Hamburg. Hamburg ist bundesweit Drittletzter. Senat beschließt weitere Lockerungen.

So richtig passen diese beiden Nachrichten nicht zusammen: Zwar wurde zum Montag offiziell die Impfpriorisierung aufgehoben, es kann sich also jetzt jeder impfen lassen – theoretisch. Gleichzeitig aber rutscht Hamburg im bundesweiten Vergleich der Impfquoten immer weiter nach hinten – weil es in der Hansestadt noch immer viel zu wenig Impfstoff gibt.

Die Impfquote, die die Zahl der Geimpften an der Gesamtbevölkerung angibt, hat sich in Hamburg jetzt weiter vom Deutschlandtrend entfernt. Nach Wochen im ungefähren Mittel der Durchschnittszahlen im Bund beträgt sie laut Robert-Koch-Institut nur noch 43,2 Prozent im Vergleich zu 45,7 Prozent bundesweit bei den Erstimpfungen. Nur Sachsen (40,7) und Brandenburg (42,2) sind schlechter.

Diese Corona-Impfstoffe sind in Deutschland zugelassen

  • Biontech/Pfizer: Der erste weltweit zugelassene Impfstoff gegen das Coronavirus wurde maßgeblich in Deutschland entwickelt. Der mRNA-Impfstoff, der unter dem Namen Comirnaty vertrieben wird, entwickelt den vollen Impfschutz nach zwei Dosen und ist für Menschen ab zwölf Jahren zugelassen. Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat er eine Wirksamkeit von etwa 90 Prozent – das heißt, die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, sinkt bei Geimpften um den genannten Wert. Ebenfalls von Biontech stammt der erste für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren zugelassene Impfstoff in Deutschland.
  • Astrazeneca: Der Vektorimpfstoff des britischen Pharmaunternehmens wird unter dem Namen Vaxzevria vertrieben. Aufgrund von seltenen schweren Nebenwirkungen empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko), den Impfstoff nur für Patienten zu verwenden, die älter als 60 Jahre sind. Offiziell zugelassen ist der Impfstoff aber für Menschen ab 18 Jahren. Vaxzevria weist laut BMG nach zwei Impfdosen eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen auf.
  • Moderna: Der von dem US-Unternehmen entwickelte mRNA-Impfstoff mit dem Vertriebsnamen Spikevax ist für alle ab 12 Jahren zugelassen, die Stiko empfiehlt aufgrund eines erhöhten Risikos schwerer Nebenwirkungen aber, ihn auf die Altersgruppe der über 30-Jährigen zu beschränken. Der Moderna-Impfstoff hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 90 Prozent in Bezug auf schwere Erkrankungen, wenn der volle Impfschutz nach zwei Impfdosen erreicht worden ist.
  • Johnson&Johnson: Das US-Unternehmen hat einen Vektorimpfstoff entwickelt, der bereits nach einer Impfdosis Schutz vor dem Coronavirus entwickelt. Er wird unter dem Namen Covid-19 Vaccine Janssen vertrieben. Das Präparat hat laut BMG eine Wirksamkeit von bis zu 70 Prozent bezogen auf schwere Erkrankungen – zudem ist die Zahl der Impfdurchbrüche im Vergleich zu den anderen Impfstoffen erhöht, daher empfiehlt die Stiko für mit Johnson&Johnson Geimpfte schon nach vier Wochen eine zusätzliche Impfdosis mit Comirnaty oder Spikevax, um den vollständigen Impfschutz zu gewährleisten.
  • Novavax: Das US-Unternehmen hat den Impfstoff Nuvaxovid entwickelt. der mitunter zu den sogenannten Totimpfstoffen gezählt wird. Er enthält das Spike-Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2. Dabei handelt es sich aber genau genommen nicht um abgetötete Virusbestandteile, die direkt aus dem Coronavirus gewonnen werden. Das Protein wird stattdessen künstlich hergestellt. Das menschliche Immunsystem bildet nach der Impfung Antikörper gegen das Protein. Der Impfstoff wird vermutlich ab Ende Februar in Deutschland eingesetzt und soll laut BMG in bis zu 90 Prozent der Fälle vor Erkrankung schützen.
  • Weitere Impfstoffe sind in der Entwicklung: Weltweit befinden sich diverse Vakzine in verschiedenen Phasen der Zulassung. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft derzeit das umstrittene russische Präparat Sputnik V sowie die Impfstoffe der Hersteller Sinovac, Sanofi und Valneva. Der deutsche Hersteller CureVac hat seinen Impfstoff vorerst aus dem Zulassungsverfahren zurückgezogen.

Bei den Zweitimpfungen ist der Abstand Hamburgs (20,9) zum Bundesmittel (21,3) dagegen nicht ganz so groß. Das belegt, dass das Impftempo in Hamburg durch die geringe Zahl an Erstimpfungen erheblich lahmt. Auch bundesweit wurden am Sonntag mit gut 74.000 Erstimpfungen so wenige Immunisierungen durchgeführt wie zuletzt im Februar.

Besserung ist offenbar kurzfristig auch nicht in Sicht

 Nach Informationen der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) fallen auch die für die kommenden Tage für die Hausarztpraxen in Hamburg angekündigten Mengen an Astrazeneca und Johnson & Johnson deutlich geringer aus als gedacht. Zugleich aber erhoffen sich viele wegen der Aufhebung der Priorisierung eine schnellen Impfung. „Der Ansturm und die Nachfrage nach Terminen war auf anhaltend hohem Niveau“, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung, Jochen Kriens, dem Abendblatt. Die Ärzte müssten aber weiterhin nach medizinischen Kriterien entscheiden, wen sie zuerst einladen. Impfwillige Patienten müssten sich daher weiter in Geduld üben und sollten eine E-Mail schreiben, um bei ihrem Hausarzt ihr Impfinteresse zu bekunden, so Kriens. Die Telefone der Ärzte sind vielfach überlastet.

Die Sozialbehörde meldete am Montag 26 Corona-Neuinfektionen, fünf mehr als am Sonntag und ebenfalls fünf mehr als am Montag der Vorwoche. Die Inzidenz stieg deswegen minimal von 20,5 auf 20,7. Die Lage in den Kliniken ist auch weiterhin entspannt. Nach letztem Stand werden 78 Menschen wegen einer schweren Coronainfektion in Hamburger Kliniken behandelt, 38 davon auf Intensivstationen.

UKE vergleicht Erkrankungen in erster und zweiter Welle

Das UKE hat die klinischen Krankheitsverläufe von Corona-Patienten in der ersten und zweiten Welle miteinander verglichen. Dabei wurden die Daten von 174 Covid-19-Patienten der ersten Welle (vom 27. Februar bis 28. Juli 2020) und 331 Patienten der zweiten Welle (29. Juli bis 31. Dezember 2020) herangezogen.

Ergebnis: Es gab keinen Unterschied in Bezug auf Alter und Begleit- oder Vorerkrankungen, so das UKE. „Jedoch wurde während der zweiten Welle ein höherer Anteil der Patienten ambulant behandelt (elf Prozent gegenüber 20 Prozent), ein geringerer Anteil der Patienten auf Intensivstation aufgenommen (43 gegenüber 29 Prozent) und die mediane Dauer des Krankenhausaufenthalts war signifikant kürzer (14 gegenüber elf Tagen). Die Krankenhaussterblichkeit war jedoch während des gesamten Kalenderjahres 2020 hoch und betrug während beider Zeiträume jeweils 16 Prozent.“ Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachmagazin „Journal of Clinical Medicine“ veröffentlicht.

„Während also neue Behandlungsstrategien und ein größeres Wissen über das klinische Management von Covid-19 bei einigen Patienten zu einem weniger schweren Krankheitsverlauf geführt haben könnten, schlugen sich diese nicht in Form einer Reduktion der Krankenhaussterblichkeit nieder“, sagte Erstautor Thomas Theo Brehm aus der Sektion Infektiologie der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE. „Diese Ergebnisse unterstreichen die weiterhin bestehende Notwendigkeit, die Übertragung von Sars-CoV-2 einzudämmen, sowie durch Impfungen und neue Behandlungsstrategien die Morbidität und Mortalität zu senken.“

Sozialbehörde will qualifizierten Fachkräften kostenlose Coachings anbieten

Die Sozialbehörde will qualifizierten Fachkräften, die durch die Corona-Pandemie in Kurzarbeit geraten oder sogar arbeitslos geworden sind, kostenlose Coachings anbieten. „Die Corona-Pandemie hat Einschnitte am Arbeitsmarkt hinterlassen und führt in einigen Bereichen zu dauerhaften Umstrukturierungen“, sagte Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). „Auch qualifizierte Fachkräfte stehen damit vor ganz neuen Herausforderungen. Wir möchten von der Krise betroffene Fachkräfte in der aktuellen Situation mit kostenlosen Coachings unterstützen, damit sie berufliche Perspektiven und Wege aus der Krise entwickeln können.“

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Interessierte können sich an die KWB Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. wenden. Teilnehmen können Personen mit Wohnort oder Arbeitsplatz in Hamburg. Die KWB stellt nach Prüfung einen Gutschein für bis zu sechs Stunden Coaching aus. Gleichzeitig erfolge die Vermittlung an einen professionellen Coach aus einem geprüften Pool.

Weniger Infektionen auch an Hamburger Schulen

An den Schulen wurden bis zum vergangenen Freitag laut Schulbehörde 553.368 Schnelltests durchgeführt, davon 377.944 bei Schülern und 175.424 bei Schulbeschäftigen. Davon waren 152 positiv, 128 bei Schülern und 24 bei Schulbeschäftigten. „Der Anteil der positiven Schnelltests ist somit sehr stark rückläufig“, sagte Schulbehördensprecher Peter Albrecht. In den vergangenen zehn Tagen hätten die Schulen 38 bestätigte Infektionen gemeldet (36 Schüler, zwei Schulbeschäftigte an 31 Schulen). Es habe sich jeweils um einzelne Infektionen gehandelt. Im selben Zeitraum seien 147 Personen in Quarantäne geschickt worden, 138 Schüler und neun Schulbeschäftigte.

Angesichts weiter niedriger Corona-Zahlen will der Senat am Dienstag weitere Lockerungen beschließen. Unter anderem sollen sich nach dpa-Informationen ab Freitag im Freien wieder bis zu zehn Personen aus beliebig vielen Haushalten treffen können; in Innenräumen soll es hingegen zunächst weiter bei maximal fünf Personen bleiben. Die zulässige Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen soll auf 100 Menschen in Räumen und bis zu 500 unter freiem Himmel erhöht werden.

Außerdem soll Prostitution unter strengen Hygieneauflagen wieder erlaubt sowie Saunen, Dampfbäder und Wellnesseinrichtungen mit Einschränkungen wieder geöffnet werden dürfen. Zudem sollen Beherbergungsbetriebe und Veranstalter von Stadtrundfahrten ihre Kapazitäten wieder zu 100 Prozent nutzen können. Auch sollen wieder mehr Sportmöglichkeiten sowie Chor- und Blasmusikproben in Innenräumen erlaubt werden.