Hamburg. Zollbeamtin Sina Tillschneider und ihr Artenschutz-Spürhund Matz spüren verbotene Urlaubssouvenirs am Flughafen auf.

Seiner Nase entgeht nichts. Doch während der Aufnahme unseres Flughafen-Podcasts „Check-in“ liegt Matz unter dem Tisch und schläft. Matz ist Artenschutz-Spürhund beim Hamburger Zoll – im Podcast berichtet Zollbeamtin und Hundeführerin Sina Tillschneider über ihre Arbeit mit dem Tier am Hamburger Flughafen.

Sina Tillschneider über Zollhunde am Hamburger Flughafen:

Am Helmut-Schmidt-Airport gibt es Spürhunde mit ganz unterschiedlichen „Nasen“: So gibt es hier beim Zoll vierbeinige Spezialisten für Rauschgift und für den Artenschutz sowie Bargeld-Spürhunde.

… ihren Diensthund Matz:

Matz ist ein Parson Russell Terrier, er ist jetzt neun Jahre alt. Ich habe ihn bekommen, als er knapp anderthalb Jahre alt war. Matz wurde zum Artenschutz-Spürhund ausgebildet. Er findet nicht nur lebende Tiere, sondern auch Schlangenledergürtel, Muscheln, Korallen, Elfenbein sowie Produkte aus Elfenbein, Kaviar und Pelze. Das ist eine riesige Bandbreite. Ich glaube, wir sind mittlerweile bei zwölf Stoffen, die wir in regelmäßigen Abständen kontrollieren und trainieren. Gerade aktuell sind Produkte aus Nashorn-Horn ein großes Thema.

 Zollhund Matz am Helmut-Schmidt-Airport Flughafen auf dem Gepäckband
 Zollhund Matz am Helmut-Schmidt-Airport Flughafen auf dem Gepäckband © Sina Tillschneider | Sina Tillschneider

… Funde am Hamburg Airport:

Am Hamburger Flughafen haben wir es eher mit Reise-Mitbringseln zu tun, also Muscheln und Korallen aus Urlaubsländern. Geschützten Kaviar haben wir ab und zu dabei. Wobei man wissen muss, dass nur der Schwarze Kaviar geschützt ist. Der Hund zeigt beides an. Letztendlich ist meine Aufgabe, zu erkennen, was geschützt ist und was nicht.

… die Frage, ob Hunde launisch sind:

Oh ja! Und was ich dazu sagen muss: Wir können sie auch nicht zur Arbeit zwingen. Wenn Matz einen schlechten Tag hat oder aber partout nicht spielen will – denn nichts anderes ist der Einsatz für ihn –, dann ist das so. Wenn ich andere Zollaufgaben im Dienst übernehme, verbringt er einen Tag im Zwinger. Oder er geht mit mir spazieren. Das muss auch mal so sein.

… ihren Weg zur Hundeführerin:

Ich bin mit Hunden groß geworden, und mein Traum war es schon immer, mit Tieren zu arbeiten. Daher habe früh geschaut: Wo kann ich meinen Traum verwirklichen? Und da lag eine Ausbildung zur Zollbeamtin ziemlich nah, um dann später eine Ausbildung zur Hundeführerin zu machen. Vor knapp 20 Jahren habe ich die Ausbildung für den mittleren Dienst gemacht und hatte danach das Glück, am Hamburger Flughafen eingesetzt zu werden, an dem eben auch Spürhunde eingesetzt werden. Und dann hatte ich Glück und habe vor 17 Jahren meinen ersten Diensthund bekommen.

… die Voraussetzungen für Hund und Führerin:

Zunächst einmal muss man hundeaffin sein. Man muss einen Hund in Pflege gehabt haben. Wenn man zugelassen wird als Hundeführer, geht man mit dem Ausbilder gemeinsam auf die Suche nach einem Hund. Letztendlich ist es ja so: Ich muss danach mit dem Tier etwa zwölf Jahre verbringen. Deswegen muss er mir auch gefallen. Das muss einfach zusammenpassen. Wenn wir einen vermeintlich geeigneten Hund gefunden haben, wird er mit unterschiedlichen Geschicklichkeitsspielen und Aufgaben auf Durchhaltevermögen getestet. Die ganze Ausbildung baut sich über den Spieltrieb auf. Dazu gehören beispielsweise solche Übungen: Man packt den Ball irgendwo sichtbar für den Hund hin, wo er aber nicht rankommt. Wie verhält er sich in dieser Situation? Bleibt er trotzdem dabei? Versucht er wie auch immer an diesen Ball zu kommen? Fragt er Frauchen um Hilfe. Wenn er nicht lockerlässt, ist er dabei.

Vor der Ausbildung gibt es dann eine umfassende ärztliche Untersuchung. Röntgenbilder werden gemacht, um wirklich zu sehen, ob beim Skelett des Hundes alles in Ordnung ist. Dann erst wird der Hund auf Probe für vier Wochen angekauft. In dieser Zeit wird noch einmal geprüft: Passen wir als Team zusammen und erfüllt er tatsächlich alle Voraussetzungen, die so ein Zollhund mitbringen muss? Er muss angstfrei sein. Er muss Lärm ertragen können. Er darf keine Angst vor glatten Böden haben. Viele Hunde mögen nicht über glatte Böden laufen und werden total unsicher. Nach diesen vier Wochen stellen wir uns dann an der Hundeschule vor. Und da werden wir dann auch noch mal drei Tage geprüft auf Herz und Nieren. Das ist schon eine toughe Auswahl.

… einen typischen Arbeitstag:

Zu Dienstbeginn schließe ich mich mit den Kollegen kurz. Wir besprechen, welche Maschinen wir mit welchen Hilfsmitteln kontrollieren. Neben den Hunden haben wir ja am Flughafen noch einige weitere Hilfsmittel zur Verfügung – vom Röntgengerät über Drogentester oder auch zivile Kräfte, die sich in den Gepäckankunftshallen unter die Reisenden mischen. Also: Wir machen einen groben Plan, welche Maschinen für uns speziell interessant werden. Manchmal funktioniert der Plan. Manchmal kommt was dazwischen. Wenn wir bei einer Maschine etwa einen Aufgriff haben, kann ich da ja nicht gleich die nächste Maschine überprüfen.

… einen Krokodilledergürtel:

Matz hat jüngst bei einer Kontrolle eine Dame aufgespürt, die einen Krokodil-Ledergürtel dabeihatte. Der Verkauf und die Einfuhr von solchem Leder ist verboten. Die Dame war weit über 80 Jahre alt. Sie konnte uns glaubhaft versichern, dass sie den Gürtel bereits seit 50 Jahren besitzt. Das Washingtoner Artenschutzabkommen besteht erst seit 1975. Das heißt: Alles, was man bereits davor in Besitz hatte, darf man behalten. Man darf es nur eben nicht veräußern.

… über Hundenasen:

Die Leistung der Hundenase fasziniert mich immer wieder. Was da so alles zum Vorschein kommt! Matz hat mir zum Beispiel schon mal Taucherbesteck angezeigt. In einer Taucherbrille befanden sich Strandreste, also Partikel von Sand, Muscheln, Korallen …

… einen spektakulären Fund:

Mit Matz habe ich zum Beispiel schon einmal ein Bild gefunden, das aus Kamelhaar entstanden ist. Wie auch immer man das herstellt. Also es war schon sehr speziell. Es war zwar rechtlich nichts dagegen einzuwenden, aber da denkt man auch: Wie kann dieser Hund das einfach erschnüffeln? Das war ein Bild in einem Bilderrahmen, das hinter einer Glasscheibe in ein Gepäckstück verpackt war. Dann fragt man sich wirklich: Wie kommt der Hund dazu, das zu riechen? Eine Wahnsinnsleistung!´

… ihre Arbeit, wenn etwas Unbekanntes gefunden wird:

Zunächst einmal versuchen wir natürlich allein herauszubekommen, worum es sich handelt. Etwa auch anhand des Herkunftslandes. Wo kommen Sie her? Wenn wir nicht mehr weiterwissen, nehmen wir den Gegenstand vorübergehend in Verwahrung und lassen ihn untersuchen. Wir arbeiten zum Beispiel mit dem Zoologischen Institut zusammen. Das Institut hat schon diverse Gutachten für uns erstellt. Wir alle haben natürlich Berufserfahrung und können abschätzen, was wir in der Hand haben. Aber keiner ist ein Spezialist, und sobald irgendwelche Zweifel entstehen, wird es sofort an das Zoologische Institut zur Begutachtung weitergegeben.

… Matz’ Verhalten in der Freizeit:

Mein Hund arbeitet in sogenannten Bühnenbildern. Das heißt, wenn ich mich mit ihm auf den Weg in die Gepäckausladung mache, dann weiß er: Jetzt erwartet ihn gleich ein tolles Spiel. Er ist dann auch aufgeregt, in freudiger Erwartung. Bei der Arbeit hat er zum Beispiel ein anderes Halsband um als etwa in der Freizeit. Außerhalb des Dienstes, beim Spaziergang, würde er nicht nach Muscheln, oder Ähnlichem suchen.

… was Matz macht, wenn er etwas gefunden hat:

Wenn Matz etwas Verdächtiges gefunden hat, wie zum Beispiel den Koffer mit dem Krokodilledergürtel der alten Dame, bleibt er mit seiner Nasenspitze an dem Reißverschluss stehen und friert ein. Matz bewegt sich dann nicht mehr. Keinen Zentimeter, bis er von mir den Klick bekommt. Das ist das Versprechen auf ein Leckerli.