Hamburg. Außerdem wurde in Hamburg die Terminvergabe für die Corona-Impfungen der unter 80-Jährigen ausgesetzt. Die Schulen öffnen heute wieder.

Langes Warten in der Kälte vor dem Impfzentrum soll es künftig nicht mehr geben. Das jedenfalls wünscht sich die CDU und fordert jetzt eine Impfung im Auto. „Die Terminvergabe läuft weiterhin nicht rund, und wenn man einen Termin bekommen hat, kommt es zu längeren Warteschlangen am Impfzentrum“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering dem Abendblatt. „Es kann nicht sein, dass ältere Hamburgerinnen und Hamburger gefühlte Ewigkeiten in der Warteschlange stehen müssen. Das ist eine Zumutung.“

Auf dem Messegelände gebe es viel Platz, „deshalb sollte Hamburg umgehend zusätzlich die Möglichkeit anbieten, sich in einer Art ,Drive-Impf‘ direkt im Auto sitzend impfen zu lassen“, so Thering. Andere Städte würden bereits so vorgehen.

Hamburg will Drive-in-Impfung wie in Bremervörde

Ein Beispiel ist das niedersächsische Bremervörde. Dort wurden am Sonnabend etwa 480 Senioren im Auto geimpft. Dafür wurde laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) eine Impfstraße auf dem Markt- und Messegelände aufgebaut. Die Frauen und Männer mussten sich vom Beifahrersitz aus registrieren, dann folgte ein Arztgespräch, die Impfung und abschließend die rund 15-minütige Überwachungsphase.

Wer Probleme hatte, sollte hupen oder anrufen. Wer sich nicht von Angehörigen oder Freunden fahren lassen konnte, wurde per Fahrdienst gebracht. Als Vorteil dieser Drive-in-Impfung nannte der Landkreis die Geschwindigkeit. Im Impfzentrum müssten mehrere Räume aufgesucht werden. Das koste Zeit – gerade bei Menschen, die weniger mobil seien.

Terminvergabe für unter 80-Jährige ausgesetzt

Derweil hat Hamburg die Terminvergabe für die Impfung von unter 80-Jährigen ausgesetzt – wegen reduzierter Liefermengen des Impfstoffs von AstraZeneca. Alle bereits vereinbarten Termine würden aber eingehalten, sagte Sozialbehördensprecher Martin Helfrich der dpa am Sonntag. „Die Kürzung der Lieferungen hat zur Folge, dass zunächst keine Termine mehr vergeben werden können“, so Helfrich.

Ausgenommen seien über 80-Jährige, die in begrenztem Umfang telefonisch Termine vereinbaren könnten. „Die Terminvergabe kann wieder aufgenommen werden, sobald verlässliche Planungen vorliegen und Lieferungen erfolgen.“ AstraZeneca habe für diese und nächste Woche die Lieferung von jeweils nur noch 4800 Impfdosen angekündigt. Zugesagt gewesen seien insgesamt mehr als 26.000 Dosen.

Steigende Zahl von Patienten auf Intensivstationen

Die Infektionszahlen sind am Wochenende in etwa stabil geblieben. Am Sonnabend meldete die Sozialbehörde 210 Neuinfektionen, am Sonntag waren es 194. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Wochenende minimal von 86,7 am Freitag auf 86,8 am Sonntag.

Auffällig war zuletzt die hohe und steigende Zahl von Patienten, die auf den Intensivstationen Hamburger Kliniken wegen schwerer Corona-Infektionen behandelt werden mussten. Am Freitag
waren dies 100 Menschen. Insgesamt liegen 233 Corona-Patienten in Hamburger Krankenhäusern. Am Wochenende hatte die Stadt acht weitere Corona-Tote zu beklagen. Seit Pandemiebeginn sind mittlerweile 1332 Hamburgerinnen und Hamburger nach einer Infektion mit dem Coronavirus verstorben.

Insgesamt 55.007 Corona-Infektionen in Hamburg

Bis zum Sonntag registrierte die Sozialbehörde insgesamt 55.007 Infektionen in Hamburg. 49.500 der Betroffenen gelten unabhängig von möglichen Spätfolgen als genesen. Etwas weniger als 4200 Bürger der Hansestadt sind akut erkrankt. Eine Erstimpfung haben bisher (Stand Freitag) 144.087 Hamburger erhalten. 67.723 von ihnen haben auch die zweite Impfung bekommen.

In Schleswig-Holstein ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Wochenende wieder über den Schwellenwert von 50 gestiegen. Weil die Inzidenz zuletzt darunter gelegen hatte, waren in dem Bundesland gemäß dem jüngsten Beschluss von Kanzlerin und Ministerpräsidenten die Geschäfte wieder geöffnet worden. Bei einer Inzidenz von mehr als 50 sah dieser nur „Terminshopping“ vor. In den an Hamburg grenzenden Landkreisen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen war die Inzidenz laut Robert-Koch-Institut am Sonntag durchweg höher als 50.

Sozialbehörde will Hartz-IV-Empfänger unterstützen

Unterdessen hat die Hamburger Sozialbehörde am Sonntag angekündigt, dass Jobcenter die Bezieher von Hartz- IV-Leistungen bei der Beschaffung technischer Geräte mit bis zu 300 Euro unterstützen will. Voraussetzung: Die Hardware ist für die Jobsuche erforderlich. Smartphones sind ausgenommen, es werden aber monatlich bis zu 30 Euro für notwendiges Datenvolumen übernommen – für maximal ein halbes Jahr.

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„Die Bewerbungssituation hat sich stark verändert, auch aufgrund der aktuellen Pandemie“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). „Viele Unternehmen suchen Mitarbeiter ausschließlich auf dem digitalen Weg.“ Daher müssten Bewerber über die notwendige Ausstattung verfügen. Jobcenter-Kunden könnten auch an Qualifizierungen teilnehmen, in denen Kenntnisse zur Nutzung der Geräte vermittelt würden.

Hamburgs Schulen starten den Präsenzunterricht

Nach drei Monaten Homeschooling startet am heutigen Montag in Hamburgs Schulen ein modifizierter Präsenzunterricht. Zunächst werden Grundschüler und Abschlussklassen der weiterführenden Schulen in halber Klassenstärke abwechselnd zu Hause und im Präsenzunterricht unterrichtet. In allen Klassenzimmern gilt die Maskenpflicht.

Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß hat derweil vor einer aus seiner Sicht überzogenen Maskenpflicht im Freien gewarnt. „Nach den Gerichtsurteilen sollte der rot-grüne Senat unsinnige Maßnahmen wie die generelle Maskenpflicht für Jogger umgehend abschaffen und die Regeln verhältnismäßig gestalten“, sagte Ploß am Sonntag. „Sonst schwindet die Akzeptanz für die wirklich notwendigen Corona-Regeln.“