Hamburg. 13 Fälle der britischen Variante des Coronavirus nachgewiesen. Senat rechnet mit weiteren Infektionen und verschärft Maßnahmen.
Mittlerweile gibt es 13 bestätigte Fälle der britischen Virusmutation B.1.1.7 in Hamburg sowie 311 Verdachtsfälle, die noch im Labor untersucht werden – das sind drei bestätigte Fälle mehr als am Montag und 82 Verdachtsfälle mehr als noch am Sonnabend (229). Senatssprecher Marcel Schweitzer sprach bei der Landespressekonferenz am Dienstag von einer „besorgniserregenden Zunahme“ und sagte: „Wir rechnen mit noch viel mehr Fällen. Die Lage ist kritisch.“
Der Senat habe daher keine weiteren Lockerungsschritte, sondern vielmehr eine Verschärfung der Maskenpflicht beschlossen. Sie soll spätestens ab dem kommenden Wochenende überall dort gelten, wo der Abstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, sowie in Straßen und Bereichen mit hohem Besucheraufkommen – etwa rund um die Alster, im Stadtpark, am Jungfernstieg, an der Elbe und an den Landungsbrücken.
Hamburg: Maskenpflicht gilt auf Spielplätzen und für Jogger
Die Maskenpflicht gilt auch für Erwachsene auf Spielplätzen sowie für Jogger, die an den Hotspots unterwegs sind. „Nehmen Sie eine medizinische Maske mit, wenn Sie das Haus verlassen – oder noch besser: setzen Sie sie dann schon auf“, appellierte der Senatssprecher an die Hamburgerinnen und Hamburger.
Mit 161 neuen Fällen kletterte die Inzidenz – also die Zahl der Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen – am Dienstag nach Angaben der Gesundheitsbehörde auf 71,4. Das ist ein um 4,3 Punkte höherer Wert als in der vergangenen Woche (67,1). Der Sieben-Tage-R-Wert liegt momentan bei 1,01, nachdem er in der Vorwoche 0,93 und in der Woche davor nur 0,85 betragen hatte. Derzeit liegen 310 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern, davon 76 auf der Intensivstation. Die Zahl der Todesfälle erhöhte sich um einen auf insgesamt 1224.
Hamburg liegt bundesweit an der Impfspitze
Eine gute Nachricht konnte Schweitzer in puncto Impfungen verkünden: Hamburg liegt bundesweit mit an der Impfspitze. Bisher wurden in der Hansestadt 84.700 Erstimpfungen und 46.900 Zweitimpfungen vergeben. Die insgesamt 131.600 Impfdosen dürften ein Grund für die Zahlen aus Hamburger Pflegeheimen und Krankenhäusern sein, die weiter rückläufig sind und dem Abendblatt vorliegen. Waren Anfang Februar noch 47 der 149 Pflegeeinrichtungen von Corona betroffen, so sind es aktuell nur noch 33.
Die Zahl der aktuell infizierten Bewohner von Pflegeeinrichtungen ist im selben Zeitraum von 378 auf 110 gesunken, die Zahl der mit oder an Corona Verstorbenen für den Zeitraum beträgt 67. Bei den Mitarbeitern von Alten- und Pflegeeinrichtungen ergibt sich ein ähnliches Bild. Waren Anfang Februar noch 176 Mitarbeiter mit Corona infiziert, sind es jetzt noch 80. In den Krankenhäusern machen sich die besseren Schutzmaßnahmen für solche Einrichtungen und die Impfungen ebenfalls bemerkbar.
Baumärkte und Blumenläden bleiben geschlossen
Die Zahl der älteren Menschen, die in klinischer Behandlung sind, nahm deutlich ab. So hat sich die Zahl der über 90-Jährigen von 27 auf elf, der 81- bis 90-Jährigen von 138 auf 90 und die der 71- bis 80-Jährigen von 103 auf 71 reduziert. Auffallend: Bei den 61 bis 70-Jährigen stagniert die Zahl der Krankenhauspatienten nahezu: Aktuell sind es 58, Anfang Februar waren es 55. Die Zahl der wegen Corona in stationärer Behandlung befindlichen Patienten sank von 417 Anfang Februar auf aktuell 310.
Zum Thema Öffnung der Schulen sagte Schweitzer, die Schulbehörde werde sich voraussichtlich noch diese Woche dazu äußern. Baumärkte und Blumenläden blieben jedoch bis auf Weiteres geschlossen. „Wir können eine Öffnung derzeit nicht verantworten, werden uns aber aber Bundesebene dafür einsetzen, dass es für Saisonware Kompensationszahlungen geben soll.“
Großes Gedränge am letzten Wochenende
Die verschärfte Maskenpflicht in Hamburg sei auch eine Folge des vergangenen Wochenendes, so Schweitzer. Es seien viele Menschen unterwegs gewesen, die auch bei großem Gedränge keine Maske getragen und keinen Abstand gewahrt hätten. Er selbst sei an den Landungsbrücken der einzige mit Maske gewesen. „Viele Hamburger halten sich an die Regeln, und sie sind sauer auf die, die es nicht tun. Es hat viele Beschwerden gegeben“, sagte Schweitzer.
Lesen Sie auch:
- Corona: Merkel sieht dritte Welle wegen Mutationen - Baumärkte öffnen
- Auch Apotheken und Ärzte testen Lehrer und Erzieher
- Wuhan-"Studie": Ein Imageschaden für die Uni
Neben den Erfolgen bei den Impfungen konnte er eine weitere positive Nachricht auch hinsichtlich der kostenlosen Corona-Schnelltests verkünden, die bald flächendeckend angeboten werden sollen. Der von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigte offizielle Starttermin hatte sich vom 1. auf den 8. März verschoben. „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Infrastruktur für diese Tests zu schaffen“, so Schweitzer. „Und es sieht so aus, als ob Hamburg das Angebot schon vor dem 8. März machen könnte.“
Hamburg: Impfaufruf für Lehrer in den kommenden Wochen
Die von Bund und Ländern beschlossene vorgezogene Corona-Schutzimpfung der Grundschullehrer und des Kitapersonals wird in Hamburg noch etwas auf sich warten lassen. Wann der Impfaufruf erfolgen könne, sei noch nicht genau zu sagen, sagte Martin
Helfrich, Sprecher der Gesundheitsbehörde, am Dienstag. Voraussetzung sei die ausreichende Verfügbarkeit des Impfstoffs. „Insofern wird das erst in den kommenden Wochen beginnen und sich dann über viele Wochen hinziehen.“
Unterdessen hat der Wirtschaftsrat Hamburg Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in einem offenen Brief eindringlich darum gebeten, sich „am 3. März für eine an klaren und verbindlichen Kriterien festgemachte, verantwortungsbewusste Öffnungsperspektive einzusetzen“. Gerade der Einzelhandel und die Gastronomie hätten „ihre Hausaufgaben gemacht“, indem sie in gute Schutz- und Abstandskonzepte investiert hätten. „Bitte geben Sie den Unternehmerinnen und Unternehmern Perspektive und Hoffnung“, appellieren die Unterzeichner an Tschentscher.