Hamburg. 2011 hatte die Behörde zu Vorschlägen für bessere Schaltungen aufgerufen. Mehr als jede achte Anlage ist neu geschaltet.

Jeder kennt es: Die Ampel an einer Kreuzung schaltet auf Grün und, gefühlt nur einen Augenblick später, springt sie schon wieder auf Rot. Das ist besonders ärgerlich, wenn in die Richtung, in die jetzt gefahren werden darf, viel weniger Autos (oder Radfahrer) unterwegs sind. Während dieses Problem so alt ist wie die Ampel selber, war die Idee des damals frisch ins Amt gekommenen Verkehrsstaatsrats Andreas Rieckhof neu: Im Sommer 2011 rief er dazu auf, besonders „nervige“ Ampeln zu melden – verbunden mit der Ankündigung, die Schaltungen gegebenenfalls zu ändern. Das Ergebnis ist erstaunlich. Nicht weil 765 Änderungswünsche für 461 „Lichtzeichenanlagen“ eingingen. Sondern weil seitdem 231 Ampeln tatsächlich umgestellt wurden. Und das sind immerhin 13 Prozent aller Hamburger Anlagen.

Die große Liste mit den Ampeln

„Das Projekt ist ein großer Erfolg“, sagt Richard Lemloh, Sprecher der Verkehrsbehörde. Schließlich wurden viele Wünsche der Bürger umgesetzt. Ob der Verkehr allerdings nach den Umstellungen besser fließt, weiß er nicht: Dazu lägen keine Daten vor.


Im Sommer 2011 hatte der Landesbetrieb Verkehr zunächst die sieben „nervigsten“ Ampeln ausgewählt, um im Dialog mit den Bürgern über die Probleme zu diskutieren. Bei der Auswahl spielten neben der Häufigkeit der Nennung auch Lage und Übertragbarkeit des Problems auf weitere Kreuzungen und eine ausgewogene Mischung der Verkehrsteilnehmer eine Rolle.

Im September dann erarbeiteten schließlich 84 Bürger zusammen mit Mitarbeitern verschiedener Fachrichtungen bei Workshops mit dem holprigen Namen „Planungswerkstatt Lichtsignalanlagen“ Verbesserungsmöglichkeiten für die Kreuzungen.

Ergebnisse fallen teilweise ernüchternd aus

Der Workshop für den Bezirk Altona befasste sich beispielsweise mit Problemen an der Kreuzung Bleicken­allee/Hohenzollernring. Dabei wurden vor allem die zu langen Wartezeiten für Fußgänger und Fahrradfahrer bemängelt. Dies habe in vielen Fällen dazu geführt, dass die Busse nicht pünktlich erreicht wurden. Der Vorschlag einer längeren Grünzeit für den Fußgängerverkehr über den Hohenzollernring (Richtungsfahrbahn zur Elbchaussee) setzte sich schließlich durch: Bereits im Januar 2012 wurde die Ampel umgestellt.

Die Ergebnisse der anderen Workshops fielen eher ernüchternd aus. So entschieden die Verantwort­lichen im Bezirk Nord, an der Kreuzung Dorotheen­straße/Krohnskamp keine Umschaltung vorzunehmen. Der Vorschlag, einen Kreisverkehr zu bauen, lehnte das Amt ab: zu teuer.

Auch rechtliche Gründe

Dennoch konnten die erarbeiteten Ergebnisse auf andere Ampelanlagen übertragen werden, sodass schließlich 231 von 461 genannten Ampelschaltungen umgestellt wurden. Natürlich nach und nach: Wenn ohnehin gebaut wurde, etwa bei Grundinstandsetzungen oder der Busbeschleunigung, kam es auch zu neuen Ampelschaltungen.

Dass eine Umschaltung an den verbliebenen 230 Ampeln bislang nicht möglich war, habe verschiedene Ursachen, sagt Sprecher Lemloh: „Da gibt es zum einen Fälle, in denen die Zuschriften einfach konträr waren, das heißt, Fußgänger und Autofahrer forderten gleichzeitig eine Grünzeitverlängerung. Aber auch finanzielle Aspekte oder rechtliche Gründe haben eine Rolle gespielt. Oft hätte eine Umstellung auch zur Bevorzugung eines bestimmten Verkehrsstroms geführt.“

Projekt insgesamt sehr erfolgreich

Insgesamt sei das Projekt sehr erfolgreich, auch weil es den Bürgern Aufschluss über die Komplexität gegeben habe.

Die Wiederholung der so positiv bewerteten Planungswerkstatt schließt die Behörde nicht aus. Aufgrund des hohen Zeitaufwands und der hohen Kosten sei aber zurzeit noch nichts geplant. „Wir bekommen auch ohne besondere Aufforderungen fast täglich Zuschriften oder Anrufe, die dann von uns geprüft, abgewägt und gegebenenfalls auch umgesetzt werden“, so Lemloh.

Aktuell gibt es 1765 Ampeln in Hamburg. Vor allem Verbesserungen für sogenannte schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger und Fahrradfahrer werden immer wieder gefordert. Durch Erfassungssysteme für den Fußgängerverkehr, wie z. B. Wärmebild­kameras, wolle man ihnen gerecht werden.

Geräte in der Erprobungsphase

„Die Systeme sollen das Annähern an eine Ampel automatisch erkennen und dem Steuergerät eine Anforderung anzeigen, sodass die Grünzeiten für den Fußverkehr geschaltet werden“, erklärt Thomas Haldenwanger, Fachbereichsleiter für Verkehrssteuerung beim Landesbetrieb. Noch sind diese Geräte in der Erprobungsphase. Künftig sollen sie aber vermehrt die klassischen Schalter ersetzen.

ampel@lsbg.hamburg.de