Hamburg. Auch Feiern erlaubt: Bei mehr als zehn Personen gilt Masken- und Testpflicht. Kommen neue Termine für Erstimpfungen? Ein Überblick.

Trotz Sorge vor der sogenannten Delta-Mutante geht Hamburg einen weiteren Öffnungsschritt: Bereits am heutigen Dienstag tritt eine Reihe zusätzlicher Lockerungen in Kraft, wie der Senat am Montag mitteilte. Dabei werden auch die grundlegenden Kontaktbeschränkungen angepasst. Ab sofort dürfen sich wieder bis zu zehn Hamburger in geschlossenen Räumen oder unter freiem Himmel treffen – unabhängig von der Zahl der beteiligten Haushalte.

Erstmals in diesem Jahr sind auch private Feiern wieder erlaubt. Sobald allerdings mehr als zehn Personen daran teilnehmen, müssen laut Senat „weitestgehend die Vorgaben für allgemeine Veranstaltungen angewendet werden“ – also Abstandsregeln, eine Maskenpflicht und auch eine Testpflicht für die Gäste.

Neue Corona-Regeln für Veranstaltungen in Hamburg

Gleichzeitig setzt der Senat die Obergrenzen bei Veranstaltungen hinauf. Im Freien und mit festen Sitzplätzen sind bis zu 500 Teilnehmer erlaubt, ohne feste Sitzplätze dürfen bis zu 250 Personen teilnehmen. In geschlossenen Räumen mit festen Sitzplätzen sind bis zu 100 Teilnehmer zulässig – ohne Bestuhlung maximal 50 Menschen. „Hochzeiten und andere private Feierlichkeiten gelten als Veranstaltungen ohne feste Sitzplätze“, betont der Senat dabei.

In Hallen dürfen wieder bis zu zehn Menschen gleichzeitig Kontaktsport betreiben, in Kirchen ist unter strengen Auflagen Gemeindegesang zulässig. „Bei Hafen- und Stadtrundfahrten wird die Testpflicht aufgehoben und die FFP2-Maskenpflicht ersetzt durch eine Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske“, so der Senat.

Kleine Lockerungen für Hamburger Einzelhandel

Auch im Einzelhandel und der Gastronomie gibt es kleinere Lockerungen. Große Geschäfte mit einer Fläche von 800 Quadratmetern dürfen nun einen Kunden pro zehn Quadratmeter einlassen, bislang waren es 20 Qua­dratmeter. In Bars und Kneipen darf nun auch im Stehen gegessen und getrunken werden, allerdings weiterhin mit den bislang gültigen Auflagen.

Im Vergleich mit anderen Bundesländern bleibt Hamburg damit auf einem vorsichtigen Kurs. Nach Abendblatt-Informationen wird im Senat jedoch auch intensiv über weitere mögliche Schritte wie die Öffnung von Diskotheken beraten. Zudem gibt es für Ausnahmegenehmigungen größerer Veranstaltungen keine festgeschriebene Obergrenze mehr.

Gefahr durch Delta-Variante weiterhin präsent

Damit ist denkbar, dass Heimspiele des HSV und des FC St. Pauli mit Beginn der neuen Zweitliga-Saison sogar vor deutlich mehr als 15.000 Teilnehmern stattfinden könnten. Martin Helfrich, Sprecher der Sozialbehörde, sagte dazu auf Anfrage: „Im Falle eines Antrags muss das mit Blick auf das Schutzkonzept und die Infektionslage jeweils geprüft werden.“ In Senatskreisen ist auch zu hören, dass es bei der stabil niedrigen Corona-Inzidenz auch juristisch zunehmend schwieriger werde, strikte Begrenzungen durchzusetzen.

Die Gefahr durch die Delta-Variante verfolge man jedoch mit „erheblicher Aufmerksamkeit“, sagt der Behördensprecher Helfrich. Zuletzt hatte auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Abendblatt eindringlich vor einem möglichen Wiederanstieg der Fallzahlen gewarnt, wenn sich die Mutation weiter verbreite. Bislang sind weiterhin nur knapp 30 Fälle der Mutation in Hamburg bestätigt. Am Montag wurden in der Hansestadt insgesamt 14 neue Corona-Infektionen registriert, 28 weniger als noch vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank damit von 12,4 auf 11,0 (Vorwoche: 15,9). Am Freitag waren noch 46 Covid-19-Patienten in Hamburger Krankenhäusern behandelt worden, 24 davon auf Intensivstationen.

Erstimpfung reicht nicht gegen Delta-Mutation

Es sei aber schon jetzt absehbar, dass vor allem die Reiserückkehrer in den Ferien für wieder steigende Infektionszahlen sorgen könnten. Eine Erstimpfung ist dabei nach jetzigem Stand gegen die Delta-Mutation nicht ausreichend – deshalb gibt es im Senat Überlegungen, das Intervall zwischen erster und zweiter Dosis häufiger zu verkürzen.

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Wie die Sozialbehörde bestätigte, kann bei der Impfung mit Astrazeneca in vier Krankenhäusern die Zweitimpfung früher avisiert werden als erst nach 12 Wochen. Ebenfalls werden dort nun auch Menschen unter 60 Jahren geimpft (das Abendblatt berichtete) – die Terminvergabe erfolgt telefonisch über 116 117. Ob ein verkürztes Intervall jedoch auch die Wirksamkeit des Impfschutzes beeinträchtigen könnte, ist umstritten. Auch aus medizinischen Gründen ist offen, ob auch im Impfzentrum vom Intervall abgewichen werden könnte.

890.935 Hamburger haben Erstimpfung erhalten

Bislang sind 890.935 Menschen in der Hansestadt bereits einmal gegen das Coronavirus geimpft worden, wie aus Zahlen des RKI hervorgeht. Das entspricht 48,2 Prozent der Einwohner. Ihre Zweitimpfung haben bis einschließlich Sonntag 550.638 Bürger oder 29,8 Prozent der Bevölkerung bekommen. Im Vergleich der Bundesländer liegt Hamburg beim Impftempo im unteren Bereich. Zuletzt war am vergangenen Donnerstag mit insgesamt 26.000 Impfungen ein neuer Tagesrekord aufgestellt worden – der Großteil davon waren Zweitimpfungen.

Inzwischen sei jedoch die größte „Welle“ an Zweitimpfungen nach vielen Erstimpfungen im März und April abgearbeitet – „damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass bald wieder auch Termine für Erstimpfungen angeboten werden können“, so Martin Helfrich von der Sozialbehörde.

Mangel an Impfdosen in Hamburg

An der Hamburger Impfkampagne beteiligen sich insgesamt zwar etwa 1500 Arztpraxen – allerdings tun das längst nicht alle von ihnen täglich. Das hänge mit dem Mangel an Impfdosen zusammen, sagt Walter Plassmann, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). „Die Nachfrage ist nach wie vor größer als das, was an Vakzinen in den Praxen ankommt.“ So erkläre es sich, dass etwa am 17. Juni nur 461 Praxen gegen Corona impften, wogegen am 10 Juni in 700 Praxen Impfungen stattgefunden hatten – der Spitzenwert bisher.

„Die Ärzte haben sich mit unterschiedlichen Strategien auf die schwankenden Impfstoffmengen eingestellt“, sagt Plassmann. Einige Praxen verteilten ein geringes Kontingent an Impfdosen gleichmäßig auf alle Werktage, andere verabreichten Impfungen an festen Tagen, insbesondere mittwochs und donnerstags. Um Impftermine einhalten zu können, legten Praxen sich auch Vorräte an. Letzteres sei zuletzt einfacher geworden. Die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbands, Jana Husemann, bestätigte die Angaben der KV. Bislang seien nur sehr wenige Hausarztpraxen wegen der herausfordernden Planung aus der Impfkampagne ausgestiegen.