Hamburg. Tagelang hatten die Feuerbauer darauf hingefiebert und viel Arbeit investiert. Um 18.50 Uhr war es schließlich so weit.
Wenn am Elbufer meterhohe Feuer kontrolliert lodern, kann Ostern beginnen. Nach wochenlangen Querelen um Organisation und Sicherheitsauflagen wurden die traditionellen Osterfeuer in den Elbvororten am Sonnabend um 18.50 Uhr entzündet. Da ob idealer Witterung letztlich keine Sicherheitsbedenken vorlagen, begann schon vor Einbruch der Dunkelheit eine Strandparty besonders lustvoller Art.
Im Gegensatz zum Hader zuvor blieben am Strand tückische Böen aus. Das Blankeneser Brauchtum präsentierte sich von attraktiver Seite. Tausende Zuschauer ließen sich das Spektakel vor maritimer Kulisse nicht entgehen.
Osterfeuer am Elbstrand zieht viele Besucher an
„Die tagelange Mühe hat sich gelohnt“, sagte Feuerbauerin Anna Müller. Hand in Hand mit Anwohnern und befreundeten Familien hatte die 34-jährige Physiotherapeutin aus Ottensen Stämme, Holzreste und ausrangierte Tannenbäume organisiert und mit einem Lkw an den Strand transportiert. Höher als fünf Meter durfte der geschickt gestapelte Berg gemäß behördlicher Verfügung nicht sein. Das reichte für stundenlanges Brennen und Glimmen.
Die gebürtige Blankeneserin Anna Müller stand am Rande, als Kinder den Haufen mit Fackeln ansteckten. Im Nu brannte es lichterloh. Die Kraft des Feuers bewies den Sinn umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen. Nach den Querelen sollte jede Panne im Keim erstickt werden.
Vier Osterfeuer am Elbstrand genehmigt
Vier große Osterfeuer waren offiziell genehmigt: vom Mühlenberg elbabwärts bis in den Westen Blankeneses, im Volksmund „Viereck“ genannt. Dort durften die Flammen zuerst lodern. Sodann setzte sich der Feuerreigen Haufen für Haufen fort. Feuerwehr und Rettungswagen standen parat. Um auf Nummer sicherzugehen, patrouillierte auf dem Fluss das Löschboot „Prag“. Das speziell ausgrüstete Schiff schafft es bei Bedarf, 41.000 Liter Wasser pro Minute auszustoßen.
Etwa 200 Meter backbords, am „Knüll“, hatten mehrere Familien ein ebenso beeindruckendes Spektakel entfacht. Einer der Osterfeuer-Aktivisten an dieser Stelle war Anwohner Dr. Walter Scheuerl, zuvor streitbarer Widersacher aus seiner Sicht zu strikter Auflagen. „Der Sturm im Wasserglas hat sich gelegt“, sagte der Jurist versöhnlich, „und wir freuen uns, dass sich diese schöne Tradition durchgesetzt hat.“
Als die Sonne nach 20 Uhr unterging und am Elbstrand zauberhafte Lichtverhältnisse schuf, strömten aus Richtung S-Bahnhof Blankenese scharenweise Zuschauer durchs Treppenviertel bergab. Wohl dem, der mit Bratwurst auf privaten Grillrosten, Brause oder Bier vorsorgte. Die-ser Ostersonnabend hatte Erlebnischarakter.
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Für Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg klang ein intensiver Arbeitstag harmonisch aus. Die Grünen-Politikerin war von neun Uhr bis in die Dunkelheit vor Ort. Mehrfach inspizierte sie die vier Osterfeuer persönlich – begleitet von Mitstreitern, Feuerwehr und Polizei. „Es ist ein Fest für Groß und Klein“, sagte von Berg. Ihr Ziel: „Ich will diese Tradition für Blankeneser Familien erhalten.“ Massentourismus ist damit nicht gemeint.