Hamburg. Der Hamburger veröffentlichte Videos in den sozialen Medien, sie wurden millionenfach angesehen. Richterin findet deutliche Worte.

Er ist in den sozialen Medien als „Freddy Independent“ unterwegs. Der „unabhängige“ Frederik. Einer, der sich nicht anpasst, soll das wohl heißen. Vielleicht auch einer, der meint, sich alles erlauben zu können? So ein Eindruck kann jedenfalls entstehen, wenn man sich manche Internet-Beiträge von Frederik M. ansieht. Grinsend, überheblich. An anderer Stelle plädiert er für einen „Maskenfrei Kurs“ und meint damit offenbar den Widerstand gegen Corona-Maßnahmen. Der 30-Jährige veröffentlicht, was ihm gefällt, er provoziert. Und manchmal geht er entschieden zu weit. 

Denn die von „Freddy Independent“ so gefeierte Meinungsfreiheit hat Grenzen. Sie hört da auf, wo er Persönlichkeitsrechte anderer verletzt, sie beleidigt. Diese Erfahrung machte der Hamburger jetzt, als er sich wegen mehrerer Beiträge auf seinen Internet-Konten vor Gericht verantworten musste.

Instagram: Mann filmt Corona-Kontrolle der Polizei Hamburg

Es war der 2. April 2021, als Frederik M. in Alsternähe unterwegs war und gegen die dort damals geltende Corona-Abstands- und Maskenpflicht verstieß. Einen darauf folgenden Polizeieinsatz filmte der 30-Jährige mit seinem Handy, hielt dabei voll auf einzelne Beamte drauf und zoomte ganz nah ran, bis die Namensschilder gut lesbar waren. Die Aufnahmen stellte er als Live-Stream unter anderem bei YouTube und Instagram zur Verfügung und versah sie mit dem Ausdruck „Blödizei“. Seine Aufnahmen wurden von insgesamt mehr als sechs Millionen Personen angesehen. 

Auf dem Mund-Nasen-Schutz, den Frederik M. jetzt im Prozess vor dem Amtsgericht trägt, prangt das Wort „LOVE“. Er sei damals von der Maskenpflicht befreit gewesen und habe die Einsatzmaßnahmen der Polizei als übertrieben und ihm gegenüber ungerecht empfunden, sagt der Angeklagte. Also habe er gefilmt. Er habe sich gefragt, was er denn falsch mache, wenn mehrere Polizeibeamte dort auftauchen. „Es passieren so viele schlimmere Dinge auf der Welt, und dann so ein Aufwand wegen mir.“

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Allerdings habe er mit seinen Videos „nie einen Menschen bloßstellen wollen“, sagt Frederik M. Dass sich diese angeblich freundliche Haltung nur schwer mit dem Zusatz „Blödizei“ vereinbaren lässt, lässt er unkommentiert. Heute jedenfalls habe er „mit diesem ganzen Corona-Thema abgeschlossen“. Auch würde er mittlerweile keine Gesichter mehr zeigen von Menschen, „die das nicht wollen“, meint der Angeklagte. Dabei prahlte er noch im November in einem Gespräch im Internet über den Polizeieinsatz: „Ich stell die voll bloß!“

Hamburger Youtuber muss Geldstrafe zahlen

Und es ist dies nicht das erstmal, dass er wegen solcher Delikte vor Gericht steht. Schon zuvor hatte er Menschen im Internet vorgeführt und beleidigt, nur weil sie ihn auf die Maskenpflicht hingewiesen hatten. Damals bekam er 3200 Euro Geldstrafe. 

Diesmal wird es teurer. Die Amtsrichterin verhängt 160 Tagessätze à 40 Euro, insgesamt also 6400 Euro. Frederik M. dürfe seine Meinung kundtun, betont die Vorsitzende. Er dürfe auch kritisch berichten, über Corona-Maßnahmen oder andere Themen. Strafbar aber sei, Leute öffentlich bloßzustellen und zu beleidigen. Und hier habe es Polizisten getroffen, ihre Arbeit gemacht hätten, indem sie Masken-Regeln im Zusammenhang mit Corona durchsetzen. „Sie dafür an den digitalen Pranger zu stellen, geht gar nicht.“