Hamburg. Laut dem RKI liegt die Inzidenz in Hamburg unter 100. Der Senat kommt auf höhere Ergebnisse und wird daher vorerst nichts lockern.

Am Mittwochmorgen hätte in Hamburg theoretisch Grund zum Jubeln bestanden: Denn als das Robert-Koch-Institut (RKI) des Bundes um 8.30 Uhr die neuesten Corona-Fallzahlen für das ganze Land veröffentlichte, wurde  für die Hansestadt ein Inzidenzwert von 95 ausgewiesen – satte zehn Punkte weniger als am Vortag. Damit hatte Hamburg nicht nur weiterhin den zweitbesten Wert nach Schleswig-Holstein (70) und stand erheblich besser da als der Rest der Republik – deutschlandweit liegt der Wert bei 161 –, sondern rutschte auch erstmals seit Mitte März unter 100.

Und das bedeutet: Wenn dieser Zustand fünf Tage lang anhält, könnte die Stadt nach den Regeln der Bundes-Notbremse Lockerungen vornehmen, etwa weitere Jahrgänge zurück in die Schulen holen oder dem Einzelhandel wenigstens wieder „Click & Meet“, also Shoppen mit vorheriger Terminbuchung, erlauben.

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Warum zeigt die Hamburger Corona-Inzidenz andere Werte?

Doch dazu wird es vorerst nicht kommen. Denn der Hamburger Senat legt für seine Entscheidungen nicht die RKI-Zahlen zugrunde, sondern seine „eigenen“, also jene, die die Sozialbehörde jeden Tag um 12 Uhr veröffentlicht. Die gingen am Mittwoch zwar auch zurück – 319 Neu-Infektionen waren 81 weniger als vor einer Woche. Doch die Inzidenz, die die Zahl der Ansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen angibt, sank „nur“ von 114,3 auf 110.

Doch wie kommen RKI und die Stadt überhaupt auf unterschiedliche Werte? Die Wahrheit ist: Wirklich stichhaltig lässt sich das nicht erklären. Grundsätzlich ist der Ablauf so: PCR-Tests werden in mehreren Laboren analysiert und die Ergebnisse in das Meldesystem Demis eingepflegt. Die Hamburger Gesundheitsämter greifen dort auf die Daten zu und prüfen etwa, ob ein positiv Getesteter auch wirklich in Hamburg wohnt (was manchmal nicht der Fall ist) oder ob er schon im System vorhanden ist. Dann melden sie diese „qualitätsgesicherten“ Daten an die Sozialbehörde, die sie wiederum sammelt, veröffentlicht und ans RKI meldet.

Mit der Bevölkerungszahl hat die Abweichung nichts zu tun

Das Institut veröffentlich zwar immer erst am Folgetag die aus den Ländern übermittelten Daten. Das würde also erklären, warum der RKI-Wert dem „Hamburger“ Wert immer etwas hinterherhinkt. Tatsächlich hinkt er aber nicht nur hinterher, sondern er weicht fast immer mehr oder weniger ab – mal leicht nach oben, aktuell halt stark nach unten. Als mögliche Erklärung gilt noch, dass es mitunter zu Nachmeldungen von Laborergebnissen kommt oder aus anderen Bundesländern oder gar aus dem Ausland ein positiver Test eines Hamburger Bürgers gemeldet wird – das erfolgt dann nicht immer über Demis und kann zu Verwirrung führen.

Klar ist nur: Mit der Bevölkerungszahl, wie oft kolportiert, hat die aktuelle Abweichung nichts zu tun. Zwar legt das RKI für Hamburg eine niedrigere Einwohnerzahl zugrunde als die Stadt selbst (etwa 1,85 zu 1,9 Millionen). Doch wenn die Corona-Fälle auf weniger Menschen umgerechnet werden, müsste das RKI eine höhere Inzidenz ausweisen und nicht eine niedrigere. In der Sozialbehörde ist man sich daher sicher: „Mit der von uns errechneten Inzidenz sind wir näher an der Realität.“ Daher gelte in Hamburg auch weiterhin nur der „Hamburger“ Wert.