Hamburg. Betroffen sind 111.000 Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 18 Jahren. Wo die Impfungen stattfinden könnten.
In Hamburg wächst die Hoffnung, dass auch Schülerinnen und Schüler bald gegen Corona geimpft werden können. Wie NDR 90,3 berichtet, soll laut Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) möglichst sofort mit dem Impfen begonnen werden, sobald die Europäische Arzneimittelbehörde den Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren freigibt. Danach sollen sie bis Ende August die erste Impfdosis bekommen.
Allein in Hamburg gehe es um 111.000 Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 18 Jahren, heißt es beim NDR. Wo die Impfungen stattfinden sollen, steht allerdings noch nicht fest. Nach einem Vorschlag von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) könnten die Schulen zu Impfzentren werden und Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte sich beteiligen.
Eine andere Möglichkeit wären spezielle Impftage für Kinder und Jugendliche im Hamburger Impfzentrum in den Messehallen. Noch nicht geklärt ist, ob es in dieser Altersgruppe eine Priorisierung gibt, nach der kranke Kinder zuerst geimpft werden.
Schüler-Impfungen auch in Niedersachsen?
Auch in Niedersachsen gibt es bereits Überlegungen, wie Schüler schnell geimpft werden können. Dabei hat sich Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) für eine Corona-Sonderimpfaktion bei Jugendlichen ausgesprochen.
Schülerinnen und Schülern könnte damit eine Perspektive für die Zeit nach den Sommerferien geboten werden, deutete Weil während einer Diskussion im Gymnasium Neu Wulmstorf im Landkreis Harburg an.
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Man werde in Niedersachsen versuchen, „Sonderkontingente“ dafür zu bekommen und sei dazu bereits in Gesprächen mit den anderen Ländern, sagte Weil, dämpfte aber auch gleichzeitig die Erwartungen: „Ob das gelingt, ist noch völlig offen und steht in den Sternen.“
Hamburger Ärztekammer sieht schnelle Impfungen von Kindern kritisch
Die Überlegungen, Kinder und Jugendliche möglichst schnell zu impfen, sehen Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, und Vizepräsidentin PD Dr. Birgit Wulff zum jetzigen Zeitpunkt allerdings kritisch. Auch die emotionalisierte Diskussion sei wenig hilfreich für Eltern und Kinder.
Emami meint: „Die Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen Covid-19 ist ein Thema, das deutlich komplexer ist als bei Erwachsenen. Politische Vorstöße, eine regelhafte Impfung von Kindern und Jugendlichen zu fordern oder gar die Teilnahme am Präsenzunterricht vom Impfstatus gegen Covid-19 abhängig zu machen, sind zum jetzigen Zeitpunkt und nach allen bekannten Fakten nicht angemessen.“ Die Notwendigkeit der regelhaften Impfung in dieser Altersgruppe sei nicht in erster Linie abhängig von der Frage der Zulassung eines Impfstoffes für sie, sondern vielmehr von den folgenden Überlegungen:
- Ist die Gefahr für schwere Verläufe, bleibende Schäden oder gar tödliche Verläufe in dieser Altersgruppe so hoch, dass der breite Schutz durch die Impfung für alle zwingend erforderlich ist?
- Ist aus epidemiologischer Sicht erforderlich, dass auch Kinder und Jugendliche geimpft werden, um der Ausbreitung der Erkrankung in den anderen Altersgruppen zu vermeiden oder dem Selektionsdruck zur Entstehung bzw. Ausbreitung neuer Mutanten entgegenzuwirken?
Nach Ansicht der beiden Ärztekammer-Chefs sollte die Beantwortung dieser Fragen aus wissenschaftlicher Sicht die Grundlage für weitere politische Maßnahmen bilden. Dabei sei die Einbeziehung unterschiedlicher Fachdisziplinen und deren Expertise unerlässlich. „Ich rate zu mehr faktenbasierter und besonnener Entscheidungsfindung“, so Emami.