Hamburg. Wie es zur Verwechslung der Impfstoffe bei einer zweiten Impfung in den Messehallen kam. Ist die Immunisierung jetzt sogar besser?
Der gelbe Zettel ließ keinen Zweifel: „Moderna“ stand drauf. Impfkandidat Frank K. (Name geändert) sollte im Hamburger Impfzentrum wie bei der Corona-Erstimpfung auch beim zweiten Piks den Stoff des amerikanischen Biotechnologie-Unternehmens erhalten. Sein Impfpass lag bereit, der die Erstimpfung dokumentierte, das Aufklärungsgespräch mit einem Arzt hatte stattgefunden. K. war von einer Mitarbeiterin nach der Ankunft extra in einen anderen Bereich geführt worden, ein anderes „Modul“ in den Messehallen. Doch die Impfärztin spritzte ihm Biontech, wie er nach dem Piks erfuhr.
So steht es auch in seinem Impfpass. K. fragte sofort nach, ob er mit der Kombination Moderna plus Biontech nun überhaupt vollständig immunisiert sei, ob er Impffolgen zu fürchten habe, wie die Studienlage zu dieser Kombination aus zwei mRNA-Impfstoffen sei. „Ich habe große Angst und bin belastet durch diese Panne.“
Impf-Panne in Hamburg: Das sagt der Experte
Dr. Dirk Heinrich, Sprecher der medizinischen Leiter im Impfzentrum, bestätigte dem Abendblatt den Fall, konnte aufgrund der Schweigepflicht aber keine Details nennen. „Grundsätzlich soll der gleiche Impfstoff verwendet werden. Ein mRNA-Impfstoff auf einen mRNA-Impfstoff ist medizinisch gesehen ohne Risiko. Es ist kein Notfall.“ Impfling K. versuchte, sich auf eigene Faust bei der Ständigen Impfkommission und dem Robert-Koch-Institut zu erkundigen. Die Antworten lauteten jeweils, man könne nicht genau sagen, wie diese Kombination wirke. K. fragt sich, ob ein Behandlungsfehler vorliegt.
Der junge Mann sieht sich durch die Corona-Pandemie wie viele verunsichert, setzte aber voll auf die Impfungen. Nach eigenen Angaben habe er sich eineinhalb Jahre streng an die Abstands- und Hygieneregeln gehalten. Impfarzt Heinrich sagte: „Bei den Menschen, die nach Astrazeneca bei der Erstimpfung Biontech bei der zweiten bekommen haben, wird wissenschaftlich davon ausgegangen, dass die Immunantwort sogar besser war. Das kann in dem vorliegenden Fall bei zwei verschiedenen Impfstoffen auch sein.“
Antikörper-Test kann Immunantwort nach Impfung zeigen
Normalerweise könnte ein sogenannter Antikörper-Test im Abstand von mehreren Wochen belegen, ob die Impfung eine Immunantwort ausgelöst hat. Das muss sich bei Frank K. jetzt zeigen, wenn er diesen Test macht. Offenbar könnte er dann nachgeimpft werden, falls sich diese Reaktion nicht einstellt.
Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick
- Corona in Hamburg – die aktuelle Lage
- Die Corona-Lage für ganz Deutschland im Newsblog
- Interaktive Corona-Karte – von China bis Hamburg
- Überblick zum Fortschritt der Impfungen in Deutschland
- Interaktiver Klinik-Monitor: Wo noch Intensivbetten frei sind
- Abonnieren Sie hier kostenlos den täglichen Corona-Newsletter
- So wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Heinrich betonte das vierfache Sicherheitsnetz im Impfzentrum aus Security, Behördenanmeldung, Aufklärungsgespräch mit einem Impfarzt und der eigentlichen Impfung. „Bei jedem Schritt wird geprüft. Dass in einem Großbetrieb ein Fehler passiert, ist nicht schön, aber es kann leider doch einmal vorkommen. Mir ist kein weiterer Fall einer Verwechslung bekannt – und das bei mehr als 700.000 Erstimpfungen und 280.000 Zweitimpfungen.“
Das Problem bei Frank K. war, dass seine Erstimpfung nicht in den Messehallen war. Heinrich sagte: „Hätte er sie hier gehabt, hätte unser Computer sofort gemeldet, das passt nicht zusammen, wenn wir versucht hätten, ihn als Biontech-Fall anzulegen, obwohl er beim ersten Mal Moderna bekommen hatte.“