Hamburg. An der Fischauktionshalle und am Flughafen haben „Drive-In“-Strecken eröffnet. Das geht schnell und unbürokratisch.
Mit Tests von Tests ist es so eine Sache. Aber dieser ging gut. Der Weg über das Kopfsteinpflaster des Fischmarkts kurz vor Ostern erwies sich als komfortable, kontaktlose und unkomplizierte Art, auf Nummer sicher zu gehen – beziehungsweise zu fahren. Ohne das Auto verlassen zu müssen, war das Thema Nasenabstrich in Sekunden-schnelle abgehakt. Noch auf dem Rück-weg traf das Ergebnis via SMS ein – mit offiziellem Dokument zum späteren Herunterladen aus dem Internet. Starke Organisation eines professionellen Teams.
Neben dem neuen „Drive-In“ für Corona-Schnelltests in und neben der Fischauktionshalle am Altonaer Elbufer eröffnete am Gründonnerstag außerdem ein „Drive-Through“ im Parkhaus 1 am Flughafen. Beide Stationen bieten diesen Service für automobile Kunden quasi im Vorbeifahren auch während der Feiertage an. Eine Registrierung im Internet ist nötig, indes in beiden Fällen schnell erledigt. In der Fischauktionshalle wie am Flughafen sind parallel Testzentren für Fußgänger eingerichtet.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft
Drive-In: Premiere auf dem Fischmarkt verlief problemlos
Die Premiere auf dem Fischmarkt verlief problemlos. Kleine Startprobleme sollen zügig ausgemerzt sein. So ist bei der Online-Buchung von einem Speicheltest die Rede. Tatsächlich wird ein völlig harmloser Abstrich in den vorderen Nasenflügeln gemacht.
Doch beginnen wir bei diesem Test von vorn. Die Einfahrt auf das Gelände der alten Auktionshalle ist frei und prima ausgeschildert. Ein Mitarbeiter weist den Weg und bittet um das Tragen einer Maske, auch wenn man allein im Fahrzeug sitzt. Das hat seinen Grund, denn vor der Station an der Seitenmauer der Halle fragt ein Kollege nach dem Code, der bei der Buchung übermittelt worden war. Kann ja sonst jeder kommen. Vor allem werden die persönlichen Daten des Personalausweises benötigt, um ein Dokument mit Testergebnis per SMS oder Mail zustellen zu können.
Der „Bürgertest“ ist einmal in der Woche gratis
An einem Holztisch haben die Leitende Ärztin Dr. Natasha Schlothauer sowie Daniela, Niklas und Tommy vom Roten Kreuz Position bezogen – ausnahmslos in Schutzkleidung. Den Abstrich im vorderen Nasenraum nimmt die doppelt promovierte Medizinerin aus Bremen durch das geöffnete Autofenster vor. Es dauert mit geübter Hand nur ein paar Sekunden, kitzelt ein kleines bisschen, ist völlig unproblematisch. „Gute Fahrt“, ruft die Ärztin. Der nächste ist dran. Die folgenden Autos haben Hamburger und Pinneberger Kennzeichen. Das Paar in einem weiteren Wagen kommt aus Österreich.
Wahrscheinlich hat es zuvor im Internet pro Person 24,99 Euro pro Schnelltest bezahlen müssen. Für Deutsche ist der „Bürgertest“ einmal in der Woche gratis. Wer öfter sichergehen will, muss zahlen. „Eine lückenlose Kontrolle findet nicht statt“, sagte Martin Helfrich, Sprecher der Sozial- und Gesundheitsbehörde, dem Abendblatt. „Das würde einen unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand erfordern.“ Hamburg wolle mehr Sicherheit, nicht mehr Bürokratie.
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Angepeilt sind 1000 Besucher am Tag
Laut offizieller Verordnung dürfen pro Probe und Diagnose 15 Euro für jeden dieser schnellen Tests abgerechnet werden. Bei starkem Andrang und reibungsloser Organisation kann sich das Geschäft für Betreiber erstklassig rechnen. Während überall in der Stadt Testzentren neu eröffnen, werden anderswo kaum besuchte Stationen geschlossen.
Die Macher auf dem Fischmarkt peilen als Ziel etwa 1000 Besucher pro Tag an. Neben dem „Drive-In“ draußen, der maximal 2000 Kunden pro Woche bedienen kann, ist innen derzeit eine Durchlaufstation geöffnet. Bei Bedarf könnten fünf weitere Spuren besetzt werden. Theoretisch beträgt die wöchentliche Kapazität 60.000 Testungen. Das wäre Hamburg-Rekord. Doch noch ist es nicht soweit.
Gastronom Jens Stacklies ist mit im Boot
Sowohl vom „Drive-Through“ am Flughafen (täglich 6.30 bis 19.30 Uhr) wie dem „Drive-In“ auf dem Fischmarkt (werktäglich 8 – 20 Uhr, feiertags 10 – 19 Uhr) berichten Nutzer von problemlosen Passieren am Steuer – auch wenn der angestrebte Zeitrahmen von zwei Minuten pro Kunde für Durchfahrt, Ausweiskontrolle, Test und Diagnose knapp bemessen scheint. Dennoch soll der Name der beiden Testcenter am Fischmarkt Programm sein: „TestOne“.
Hinter dieser neugegründeten Gesellschaft stehen die Hamburger Privatunternehmen Red One Healthcare in Bahrenfeld sowie das Hygiene Kontor aus Stellingen. Partner ist der Gastronom Jens Stacklies, auch Inhaber der Fischauktionshalle. Er hat zudem seine Söhne Philipp (26) und Felix (28) an Bord. „Wir wollen nicht über die Pandemie jammern und auf staatliche Hilfestellungen bauen“, sagte Stacklies bei der Drive-In-Premiere. Man habe nicht ausufernd geplant und alles lückenlos abgesichert, sondern seit kurzentschlossen zur Tat geschritten.
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Drive-In: Beispiel hanseatischer Unternehmenskultur
Unter dem Strich ergibt sich ein Beispiel hanseatischer Unternehmenskultur. Stacklies lastet die unfreiwillig leerstehende Großhalle teilweise aus. Die beiden anderen Firmen machen gleichfalls aus der Not eine Tugend. Die Veranstaltungsausrüster Sonja Steinbach und Oliver Sperling gründeten das Hygiene Kontor Hamburg. Beim anderen „Test-One“-Gesellschafter handelt es sich um das hanseatische Unternehmen Red One Healthcare. Das Stammhaus ist mehr als 60 Jahre alt.
Seniorchef Joachim Schlennstedt, Sohn Christian und Co-Geschäftsführer Michael Pachter sowie 70 Mitarbeiter beschäftigen sich mit Handel und Produktion von Kunststoffen. Eigentlich. In der Pandemie wurde eine neue Nische gesucht – und gefunden. 500.000 Testpakete aus China liegen in Hamburg auf Lager. Eine Million Stück sollen am 12. April eintreffen. Viele weitere sind geordert. Risikofreude und Pioniergeist gehören zum Geschäft.
Ein Antigen-Schnelltest in der Fischauktionshalle ist unter www.test-one.de buchbar. Termine am Flughafen gibt es unter www.centogene.com/de/covid-19/test-centers/testen-am-hamburger-flughafen.de.