Hamburg. Schadstoffe wie Pestizide oder Mikroplastik fließen mit Abwasser in die Elbe. Der Senat will nun eine Verbesserung der Reinigung prüfen.
Die CDU hat den Umgang der Stadt mit Abwasser kritisiert. Derzeit werden laut Senat rund 150 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr im Kläranlagenverbund Köhlbrandhöft/Dradenau in drei Stufen gereinigt und danach in die Elbe geleitet. Dabei fließen auch Mikroschadstoffe (etwa Arzneimittelreste), Mikroplastik oder multiresistente Keime in den Fluss, wie der Senat in Antworten auf Kleine Anfragen des CDU-Umweltpolitikers Sandro Kappe mitteilt.
Dieser fordert nun die baldige Einführung einer vierten Reinigungsstufe nach dem Vorbild anderer Bundesländer. Diese würde das Abwasser von weiteren Schadstoffen befreien – und so etwa für die Landwirtschaft nutzbar machen.
Hamburgs Wasser sei „industriell geprägt“
Der Senat verweist in seinen Antworten darauf, dass SPD und Grüne eine Prüfung vereinbart hätten, „ob die Erweiterung der Kläranlage auf der Dradenau um eine vierte Reinigungsstufe verfahrenstechnisch möglich ist und mit welchen Investitions- und Betriebskosten zu rechnen sein wird“. Zugleich aber weist er darauf hin, dass gereinigtes Abwasser zwar grundsätzlich in der Landwirtschaft genutzt werden könne. „Eine Vielzahl von Gründen“ spreche in Hamburg allerdings dagegen, dies zu tun.
So liege Hamburg „in einem klimatisch gemäßigten Bereich“ und es herrsche „deshalb zumindest gegenwärtig kein Wassermangel“. In den landwirtschaftlichen Hauptanbaugebieten Vier- und Marschlande sowie Altes Land befänden sich „ergiebige oberflächennahe Grundwasserleiter, welche bei Bedarf für die landwirtschaftliche Bewässerung eingesetzt werden könnten“. Im Vergleich zur Nutzung von behandeltem Abwasser würden dabei „geringere Umwelt-, Energie- und Ressourcenkosten entstehen“.
Zudem könnten Schadstoffe durch das behandelte Abwasser ins Grundwasser oder in kleine Gewässer gelangen. Dort wären „die nachteiligen Auswirkungen der Abwassereinleitungen durch den Stoff- und Wärmeeintrag um ein Vielfaches größer als in der hydraulisch sehr viel leistungsfähigeren Elbe“, so der Senat. Zudem könne die Nutzung zu „schädlichen Bodenveränderungen führen“, auch weil Hamburgs Abwasser „industriell geprägt“ und „nicht vergleichbar mit überwiegend häuslichen Abwässern in kleineren Städten“ sei.
CDU Hamburg für vierte Reinigungsstufe
CDU-Mann Kappe wirft Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nun vor, keinen klaren Kurs in Sachen Wasser zu verfolgen. „Einerseits ruft der Umweltsenator die Hamburger regelmäßig eindringlich dazu auf, Wasser zu sparen. Andererseits ergreift er selbst nicht die vorhandenen technischen Möglichkeiten, um die knappe Ressource Wasser besser zu nutzen.“
Eine gute Möglichkeit sei es, wie Niedersachsen und Baden-Württemberg eine vierte Reinigungsstufe des Abwassers einzuführen. Das habe neben einer möglichen landwirtschaftlichen Nutzung auch einen anderen Vorteil, so Kappe: „Vor allem kann mit der vierten Reinigungsstufe die Elbe vor Schadstoffen wie Pestiziden oder Mikroplastik geschützt werden, und daher kann ich auch nicht nachvollziehen, warum der rot-grüne Senat diese Möglichkeit für Hamburg bisher ausschließt.“