Hamburg. Der Musiker spricht über Strophen, die er gestrichen hat und seine Kinder, die unter anderem Lieder für Udo Lindenberg schreiben.

Seine Lieder sind deutsches Allgemeingut geworden und begeistern Kinder wie Eltern seit Jahrzehnten. Zeitlos sind sie aber nicht: Rolf Zuckowski spricht bei „Entscheider treffen Haider“ über Strophen, die er gestrichen hat, über das Gendern, über mögliche Nachfolger und seine Kinder, die unter anderem Lieder für Udo Lindenberg schreiben.

Das sagt Rolf Zuckowski über…

… sein populärstes Lied auf YouTube:

„Mein populärstes Lied auf YouTube ist mit mehr als 70 Millionen Abrufen „Als ich ein Baby war“, ich kann es selbst kaum glauben. Der Erfolg hat viel mit meinem guten Freund Otto Waalkes zu tun, der am Ende die Aufzählung, die zu dem Lied gehört, völlig durcheinanderbringt. Das hört man einfach immer wieder gern. Noch wichtiger als die Lieder, die viel angeklickt werden, sind mir aber die, die viel gesungen werden: Und da dürfte „Wie schön, dass du geboren bist“ am erfolgreichsten sein.“ 

… Parodien der „Weihnachtsbäckerei“:

„Die kann ich nicht verhindern, die sind durch die Freiheit der Kunst gedeckt. Es gibt ganz viele Versionen, die charmant und witzig sind, gerne auch mal etwas frech. Aber wenn Erwachsene sich mit ihrem Satirehumor über das Lied hermachen, und dann so etwas wie die „Weihnachtsmetzgerei“ dabei herauskommt, finde ich das nicht gut. Im Grunde ist das für mich so etwas wie Kindesliedmissbrauch. Ich finde Comedy und Kabarett wirklich ganz wichtig, aber bei diesem Lied tut es mir manchmal schon weh.“ 

… „Und ganz doll mich“:

„Das Lied stammt ursprünglich von Volker Lechtenbrink, und ich musste es unbedingt für die Kinder umändern. Vielleicht ist es ein Stück Egoismus, der in meiner Version gefeiert wird. Aber wenn man sich selber nicht mag, tut man sich auch mit den anderen schwer. Ich möchte zu diesem Lied noch eine Sache sagen, die mir wirklich am Herzen liegt. Am Ende geht es in einer Strophe um Negerküsse.

 Das Wort zu benutzen, war damals, als das Lied entstand, ganz selbstverständlich. Heute würde ich diese Strophe natürlich nicht mehr so schreiben. Und deshalb haben wir jetzt eine Kürzung des Liedes vorgenommen. Die neue Version habe ich an alle Rundfunksender geschickt. Das Lied ist auch ein guter Anlass, mit Kindern darüber zu reden, wie Sprache sich wandelt und dass man bestimmte Dinge heute nicht mehr sagt.“ 

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… 20 Millionen verkaufte Tonträger:

„Ich möchte nicht mit solchen Zahlen protzen, das bringt weder mich noch die Menschen weiter. Die Durchdringung der Familien- und Kinderlandschaft in Deutschland hat eine Dimension erreicht, die mir viel, viel mehr bedeutet. Die Zahl der verkauften Tonträger mag bei anderen Künstlern ein wichtiger Maßstab sein, und ich will die jetzt auch nicht kleinreden, aber für mich ist sie nicht entscheidend.“ 

… sein BWL-Studium:

„Ich bin tatsächlich Diplomkaufmann, habe Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg studiert. Wir haben auf dem Albrecht-Thaer-Gymna­sium Wirtschafts- und Sozialkunde gehabt, und mich hat dieses Fach fasziniert. Ich war in der Schule immer mehr zum Musiker geworden, hatte mit Freunden die beAthovens gegründet und eine Langspielplatte herausgebracht.

Wir konnten uns aber alle nicht vorstellen, von der Musik zu leben, dafür waren unsere Elternhäuser zu bürgerlich. Deshalb haben die meisten von uns studiert. Ich habe mein BWL-Studium nie bereut, denn wenn man Autor ist,  Verlagsbeteiligter und am Ende Unternehmer muss man sich organisieren und mit Zahlen umgehen können, mit Schallplattenfirmen verhandeln. Ich habe nie einen Manager gebraucht.“ 

… das Gendern:

„Das ist ein unfassbar komplexes Thema. Sprache ist für Kommunikation unverzichtbar, aber eben auch Teil unserer Kultur. Sprache will gesungen, auf der Bühne vorgetragen werden, will in Gedichte eingehen. Das darf man nicht vergessen, wenn man über das Gendern spricht. In der täglichen Kommunikation muss man sich an vieles anpassen, in der Kultur ist das nicht so leicht. Die Sprache wird sich wandeln, ob dadurch wirklich die Gleichberechtigung wesentlich vorankommt, bezweifele ich.

 Dafür sind inhaltliche Fragen viel wichtiger. Und in ganz vielen Lebensbereichen, die ich wahrnehme, ist die weibliche Form inzwischen sowieso eine Selbstverständlichkeit. Grundsätzlich sind die Unterschiede, über die im Moment gestritten wird, für eine intellektuelle Elite vielleicht noch nachzuvollziehen. Für die breite Mehrheit der Bevölkerung gilt das aber nicht, die müssen mitgenommen werden. Der Graben, der sich da auftut, ist unnötig und nicht ungefährlich.“ 

… das Gendern von Liedern:

„Die Lieder, die es schon gibt, kann man nicht gendern, das wäre ein Krampf. Und es dürfte auch sehr schwierig werden, neue Lieder gendergerecht zu schreiben. Ein großes Problem ist zum Beispiel das Wort jeder. Wenn damit nicht mehr jeder einzelne, unabhängig vom Geschlecht gemeint ist, kann man das Wort eigentlich in Liedern nicht mehr gebrauchen.

Wenn man jeder infrage stellt, macht man es Liedermachern wie mir wirklich richtig schwer. Und Liedermacherinnen auch. Wir müssen doch in der Sprache spontan und frei sein dürfen, sonst können keine guten Texte entstehen. Hoheitliche Sprachvorschriften von oben finde ich schwierig, weil Menschen dann vielleicht lieber gar nichts mehr sagen oder schreiben, bevor sie etwas Falsches sagen oder schreiben. Das wäre ein Demokratieproblem.“ 

… seine Nachfolgerinnen und Nachfolger:

„Es gibt in Deutschland mehr als 100 Frauen und Männer, die Musik für Kinder machen. Wer sie sehen will, findet viele davon auf kindermusik.de. Da gibt es ganz sanfte Typen wie Wolfgang Hering, „Sternschnuppe“ aus Bayern macht sehr humorvolle Musik, aus Berlin fällt mir eine moderne Gruppe ein, „3Berlin“, die auch Lieder von anderen covern. Und in Hamburg gibt es „Deine Freunde“, mit denen ich selbst gut befreundet bin. Es ist aber keiner dabei, der sagen würde, ich bin der neue Rolf Zuckowski, das wäre wahrscheinlich auch ziemlich unklug.“ 

… seinen ersten Auftritt im Großen Saal der Elbphilharmonie:

„Ich bin vier Wochen vor dem Auftritt am 3. Dezember 2017 in einer Ferienwohnung auf Sylt die Kellertreppe heruntergefallen und habe mir ganz übel das Sprunggelenk gebrochen, und zwar dreifach. Ich musste operiert werden und konnte deshalb in der Elbphilharmonie nur im Rollstuhl auf die Bühne. Das war nicht schön, aber ich habe es auch genossen, im Rollstuhl immer auf der Blickhöhe der Kinder zu sein. In dem Sinne war es kein Auftritt, bei dem ich gelitten habe. Ich hoffe sehr, dass ich irgendwann noch mal mit den Elbkindern dort auftreten kann.“ 

… seine Kinder:

„Mein jüngster Sohn Andreas singt wunderbar und hat auch eine Band gehabt, sich jetzt aber doch entschieden, nicht von der Musik zu leben. Meine Tochter Anuschka, sie ist Pilates-Lehrerin, hat als junge Mutter ein ganz schönes Album herausgegeben, das „Am Anfang der Zukunft“ heißt. Ich habe ihr zum 50. Geburtstag am 27. Juni eine eigene Streaming-Playlist geschenkt, eine Liederreise durch 40 Jahre mit mir und allein.

 Und mein älterer Sohn Alexander ist ein erfolgreicher Songwriter, hat unter anderem den Song „80 Millionen“ für Max Giesinger geschrieben, Conchita Wurst hat mit einem Lied von ihm den Eurovision Song Contest gewonnen. Und auch Udo Lindenbergs „Durch die schweren Zeiten“ stammt u. a.von ihm.“