Hamburg. Postbank macht Standort am Beselerplatz dicht, Empörung in den Elbvororten. Diese Stadtteile sind außerdem betroffen.

Für viele Menschen im Hamburger Westen ist es eine schockierende Nachricht: Die Postfiliale am Beselerplatz schließt. Das bestätigte Oliver Rittmaier von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Postbank auf Abendblatt-Nachfrage.

In einer Stellungnahme begründet Rittmaier den Schritt mit deutlichen Veränderungen im Verhalten der Kundinnen und Kunden, ausgelöst durch die fortschreitende Digitalisierung. „Wir stellen fest, dass unsere Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, so Rittmaier. Das gelte für das Onlinebanking und auch für den Online-Abschluss von Produkten wie privaten Ratenkrediten oder virtuelle Beratung.

Postfilialen schließen: Kunden bleiben weg

Im Klartext: Kundinnen und Kunden suchen die Filialen weniger häufig auf als früher, ein Trend, der sich seit Beginn der Corona-Pandemie laut Rittmaier noch verstärkt habe. Mit Blick auf diese Entwicklung habe sich die Postbank entschieden, die Filiale am Beselerplatz bis Ende 2022 zu schließen. Einen konkreten Schließungstermin gibt es aktuell noch nicht.

Nach Abendblatt-Informationen sollen in Hamburg mit derselben Begründung noch drei weitere Filialen geschlossen werden: in Winterhude, der Neustadt und in Neugraben. Postbank-Sprecher Rittmaier bestätigt das, teilte aber mit, dass die Termine dafür „noch in weiterer Ferne“ lägen.

Trend geht zu Kleinfilialen und DHL-Shops

Bezeichnenderweise spielen die klassischen Angebote einer Postfiliale bei der Planung der Postbank keine Rolle mehr. Im Zusammenhang mit allem, was mit Dienstleistungen wie Paketaufgabe und Briefmarkenkauf zu tun hat, wird schon lange auf die Kleinfilialen (zum Beispiel in Supermärkten) und diversen DHL-Shops verwiesen.

„Das Angebot an Post- und Paketdienstleistungen bleibt in der Umgebung aber auch in Zukunft bestehen“, behauptet Rittmaier mit Bezug auf die Filiale Beselerplatz, allerdings gibt es aktuell noch gar keine Nachfolgelösung. Entsprechend werde nun für diese Filiale „ein Partner“ gesucht, der das Angebot an Postdienstleistungen übernehmen könne. Immerhin gibt es schon einen kleinen Kiosk mit entsprechenden Leistungen am Platz in der Mitte der Waitzstraße.

Postfiliale: Empörung in den Elbvororten

Die Empörung ist vor allem in den Elbvororten groß. „Die Postfiliale am Beselerplatz war die letzte große Postfiliale im Hamburger Westen, in der noch alle Dienstleistungen in einer Hand lagen“, sagt der Altonaer CDU-Fraktionsvorsitzende Sven Hielscher. „Die Zerschlagung von notwendiger Infrastruktur setzt sich damit fort. Viele Menschen bei uns im Bezirk sind darauf angewiesen, dass sie eine Postfiliale vor Ort haben.“

FDP-Fraktionschefin Katarina Blume spricht von einer „Zumutung“. Gerade die in der Mobilität eingeschränkten Kundinnen und Kunden seien mit der barrierefreien Filiale am Beselerplatz „hoch zufrieden“ gewesen, außerdem habe das Personal vor Ort Vertrauen geschaffen.

Andreas Frank von der Interessengemeinschaft (IG) Waitzstraße verweist darauf, dass die Postfiliale auch stets ein wichtiger „Impulsgeber“ für die während der Corona-Zeit stark unter Druck geratenen Einkaufsmeile gewesen sei, die nur einen Steinwurf entfernt liegt. „Ein Besuch bei der Post wurde von vielen mit einem Gang in die Waitzstraße kombiniert“, sagt Frank, „das wird nun wegfallen“.

Wie berichtet, war erst im Sommer die Postfiliale an der Blankeneser Bahnhofstraße geschlossen worden. Die Post-dienstleistungen werden seitdem in unmittelbarer Nähe in den Räumen eines Supermarkts am letzten Abschnitt der Elbchaussee angeboten. Dass es eine solche integrierte „Um-die-Ecke-Lösung“ auch für Groß Flottbek/ Othmarschen geben kann, wird vor Ort angezweifelt. „An der Waitzstraße halte ich das nicht für möglich“, sagt Fleischer Dirk Hübenbecker von der IG, „dort sind die Läden zu klein“.

Die Postbank macht Wirtschaftlichkeit geltend

Ute Frank, Vorsitzende des Bürgervereins Flottbek-Othmarschen, sagt: „Wir sind erschüttert über diese Entscheidung und hoffen, dass die Postbank einen adäquaten Ersatz finden wird. Wir sind bereit, bei der Suche zu helfen.“

Oliver Rittmaier macht wirtschaftliche Überlegungen geltend: „Wir schließen eine Filiale nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt. Entscheidend ist hier vor allem die Art der nachgefragten Leistungen, nicht die Kundenfrequenz. Um den Kundinnen und Kunden ein großes Filialnetz mit einem umfassenden Service bieten zu können, muss für uns das Verhältnis zwischen reinen Serviceleistungen (Postdienstleistungen) und wertschaffendem Neugeschäft (Bank-Abschlüsse) stimmen.“

Immerhin: Wie die Postbank mitteilt, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Beselerplatz nicht entlassen. „Die durch die Schließung entfallenden Stellen bauen wir sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen ab“, heißt es dazu.