Hamburg. Geld wird aus Corona-Sondermitteln bereitgestellt. Schwerpunkt liegt auf Open-Air-Veranstaltungen. Details und erste Reaktionen.

Um die besonders stark von der Corona-Pandemie betroffene Tourismus- und Kulturbranche zu stärken, stellt der Senat acht Millionen Euro aus Corona-Sondermitteln bereit. Damit sollen Projekte unterstützt werden, die Reiseanlässe für Übernachtungsgäste oder Tagestouristinnen- und Touristen bieten und helfen, zusätzliche kulturelle Effekte zu setzen.

„Keine Branche wurde in der Corona-Krise so hart getroffen wie Kultur und Tourismus“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag. Beide Branchen hätten bereits im dreistelligen Millionen-Bereich vom Hamburger Corona-Schutzschirm profitiert. „Und trotzdem zeigen die Zahlen, dass wir vom Vor-Corona-Niveau noch weit entfernt sind.“ Im Senat sei man sich daher einig: „Wir wollen mithelfen, bei den Besucher- und Touristenzahlen wieder an die Erfolge von vor Corona anzuknüpfen.“

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Corona Hamburg: Acht Millionen für Projekte – auch Open-Air

Mit der höchsten Fördersumme von 3,3 Millionen sollen beispielsweise Kulturveranstalter dabei unterstützt werden, Kulturveranstaltungen unter freiem Himmel zu realisieren. „Hamburg hat für kulturinteressierte Reisende viel zu bieten“, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).

„Um Kultur und Tourismus zum Neustart nochmal ganz besonders zu stärken, wollen wir das vielfältige Kulturangebot noch erweitern.“ Der Kultursommer letztes Jahr habe gezeigt, „was für ein starker Impuls für die ganze Stadt von Kultur ausgehen kann. Deshalb setzen wir auch in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf Veranstaltungen unter freiem Himmel“.

Nach dem erfolgreichen Kultursommer 2021 soll mit den Corona-Sondermitteln auch in Open-Air-Veranstaltungen investiert werden (Archivbild).
Nach dem erfolgreichen Kultursommer 2021 soll mit den Corona-Sondermitteln auch in Open-Air-Veranstaltungen investiert werden (Archivbild). © Roland Magunia

Hamburg investiert auch in Tourismus-Marketing

2,35 Millionen Euro entfallen auf das touristische Marketing der Hamburg Tourismus GmbH (HHT). Der Wettbewerb um die Gunst der Reisenden sei enorm, betonte HHT-Geschäftsführer Michael Otremba. „Mit den zusätzlichen Mitteln wollen wir jetzt nochmal ganz gezielte Impulse setzen, von denen die Betriebe unmittelbar profitieren.“

Zwei zentrale Themen stünden dabei im Fokus: „Marketing in internationale Märkte und die Akquisition von Veranstaltungen, Tagungen und Kongressen“, so Otremba.

8 Millionen Euro – diese Projekte in Hamburg werden unterstützt:

  • Touristisches Marketing (2,35 Millionen Euro): Die Hamburg Tourismus GmbH (HHT) wird ihre Marketing-Aktivitäten auf allen hierfür geeigneten Kanälen intensivieren. Mit der Deutschen Bahn wird zudem eine gemeinsame Marketing-Kampagne gezielt für Bahnanreisen angestrebt.
  • Förderung des Geschäftstourismus (1,15 Millionen Euro): Geschäftsreisende sowie Kongress- und Tagungsveranstalter sollen wieder verstärkt angesprochen werden, Hamburg als Standort für Kongresse und Businessveranstaltungen zu nutzen.
  • Stärkung touristischer Veranstaltungen (500.000 Euro): Die Konzeption und Umsetzung eines Food-Festivals soll als zusätzlicher Reiseanlass neue Besucher ansprechen. Daneben soll der Hafengeburtstag durch weitere Maßnahmen aufgewertet werden. Geplant ist zudem die Ausrichtung einer Computerspielmesse.
  • Förderung der Behörde für Kultur und Medien für Outdoor-Kulturveranstaltungen (3,3 Millionen Euro): Mit einem Outdoor-Förderprogramm unterstützt die Behörde für Kultur und Medien Kulturveranstalterinnen und -veranstalter dabei, an verschiedenen Orten unter freiem Himmel Kulturveranstaltungen zu realisieren. Aufbauend auf den guten Erfahrungen des Kultursommers sollen dabei auch neue und ungewöhnliche Orte für die Kultur erschlossen werden.
  • Illumination der Speicherstadt (100.000 Euro): Die Beleuchtung des Hamburger UNESCO-Welterbes, das auch nachts bei Touristinnen und Touristen beliebt ist, soll schrittweise komplettiert werden.

Zu einzelnen Jubiläen von Hamburger Kulturinstitutionen sind zusätzlich eine Reihe von Sonderveranstaltungen geplant:

  • 100 Jahre Museum für Hamburgische Geschichte (200.000 Euro): Zu seinem 100-jährigen Bestehen plant das Museum für Hamburgische Geschichte ein Sonderprogramm. Unter anderem soll eine Sonderausstellung über die Graffiti- und Hiphop-Kultur der Hansestadt deutschlandweit ein jüngeres Zielpublikum ansprechen und für Hamburg begeistern.
  • 50 Jahre Hamburg Ballett John Neumeier (100.000 Euro): Das Hamburg Ballett startet anlässlich John Neumeiers Jubiläum als Ballettintendant und seiner gleichzeitig letzten Spielzeit mit einem Open-Air-Ballett auf dem Rathausmarkt in die Saison.
  • 41 Jahre Kunst im öffentlichen Raum (50.000 Euro): Anlässlich des 40. Jubiläums des Hamburger Förderprogramms Kunst im öffentlichen Raum, das coronabedingt erst dieses Jahr gefeiert werden kann, ist eine Reihe von Sonderprojekten geplant, die die Kunst für alle erlebbar machen soll.
  • 30 Jahre Filmfest Hamburg (50.000 Euro): Zum 30. Jubiläum plant das Filmfest Hamburg zahlreiche zusätzliche Angebote und Veranstaltungen, die die Attraktivität des Festivals steigern.

Hamburger Museen – diese Projekte sind geplant:

  • Kunstmeile Hamburg (170.000 Euro): Die fünf Museen und Ausstellungshäuser der Hamburger Kunstmeile planen ein Open-Air-Kunstwerk zur Belebung der Innenstadt mit Elementen bildender und darstellender Kunst.
  • Hamburger Kunsthalle: Highlight-Führungen (30.000 Euro): Die Hamburger Kunsthalle bietet spezielle Führungen an, die sich besonders für Touristinnen und Touristen eignen.

8 Millionen Euro für Kultur und Tourismus – Umsetzung noch 2022

Die einzelnen Maßnahmen sollen in einem nächsten Schritt zusammen mit den Einrichtungen konkretisiert und umgesetzt werden. Gegebenenfalls werden sie aus den bestehenden Corona-Hilfsmitteln durch weitere Projekte ergänzt.

Neben den genannten Projekten ist ein zusätzliches Förderprogramm für Kinder- und Jugendkultur geplant. Das Programm „Sommerkinder Kultur“ soll die Outdoor-Förderung mit dem Ziel ergänzen, „ein vielfältiges kulturelles Programm aller künstlerischen Genres für Kinder, Jugendliche und Familien zu unterstützen, weil diese von der Pandemie besonders betroffen waren“, heißt es in einer Mitteilung des Senats.

Damit das Programm für alle in Hamburg und der Metropolregion lebenden Kinder und Jugendlichen zugänglich ist, sollen in möglichst vielen Bezirken Veranstaltungsorte entstehen. Der Fokus wird dabei ebenfalls auf Veranstaltungen unter freiem Himmel liegen. Das Programm soll mit rund 1,7 Millionen Euro aus Corona-Sondermitteln der Kulturbehörde finanziert werden. Alle Maßnahmen sollen noch in diesem Jahr umgesetzt werden.

FDP plädiert für Event-Formate wie die Gaming-Convention

Der FDP-Landesvorsitzende Michael Kruse monierte, dass Hamburg "spät dran" sei mit seiner Tourismus-Initiative. "Die Saison hat längst begonnen, viele Reisen sind bereits gebucht", sagte er. Dennoch sei es wichtig, Hotels, Restaurants und Kultureinrichtungen zu helfen. "Sie haben unter der restriktiven Corona-Politik des Senats besonders gelitten", so Kruse.

Der FDP-Mann plädiert dafür, auf moderne Kultur- und Event-Formate zu setzen. "Die Gaming-Convention ist dafür hervorragend geeignet – Hamburg hat bereits seit Jahren eine große, lebendige E-Sports-Szene, die Anziehungspunkt für eine junge Generation von Hamburg-Besuchern werden kann.“

Grüne: Neue Publikumsmagnete durch die erhöhte Förderung

Als "wichtige Stütze für den Tourismus" bezeichnete die Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Miriam Putz die zusätzlichen Fördermittel, die ab Mitte Juni beantragt werden können. "Als Grüne Bürgerschaftsfraktion ist es uns wichtig, insbesondere jene Veranstaltungen und Projekte zu fördern, die eine Ausstrahlungswirkung haben und dazu einladen, Zeit in Hamburg zu verbringen", so Putz. Das gelte vor allem für viele kleinere Angebote, die einen hohen kulturellen und touristischen Mehrwert aufweisen, es jedoch ohne zusätzliche Hilfe wirtschaftlich schwer haben.

Die Grünen-Politikerin setzt darauf, dass durch die erhöhte Förderung neue Publikumsmagnete entstehen können. Putz: "Auf diese Weise wird unsere Stadt wieder so lebendig und vielfältig erstrahlen können, wie unsere Gäste und wir es lieben.“