Kiel. Erneut treten erschütternde Details im Dreifachmord-Prozess gegen einen Zahnarzt zutage. Und es gibt ein überraschendes Geständnis - schriftlich.

"Mit dieser Schuld leben zu müssen, ein Mörder zu sein, ist die schlimmste Strafe". Mit diesen Worten hat ein wegen Dreifachmordes angeklagter Zahnarzt aus Westensee die Taten gestanden - in einem Brief, den er Ende Februar aus der Untersuchungshaft an eine frühere Freundin schrieb. Der Vorsitzende des Kieler Schwurgerichts, vor dem sich der 48-Jährige wegen heimtückischer Morde aus niedrigen Beweggründen verantworten muss, verlas das Schreiben am Dienstag im Prozess. In dem Brief hieß es auch: "Mein Lebenswunsch war es ganz sicher nicht, meine eigene Frau zurück zu schlagen und drei Menschen zu erschießen."

Bisher hatte der Angeklagte auf Anraten seiner Verteidiger geschwiegen. Die Freundin, an die er schrieb, hatte ihm nach Worten des Vorsitzenden Richters Jörg Brommann einen Blumenstrauß in die Zelle geschickt.

In dem Brief heißt es weiter: Es sei für ihn "sehr schlimm", im Gerichtssaal zu erfahren, "welchen Schmerz ich den Hinterbliebenen bereitet habe." Seine Anwälte hätten ihm zwar dringend abgeraten, sich im Prozess zu äußern. Er habe aber "nichts mehr zu verlieren. Das letzte, was mir bleibt, ist die Ehre vor mir selbst." Dem Zahnarzt droht lebenslange Haft.

Am 19. Mai 2021 soll er zuerst seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und deren neuen Bekannten in Dänischenhagen erschossen haben und danach in Kiel einen gemeinsamen Bekannten des Ehepaares. Danach stellte er sich in Hamburg der Polizei.

Eine Haushaltshilfe berichtete am Dienstag vor Gericht, die 43-jährige Ehefrau habe befürchtet, ihr Mann würde sie erschießen. "Sie sagte, er tötet sie", erinnerte sich die Zeugin unter Tränen. Kurz vor den Taten seien Überwachungskameras um ihr Wohnhaus installiert worden. Den Ehemann beschrieb die Zeugin als Mann "mit zwei Gesichtern", "einerseits zuvorkommend, gastfreundlich, lieb und höflich". Dann wieder "wie ausgewechselt, total sauer".

Nach Aussagen der Witwe des erschossenen gemeinsamen Bekannten des Ehepaares, einem Elektriker aus Kiel, hatte ihr Mann dem Zahnarzt für Seitensprünge eine seiner Monteurswohnungen zur Verfügung gestellt. Er habe aber dann die Schlüssel zurückgefordert. Mit dem Angeklagten wollte er demnach nichts mehr zu tun haben, nachdem dieser seine Ehefrau krankenhausreif geschlagen habe. Er habe sich ebenfalls bedroht gefühlt. "Wir haben den tollsten Vater und Mann verloren, für uns das Wertvollste", sagte die Witwe über den gewaltsamen Tod ihres Mannes. "Für uns ist eine Welt kaputt."

Nach Angaben des Rechtsanwaltes der Ehefrau zahlte der Angeklagte freiwillig 10.000 Euro Schmerzensgeld, nachdem er seiner Frau im November 2020 im Streit mit Tritten das Nasenbein brach und sie im Gesicht schwer verletzte. Er habe sie zurückgewollt, sie aber die Trennung als endgültig erachtet und einen neuen Mann kennengelernt. Auch der Anwalt bestätigte, dass seine Mandantin Todesangst hatte. Gegen eine Gewaltschutzanordnung habe der Angeklagte immer wieder verstoßen. - Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

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