Hamburg. Am heutigen Montag fällt die Priorisierung in Hamburg. Das Abendblatt beantwortet die häufigsten Fragen rund um die Corona-Impfung.

An diesem Montag fällt die Priorisierung beim Impfen gegen das Coronavirus. Das bedeutet: Die bisherigen Reihenfolgen nach Alter, Beruf und Vorerkrankungen müssen nicht mehr eingehalten werden. Im Hamburger Impfzentrum in den Messehallen gilt sie allerdings noch. Gleichzeitig beginnen die Betriebsärzte mit dem Impfen. Sie stehen vor denselben Problemen wie alle anderen Mediziner: Der Impfstoff ist knapp. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie bekomme ich jetzt einen Termin zum Impfen beim Hausarzt?

Normalerweise melden sich die Haus- und Fachärzte, die impfen, bei ihren Patienten, die vorrangig geimpft werden sollten. Dem Hausarzt ansonsten eine E-Mail zu schreiben, könnte helfen. Die Praxen sind akut überlastet von den telefonischen Anfragen.. Wer eine Impfung nicht wahrnehmen kann, sollte absagen, da der Termin sonst verfällt.

Werde ich noch bevorzugt, wenn ich Vorerkrankungen habe?

Im Impfzentrum gilt weiterhin die Priorisierung. Wer etwa durch bestimmte Vorerkrankungen wie Asthma oder eine Herzschwäche in die Gruppe 3 fällt, hat dort eine Berechtigung, muss sie aber mit einem ärztlichen Bescheid nachweisen. Die Hausärzte können nun auch offiziell von der Priorisierung abweichen. Ratsam ist, die individuellen Umstände in der Mail mit der Bitte um einen Impftermin noch einmal genau darzulegen. 

Ich bin über 60: Kann ich mich auch in einem der fünf Hamburger Krankenhäuser impfen lassen?

Ja, Termin über 116 117 vereinbaren oder unter www.116117.de im Internet.

Gibt es eine Internet-Plattform für die Wartelisten?

Ja, auf 116117.de werden auch für Hamburg Termine in den Praxen eingestellt. Nur: Es gibt zurzeit keine! Einzelne Praxen haben eigene Internetseiten mit Terminbuchungsfunktion. Einige bieten eine Registrierung für Wartelisten. In Schleswig-Holstein hat die Kassenärztliche Vereinigung eine Internetseite geschaltet, auf der sich Menschen ab 60 Jahren eintragen können (www.praxisimpfliste-sh.de/). Auch die nicht-staatliche Website www.sofort-impfen.de versucht, Impfwillige an Ärzte mit Kapazitäten zu vermitteln.

Was ist mit den Betriebsärzten?

Sie starten am Montag, 7. Juni. Die großen Unternehmen haben eigene interne Priorisierungslisten, zum Beispiel für ihre Mitarbeiter in der Produktion. Kleinere Unternehmen können sich an die Handelskammer wenden, die ein eigenes Impfzentrum einrichtet.

Woher beziehen die Betriebsärzte ihren Impfstoff?

Sie bestellen wie die Hausärzte bei den Apotheken und diese im Großhandel. Auch die Betriebsärzte bekommen zunächst vermutlich rund 100 Dosen in der ersten Woche.

Was ist mit der Hotline 116 117 und www.impfterminservice.de für Termine im Impfzentrum?

Man kann zwischendurch immer wieder schauen, ob Impfkandidaten ihre Termine zurückgegeben haben und es wenige neue Termine gibt. Die Sozialbehörde machte darauf zuletzt wenig Hoffnung. Wer einen Termin hat und zum Beispiel beim Hausarzt früher drankommen kann, sollte sofort den späteren Termin stornieren.

Wann wird das Impfzentrum  geschlossen?

Ende August läuft der Vertrag aus. Zweitimpfungen wird es bis dahin geben, eventuell auch darüber hinaus. Ob die Messehallen noch benötigt werden hängt davon ab, ob ausreichend Haus- und Betriebsärzte sowie möglicherweise auch Kinderärzte impfen und ob wie versprochen ausreichend Impfstoff für sie bereitsteht. 

Wird es eine ähnliche Einrichtung  geben?

Darüber wird nachgedacht. Das könnten zum Beispiel über Hamburg verteilt dezentrale Großpraxen sein oder die Krankenhäuser, die schon jetzt impfen. Asklepios signalisierte bereits Gesprächsbereitschaft dazu.

Kann ich mein Kind zum Impfen anmelden?

Das muss ein Gespräch mit dem Kinderarzt ergeben, ob eine Impfung medizinisch sinnvoll ist. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat noch keine Empfehlung für Kinder zwischen 12 und 16 Jahren abgegeben, obwohl zum Beispiel Biontech für diese Altersgruppe zugelassen ist.

Macht es Sinn, einen Termin abzulehnen, wenn ich z.B. nicht mit Astrazeneca geimpft werden will?

Das sollte wohlüberlegt sein. Es ist weiterhin schwer absehbar, wann es Nachschub an den häufig präferierten Impfstoffen von Biontech und Moderna gibt. Auch die Ärzte selbst erfahren dies meist erst sehr kurzfristig. 

Wie kann ich belegen, dass ich geimpft bin?

Nach der Impfung gibt es einen Nachweis für den gelben Impfpass. Er gilt weltweit.

Wann kommt der digitale Impfpass?

Er soll zum 1. Juli in sieben EU-Ländern verfügbar sein, darunter Deutschland. Die Tests laufen noch. In Hamburg wurde bereits ein digitaler Impfpass entwickelt, der funktioniert und vom RKI zugelassen werden muss. Von der (ausgedruckten) Impfbescheinigung kann man sich dann die Daten auf das Handy holen und dort in einer App einen eigenen QR-Code speichern, der wiederum von Behörden etc. ausgelesen werden kann. Wer in Hamburg geimpft wurde, soll das auch nachträglich machen können.

Wie weise ich nach, dass ich Corona hatte, aber genesen bin?

Das muss ein Arzt oder das Gesundheitsamt bescheinigen. Rund sechs Monate nach der Erkrankung, so die gegenwärtige Faustformel, kann man sich mit einer Impfung den vollständigen Impfschutz sichern. Ein Antikörpertest reicht nicht, um bei einem Arzt einen Genesenenbescheid zu erhalten.

Wann ist mit neuem Impfstoff zu rechnen?

Ende Juni sollen die Lieferungen für alle größer werden. Derzeit können die Ärzte schon Johnson & Johnson in unbegrenzter Menge bestellen. Dieser Impfstoff muss nur einmal gespritzt werden.

Wann muss die Impfung aufgefrischt werden?

Das ist noch nicht ausreichend durch Studien gesichert. Hamburger Ärzte rechnen damit, dass sie (die selbst geimpft wurden) nach etwa einem Jahr zur Auffrischungsimpfung müssen. Andere sprechen von etwa neun Monaten.

Muss ich trotz Impfung weiter eine Maske tragen?

Ja, auch Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren, auch wenn ihnen die Erkrankung dann nicht viel ausmachen dürfte. Die Übertragung auf Dritte ist vermutlich ebenfalls möglich.

Wie groß ist der Unterschied bei der Wirksamkeit der Impfstoffe? 

Die beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna liegen hierbei insgesamt vorn. Sie schützen zu 95 Prozent vor schweren Verläufen. Auch Astrazeneca und Johnson & Johnson verhindern laut Paul-Ehrlich-Institut aber in fast allen Fällen, dass im Falle einer Infektion eine Behandlung im Krankenhaus notwendig wird. Bei dem allgemeinen Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung gibt es aber weiterhin Unterschiede: Astrazeneca reduziert das Risiko im Vergleich zu Nicht-Geimpften um 80 Prozent, Johnson & Johnson nur zu etwa 65 Prozent. Das Robert-Koch-Institut stuft dennoch alle vier Impfstoffe „hinsichtlich des Individualschutzes und der Bekämpfung der Pandemie als gleich geeignet“ ein. 

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Welcher Impfstoff wirkt gegen welche Mutante?

Zur Wirksamkeit gegen die sogenannte britische Mutante schreibt das Robert-Koch-Institut: „Alle Impfstoffe, die aktuell in Deutschland zur Verfügung stehen, schützen nach derzeitigen Erkenntnissen (...) sehr gut vor einer Erkrankung durch B.1.1.7“. Dasselbe gelte auch für schwere Verläufe nach einer Infektion mit weiteren beobachteten Virusvarianten. Die Wirksamkeit gegen die Mutante B.1.617, die zuerst in Indien auftrat und inzwischen in Großbritannien den Großteil der Fälle ausmacht, wird noch intensiv erforscht. „Erste Laborexperimente und Daten von Beobachtungsstudien aus Großbritannien deuten darauf hin, dass die Impfstoffwirksamkeit nach vollständiger Impfung geringfügig unterhalb der Wirksamkeit gegenüber B.1.1.7 liegt“, heißt es dazu vom RKI. 

Welche Nebenwirkungen treten bei welchem Impfstoff auf?

Die häufigsten Nebenwirkungen sind bei allen Impfstoffen vorübergehende Schmerzen an der Einstichstelle,  Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Fieber. Bei Astrazeneca sind sie eher nach der ersten, bei Biontech und Moderna eher nach der zweiten Dosis stärker ausgeprägt.  Die Erfahrungen mit Johnson & Johnson, das in nur einer Dosis verabreicht wird, sind in Hamburg positiv. „Die Nebenwirkungen waren bislang sehr moderat“, heißt es in der Verwaltung. 

Sind Fälle von schweren Impfschäden in Hamburg bekannt? 

Bei einer Frau wurde nach einer Astrazeneca-Impfung eine gefährliche Sinusvenenthrombose diagnostiziert. Die Betroffene wurde im Krankenhaus behandelt, inzwischen geht es ihr wieder gut. Weitere schwere Impfschäden sind nicht bekannt. Sowohl bei Astrazeneca als auch bei Johnson & Johnson sind Thrombosefälle sehr selten (Anteil weniger als 0,01 Prozent). Beide Impfstoffe werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) weiterhin für Menschen über 60 Jahren empfohlen. Untersucht werden derzeit vermehrte Fälle von Herzmuskelentzündungen nach Biontech-Impfungen in Israel. Ein direkter Zusammenhang ist aber bislang nicht nachgewiesen. 

Wie sinnvoll sind Kreuzimpfungen? 

Erst Astrazeneca, dann Biontech: Diese Mischung bei den zwei Impfdosen könnte nach aktuellen Studien sehr wirksam sein. Die Berliner Charité zeigt sich mit Blick auf die dort bislang untersuchten Fälle hoffnungsvoll: „Hier hat sich gezeigt, dass es einen sehr, sehr schönen Anstieg der Immunantwort gibt, wenn man nach einer ersten Astrazeneca-Impfung eine Biontech-Dosis bekommt“, sagte der Leiter der Forschungsgruppe in dem Klinikum, Leif Erik Sander, dem Sender n-tv. Zu anderen Kombinationen gibt es bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse. 

Wie muss ich mich vor/nach der Impfung verhalten (Sport, Alkohol etc.)?

Der Rat von Ärzten lautet, sich möglichst zwei Tage nach der Impfung nicht stark körperlich zu belasten. Leichter Sport kann aber je nach körperlicher Verfassung möglich sein. Empfohlen wird auch, nach der Impfung (und generell) viel Wasser zu trinken. Zu der Frage, inwieweit Alkohol die Wirkung der Impfstoffe beeinflussen kann, gibt es teils widersprüchliche Erkenntnisse. Mediziner empfehlen, hier zurückhaltend zu sein. 

Wo kann ich mich näher über „meinen“ Impfstoff informieren?

Das Robert-Koch-Institut (www.rki.de) und das Paul-Ehrlich-Institut (www.pei.de) aktualisieren ihre Website nach neuen Erkenntnissen regelmäßig. Dort finden sich unter anderem auch Publikationen und Steckbriefe zu den einzelnen Impfstoffen und bekannten Virusmutationen.