Hamburg. Hamburger genossen bei strahlender Sonne den ersten großen Haspa Marathon seit Pandemie-Beginn – mit Schlagkapelle und Romantik.

Tausende Menschen stehen am Sonntagmorgen an der Hamburger Elbpromenade. Sie warten auf den Moment, in dem die ersten Läufer die Hafenstraße passieren. Gegen 10 Uhr ist es dann so weit. Rund elf Kilometer hat die Spitzengruppe zu diesem Zeitpunkt bereits hinter sich. Tosender Jubel brandet auf, als die Athleten durch die Unterführung an den Landungsbrücken laufen. Rasseln klingen, Trommeln schallen, im Hintergrund wabern Bässe von mitgebrachten Musikboxen. Hamburg im Frühling 2022 – ein Augenblick, den es so seit langer Zeit nicht mehr gegeben hat.

Bereits im Voraus versprach der 36. Haspa Marathon die erste Großsportveranstaltung in Hamburg seit Beginn der Corona-Pandemie zu werden. 2020 musste der Marathon abgesagt werden. Im Folgejahr wurde der Wettbewerb nur unter eingeschränkten Bedingungen ausgetragen. Dabei durften lediglich 4500 Teilnehmende an den Start gehen. „Wir hatten im vergangenen Jahr große Einschränkungen im Teilnehmer- und Zuschauerbereich. Nun sind wir wieder nahezu in der Dimension wie 2019“, sagte Marathon-Sprecher Reinald Achilles. Mitmachen durften die Teilnehmenden nur unter 2G-Bestimmungen. Vor und nach Beginn des Laufes herrschte außerdem Maskenpflicht. Zudem verzichtete der Veranstalter auf Moderationen und sogenannte Streckenhotspots.

Hamburg-Marathon 2022: Es herrschte "tolle Atmosphäre"

Wieder zurück war hingegen der Kinderlauf „Zehntel“, der bereits am Sonnabend ausgetragen wurde. Daran teilgenommen hatten auch die Schülerinnen Lili und Lotte aus dem Landkreis Lüneburg. Am Sonntag feuerten sie dann ihre Eltern bei deren insgesamt achter Teilnahme am Staffelwettbewerb an. „Es herrscht deutlich weniger Stimmung als 2019. Trotzdem ist es eine tolle Atmosphäre. Wir haben es schon vermisst“, sagte Mutter Susanne.

Die Freunde Stefan, Alena und Malina aus Köln feuerten tatkräftig an.
Die Freunde Stefan, Alena und Malina aus Köln feuerten tatkräftig an. © Unbekannt | Carolin Ungrad

Extra nach Hamburg gereist war auch Familie Müllers aus der Gemeinde Kröv an der Mosel. Mutter Sabine spurtete mit ihren Kindern Maiko und Mia von Bahnstation zu Bahnstation, um ihren Ehemann an der Laufstrecke verfolgen zu können. „Wir sind im Marriott Hotel am Gänsemarkt untergebracht und waren bislang an den Haltestellen Messehallen, Landungsbrücken und Hauptbahnhof. Das ist zum Teil schon etwas turbulent“, sagte sie. Die Gelegenheit, beim Hamburger Marathon dabei zu sein, wollte sich die Familie aber auf keinen Fall nehmen lassen: „Durch Corona war es in den letzten Jahren einfach nicht möglich. Der Bruder meines Mannes wohnt in Hamburg. Deshalb hat es sich angeboten hierherzukommen.“

„Ich habe schon zweimal beim Marathon mitgemacht"

Einige Schritte legte auch Stefan aus Köln zurück. Er wollte seiner Partnerin Andrea bei möglichst vielen Strecken­abschnitten begegnen. Begleitet wurde er dabei von den Freundinnen Alena und Malina. Die Gruppe hatte außerdem Schilder vorbereitet. „Die Stimmung ist super. Man merkt auch, dass die Anfeuerungen die Läufer sehr motivieren. Wahrscheinlich werden wir am Ende des Tages selber einen Halbmarathon gelaufen sein“, scherzte er. Auf der Kennedybrücke an der Alster kam die Gruppe aber zu spät. Der Tracker, der über die Marathon Hamburg App bedient werden kann, soll zu ungenau gewesen sein.

Selber mitgemacht hätte gerne Hobbyläufer Lorenz aus dem niedersächsischen Bersenbrück. Aufgrund einer kürzlichen Corona-Infektion musste er seine Teilnahme allerdings zurückziehen. Stattdessen feuerte er mit den Freundinnen Hilke, Verena und Maren von der Karolinenstraße aus an: „Ich habe schon zweimal beim Marathon mitgemacht. Es freut mich besonders, dass das Event wieder in diesem Rahmen stattfinden kann. Da hat man schon Gänsehaut.“

Schlagkapelle sorgte für Stimmung

An den Landungsbrücken sorgte derweil die sechsköpfige Schlagkapelle Sticks & Stöckl für Stimmung. „Wir spielen schon seit 20 Jahren. Beim Marathon sind wir ungefähr zum zehnten Mal dabei“, erzählte Spielerin Jana Schlick. Der Ort an den Landungsbrücken ist der Stammplatz der Gruppe, wie sie erklärte: „Das ist hier einfach ein guter Platz. Die Stimmung ist super, und die Läufer sind noch relativ fit.“ Dass der Marathon wieder weitestgehend unter normalen Bedingungen stattfindet, sei auch für sie etwas Besonderes: „Die Euphorie war schon im Vorfeld riesig. Es ist schön, das alles wieder zu erleben.“

Landungsbrücken auf St. Pauli sorgte die Schlagkapelle Sticks & Stöckl für Stimmung.
Landungsbrücken auf St. Pauli sorgte die Schlagkapelle Sticks & Stöckl für Stimmung. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES | Unbekannt

Romantisch ging es unterdessen am Jungfernstieg zu. Dort machte Elbstaffelläufer Ludger Schütte seiner Freundin Diana Jenning einen spontanen Heiratsantrag. Nachdem die Braut Ja sagte, ist die Hochzeit für den Sommer geplant.

Hamburg-Marathon 2022: Aufräumarbeiten schon ab 12 Uhr

Am benachbarten Ballindamm gab es für die Laufenden außerdem einen Versorgungsstand. 65 Helfer vom Verein Hausbruch-Neugraben der Turnerschaft (HNT) verteilten Wasser, Bananen und Elektrolyte. Manch einem kam der Stand auch für eine Verschnaufpause zugute. „Die allermeisten sind aber ohne anzuhalten weitergelaufen. Sie haben ab hier ja auch noch zwei Drittel der Strecke vor sich“, betonte Leiter Mark Schepanski.

Gegen 12 Uhr liefen am Alsterufer bereits die Aufräumarbeiten. Schepanski zog ein erstes Resümee: „Es war schön, dieses Event wieder in dem üblichen Rahmen erlebt zu haben. Man merkt zum Teil aber schon, dass die Menschen sicherlich noch etwas Respekt vor so einer Großveranstaltung haben.“