Hamburg. Weitere Jahrgänge werden bald zumindest zeitweise in die Schulen zurückkehren. Mehr Spielraum durch sinkende Infektionszahlen.

Die Schulen werden angesichts sinkender Inzidenzzahlen ein Stück weiter geöffnet. Nach den Maiferien, also vom 17. Mai an, sollen die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen an Stadtteilschulen und Gymnasien mit dem Wechselunterricht starten und damit zumindest zeitweise in die Schulen zurückkehren.

„Da die rund 9000 Abiturientinnen und Abiturienten seit Ende April keinen Unterricht mehr haben, wollen wir diesen Spielraum nutzen. Die Fünft- und Sechstklässler haben seit März vergangenen Jahres fast ein Dreivierteljahr lang keinen Unterricht in der Schule gehabt und konnten auch in den letzten fünf Monaten nicht mehr in der Schule lernen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD).

Wechselunterricht in Hamburg: 60 Prozent der Schüler nehmen teil

Gerade jüngere Schüler seien auf die Begleitung und Anleitung durch die Lehrkräfte angewiesen. Sie benötigten zudem die Schule als Ort sozialen Lernens und als Struktur für ihren Tagesrhythmus. „Ich hoffe darauf, dass die sinkenden Infektionszahlen in Hamburg vor den Sommerferien weitere Möglichkeiten eröffnen“, sagte Rabe.

Bislang nehmen rund 60 Prozent oder 108.000 der 184.000 Schüler an den allgemeinbildenden staatlichen Schulen am Wechselunterricht teil. Neben den kompletten Grund- und Sonderschulen sowie den Vorschulklassen sind es die Klassenstufen 6, 10 und 12 an Gymnasien sowie die Stufen 9, 10 und 13 an Stadtteilschulen. Von Mitte Mai an kommen dann die rund 21.000 Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen hinzu.

Pädagogen appellieren an Folgen für Schüler

Zuletzt hatten auch die Schulleiter der Gymnasien auf eine weitere Öffnung ihrer Schulen gedrängt. „Wir bekommen täglich Zuschriften besorgter Eltern, die die Motivation ihrer Kinder schwinden sehen. Wir erleben Kinder, und Jugendliche, die vom Bildungsgang abgehängt werden“, hieß es in einer Erklärung der Vereinigung der Leitungen Hamburger Gymnasien und Studienseminare (VLHGS) vor einer Woche.

„Vor allem sehen wir die Not unserer Schülerinnen und Schüler, denen die Freunde fehlen, die sozialen Kontakte, um mit anderen im Team zu lernen, zu lachen, Erfolg und Misserfolg zu erleben. Wir wünschen uns im Interesse aller Schülerinnen und Schüler, die seit über vier Monaten wieder in der Distanz lernen müssen, eine Öffnungsstrategie für die Schulen“, schrieben die Pädagogen. „Ziel sollte es sein, allen Schülern und Schülerinnen vor den Sommerferien Schule in Präsenz zu ermöglichen“, hieß es in der Erklärung, die mit „Kinder gehören in die Schule“ überschrieben war.

Ob es dazu kommen wird, steht dahin und ist nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung der Corona-Inzidenzzahlen abhängig. Aber auch Rabe hatte im Abendblatt-Interview vor zwei Wochen bereits darauf hingewiesen, dass es nach dem Unterrichtsende für die Abiturienten Spielräume gebe, um weitere Jahrgänge in den Wechselunterricht einzubeziehen.

Präsenzpflicht bleibt ausgesetzt – Testpflicht für Lehrer und Schüler

Unterdessen bleibt die Präsenzpflicht an Schulen weiterhin aufgehoben. Wenn Eltern zum Beispiel aufgrund erheblicher gesundheitlicher Risiken in der Familie Bedenken gegen einen Schulbesuch ihrer Kinder haben, können die Kinder im Distanzunterricht bleiben.

Um Infektionen mit dem Corona­virus schnell zu erkennen, ist ein umfangreiches Testmanagement an Schulen angelaufen. Die Schulbeschäftigten werden dreimal pro Woche getestet, Schüler zweimal. Die Tests sind verpflichtend. Wer sich weigert, darf die Schule nicht betreten. Die Schulbehörde hatte am Mittwoch gemeldet, dass die Marke von einer Million Testungen an Schulen überschritten sei.

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Corona-Tests an Schulen – eine Bilanz

Von den insgesamt 1.056.327 Schnelltests fielen in den vergangenen fünf Wochen 1128 positiv aus – das sind 0,11 Prozent. Von den Schülerinnen und Schülern wurden 1030 positiv getestet (0,12 Prozent), bei den Schulbeschäftigten waren es 98 (0,04 Prozent). Der Anteil der positiv Getesteten ging innerhalb dieses Zeitraums insgesamt leicht zurück.

Die Tests der Schüler werden unter Aufsicht der Pädagogen durchgeführt. Wenn der Schnelltest anschlägt, muss ein genauerer PCR-Test unmittelbar folgen, um eine eventuelle Infektion sicher zu belegen. „Die kostenlosen Tests schaffen deutlich mehr Sicherheit in den Schulen, aber auch in Freizeit und Familie“, sagte Rabe.

Darüber hinaus gelten strenge Hy­giene- und Abstandsregeln in den Schulen. Lehrer, Schüler, Hausmeister und Schulsekretärinnen müssen durchgängig eine medizinische Maske tragen und den Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten. In den Unterrichtsräumen muss alle 20 Minuten per Stoßlüftung für einen Luftaustausch gesorgt werden.