau abgespielt. Die 40-Jährige schilderte, wie ihr geschiedener Mann sie mit einem Trick dazu brachte, die Tür zu öffnen und wie er sie mit einem Messer angriff. „Er hat mich gestochen.“
Dann habe Kalender E. Benzin über seine Familie ausgegossen. „Ich sagte den Kindern, sie sollen sich retten.“ Der Sohn habe sich erschüttert über den Angriff seines Vaters gezeigt und selber seine Flammen löschen können.
Kalender E. wollte sich vor Augen seiner Familie umbringen
Kalender E. bezeichnete den Anschlag auf seine Familie als „furchtbare Tat“. Er habe seine Frau lediglich „verletzen“ wollen. „Danach wollte ich mich anzünden und töten“, so der 50-Jährige. Er und seine Ex-Frau seien zwar seit Langem geschieden, „aber unsere Beziehung war für mich nie wirklich beendet“. Aus seiner Sicht hätten sie sich wieder versöhnt.
Als die 40-Jährige ihm mitgeteilt habe, dass sie „doch keinen Frieden“ wolle, „bin ich im Kopf verrückt geworden. Ich habe mich wertlos gefühlt und dachte, alles verloren zu haben“. Er habe sich vor den Augen seiner Familie umbringen wollen. Er habe keine Erinnerung daran, dass er seinen Sohn mit Benzin übergossen habe. Er wisse aber, dass er für das Leid seiner Familie verantwortlich sei – „und dass ich mich dafür unendlich schäme“.