Hamburg. Beteiligte unterzeichnen Absichtserklärung. Rennvereine erleichtert nach jahrelangem Wirrwarr. Bauarbeiten sollen 2021 starten.

Durchbruch für eine Doppelrennbahn in Horn: Nach mehr als zwölf Jahren Anlauf unterzeichneten Vertreter der Stadt, der beiden Rennvereine und der künftigen Betreibergesellschaft nun eine gemeinsame Absichtserklärung. Demnach soll die Trabrennbahn an der Autobahn 7 Platz machen für den Science Park Bahrenfeld und bis 2023 auf die Galopprennbahn im Osten der Hansestadt umziehen – Stallungen und Trainingsbetrieb inklusive.

Dafür stellt die Stadt 30 Millionen Euro bereit. Dieses Projekt für den Pferdesport ist Bestandteil des Koalitionsvertrages zwischen SPD und Grünen. Daher gilt eine Mehrheit in der Bürgerschaft als sicher.

Rennvereine erleichtert nach jahrelangem Wirrwarr

„Alle Dinge sind jetzt beieinander“, sagte ein Sprecher des Senats. „Wir bringen beide Bahnen zusammen und haben das Risiko der Stadt gedeckelt.“ Auch die beiden beteiligten Rennvereine zeigten sich nach jahrelangem Wirrwarr erleichtert. „Endlich ziehen alle an einem Strang“, sagte Dr. Jörg Verstl im Namen der Traber in Bahrenfeld. „Es gibt kein Zurück mehr.“ Ähnlich sieht es Ilona Vollmers, die Schatzmeisterin des Hamburger Renn-Clubs: „Erstmals dokumentieren Stadt und Trägervereine mit ihren Unterschriften, dass es zügig vorangeht.“

Auf Grundlage eines Bebauungsplans des Bezirksamtes Hamburg-Mitte und einer breiten Bürgerbeteiligung sollen die Bauarbeiten auf dem 6,4 Hektar umfassenden Areal in Horn möglichst 2021 beginnen. Die denkmalgeschützte Haupttribüne soll von Grund auf renoviert und modernisiert werden. Im Inneren des Hippodroms mit dem Grasgeläuf für Galopper sind eine Sandbahn für Traber und eine neue, kleinere Tribüne mit Zugang zu beiden Seiten vorgesehen. Langfristiges Ziel ist es, die zukünftige Doppelrennbahn zu einem Pferdesportzentrum von internationaler Bedeutung zu entwickeln.

Doppelrennbahn: Tschentscher machte sich für Pläne stark

Die Verhandlungen zwischen den beiden traditionsreichen Rennvereinen dauerten rund vier Jahre. Wegen unterschiedlicher Behörden und Zuständigkeiten hatte es in der Vergangenheit immer wieder Reibungsverluste gegeben, sodass die wirtschaftlich drangsalierten Pferdesportsparten auf einen Durchbruch warten mussten.

Neben Pferdemann Albert Darboven als Initiator der Idee Doppelrennbahn, Jörg Verstl, dem Präsidenten des Hamburger Trab-Zentrums, und Galopper-Schatzmeisterin Ilona Vollmers gehörte besonders der für den Sport zuständige Staatsrat Christoph Holstein (SPD) zu den Antreibern einer Umsetzung. Hinter den Kulissen wurden die Fäden in der Senatskanzlei gezogen – diskret und effektiv. Auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Innensenator Andy Grote (beide SPD) machten sich für die Pläne stark.

Finanzielle Beitrag der Stadt auf 30 Millionen Euro limitiert

„Wir schätzen die beiden Traditionssportarten und möchten durch Synergien zur Stabilität beitragen“, hieß es aus dem Rathaus. Voraussetzung der nunmehr auch von der Senatskanzlei sowie der Wirtschaftsbehörde unterzeichneten Absichtserklärung waren klare Vorgaben: Der finanzielle Beitrag ist (inklusive Planungskosten) auf 30 Millionen Euro limitiert. Zudem müssen die beiden Rennvereine einen wirtschaftlich stabilen Betrieb in Eigenregie garantieren. Klare Ansage: Die Stadt zahlt nichts (mehr) dazu.

Eine Machbarkeitsstudie bescheinigte, dass diese Forderungen umsetzbar sind. Erheblich teurere Modelle einer Doppelrennbahn wurden ad acta gelegt. Umsetzung und Betrieb sollen über die von Galoppern und Trabern getragene Gesellschaft „Pferdezentrum Horner Rennbahn“ erfolgen. Aktuell wird ein Geschäftsführer gesucht. Offen ist noch, ob der Hamburger Pferdesport weiter in die Zuständigkeit der Wirtschaftsbehörde fällt oder fortan von der Umweltbehörde betreut wird.

Auch Konzerte und Messen sind auf der Anlage denkbar

Auf dem in Bahrenfeld von der Stadt, der Universität und dem Forschungszentrum Desy geplanten Wissenschaftspark sollen langfristig 2500 Wohnungen entstehen. Auch Horn soll durch frische Aktivitäten belebt werden.

Stichworte sind eine Neugestaltung der U-Bahn-Station Horner Rennbahn, die Erweiterung der Linie U4 sowie Sport- und Grünanlagen außerhalb des Hippodroms. Während diese Entwicklung von Stadt und Bezirk vorangetrieben werden soll, muss die Betreibergesellschaft der Rennvereine eigenständig haushalten. Messen, Kongresse oder kleinere Konzerte auf der Anlage sind denkbar.

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Ab 2023 soll in Horn praktisch täglich trainiert werden

„Wir müssen und werden mit den 30 Millionen klarkommen“, sagte Traber-Präsident Jörg Verstl. „Wir wollen die Doppelrennbahn zu einer der modernsten und attraktivsten Sportanlagen Europas gestalten.“ Damit werde sichergestellt, dass die Traber und Galopper dauerhaft „in Hamburg zu Hause“ bleiben.

Während das alljährlich Anfang Juli organisierte Deutsche Galoppderby in der Regel eine Woche umfasst, sollen die Traber zukünftig für regelmäßigen Betrieb sorgen. Ab 2023 soll in Horn praktisch täglich trainiert werden. Rennveranstaltungen stehen dann das gesamte Jahr über auf dem Programm. Wenn Absichtserklärungen nun wirklich Taten folgen.