Hamburg. Zum Leben mit Grenzsituationen: Polizeipastor Patrick Klein predigt live aus der Kirche St. Gertrud. Auch viele Beamte kommen zu Wort.

Es kommt nicht so häufig vor, dass ein Pastor vor 600.000 Menschen spricht. Hamburgs evangelischer Polizeipastor Patrick Klein, 48, jedenfalls wird es tun. Mit Lampenfieber, professioneller Vorbereitung – und Hamburger Polizeibeamten an seiner Seite. Der Theologe und gelernte Journalist predigt am Pfingstsonntag (5. Juni) in der Kirche St. Gertrud auf der Uhlenhorst. Das Erste überträgt live ab 10 Uhr.

Der ARD-Fernsehgottesdienst, der im Durchschnitt mehrere Hunderttausend Zuschauer erreicht, stellt diesmal die Arbeit von Polizistinnen und Polizisten und ihre Seelsorge in den Mittelpunkt. „Pfingsten und Polizei – das passt zusammen“, sagt Pastor Klein. „Das Verbindende sind Kommunikation und Sprache.“ Bei den Beamten gelte das Wort als „Einsatzmittel der Verständigung“. Und Pfingsten sei, wie es die Apostelgeschichte in der Bibel überliefert, ein Beispiel gelingender Kommunikation.

Was hat Pfingst-Gottesdienst mit Polizei zu tun?

Patrick Klein, seit 2015 als Hamburger Polizeipastor im Auftrag der Nordkirche für rund 11.000 Mitarbeitende der Polizei zuständig, sitzt in seinem Amtszimmer mit Blick auf die Hauptkirche St. Jacobi. Auf einem Tisch brennt neben dem kleinen Bronzeengel eine Kerze. Hier führt der Pastor seelsorgerliche Gespräche. Vor einem Bücherregal mit verschiedenen Bibelausgaben erzählt der frühere Pastor in Mölln und Sprecher der ehemaligen Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, warum nun ausgerechnet die Polizeiarbeit in einem Pfingstgottesdienst zur Sprache kommen soll.

Es war NDR-Fernsehpastor Jan Dieckmann, der die Idee mit der Hamburger Polizei hatte und die Verknüpfung mit Pfingsten ebenso passend wie überraschend fand. Dort stieß das Vorhaben auf Resonanz und selbstverständlich auf Unterstützung durch das Sonderpfarramt. Während des Gottesdienstes in St. Gertrud werden nun Polizisten in mehreren Sprachen zu Wort kommen und über ihren Alltag berichten – ein Berufsleben, das seelisch und körperlich in Grenzsituationen führen kann und immer wieder mit dem Tod konfrontiert.

Zwölfminütige Live-Predigt

Da geht es nicht nur um gefährliche Situationen im alltäglichen Dienst und darum, dass Beamte nach Unfällen und Verbrechen den Angehörigen die Todesnachricht überbringen müssen, sondern auch um jähe Todesfälle in eigenen Reihen. Klein spricht mit großem Respekt darüber, wie eng der Zusammenhalt der Hamburger Polizistinnen und Polizisten ist, gerade dann, wenn einer oder eine von ihnen in der Zeit des aktiven Dienstes stirbt – sei es durch Unfall, Fremdeinwirkung oder Krankheit. „Da leidet dann immer auch die ganze ‚Polizei-Familie‘, sogar über die Grenzen Hamburgs hinaus.“

Zwölf Minuten wird die Predigt des Polizeipastors dauern. Diese Zeit, so gibt es das TV-Format vor, darf nicht überschritten werden. „Ich werde mich gut vorbereiten und die Predigt dann so gut wie auswendig vortragen“, sagt Klein und kommt noch einmal auf die Bedeutung des Wortes in der Polizeiarbeit zu sprechen. Denn bereits in ihrer Ausbildung lernen die Anwärter, dass das Wort die „Waffe“ der Polizei sei. Die Polizei habe viele Hilfsmittel, aber die erste Wahl sei immer zu sprechen. Außerdem sei es für einige von ihnen wichtig, in ihrem Dienst zu beten und Gott um Hilfe zu bitten. „Wenn Polizisten nicht mehr weiterwissen, holen sie Verstärkung – oder bitten um den Heiligen Geist“, schmunzelt der Seelsorger. „So wie wir es im Pfingstgottesdienst auch tun werden.“

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Die Liturgie des Gottesdienstes teilen sich Pastorin Antje Grambow und der Polizeiseelsorger. Zwei Ensembles des Polizeiorchesters Hamburg übernehmen die musikalische Gestaltung, eine Polizeibeamtin wird singen. Die Orgel spielt Uwe Bestert. Die musikalische Leitung hat Landeskirchenmusikdirektor Hans-Jürgen Wulf. Nach dem ungewöhnlichen Fernseh-Gottesdienst wird Patrick Kleins Berufsalltag wohl wieder in gewohnten Bahnen verlaufen: So gibt er Seminare an der Akademie der Polizei zur Berufsethik, steht für seelsorgerliche Gespräche bereit, betreut Beamte nach belastenden Einsätzen und begleitet große Einsätze der Hamburger Polizei.