Hamburg. Straßen, Keller und Tiefgaragen standen unter Wasser. Taucher befreiten Mann aus Auto. Eine kleine Chronik der Ereignisse am Freitag.
Die Feuerwehr hat nach Starkregen und Blitzschlägen mehr als 300 Unwetter-Einsätze am Freitag gezählt. Bereits am Freitagmorgen wurden zahlreiche Straßen in Hamburg überspült. Laut Feuerwehr war insbesondere der Nordosten Hamburgs betroffen. Es liefen Keller und Tiefgaragen voll. Rund 300 Einsätze gab es tagüber.
Am Abend rollte dann eine zweite, Gewitterwelle über Hamburg hinweg. Der Deutsche Wetterdienst DWD gab im Vorfeld eine amtliche Unwetterwarnung für Hamburg und Teile Niedersachsens heraus.
Starkregen in Hamburg: Pkw unter Wasser
Der DWD rechnete mit heftigem Starkregen mit Niederschlagsmengen um die 30 Liter/Quadratmeter. Außerdem wurden Sturmböen mit Geschwindigkeiten um 65 Stundenkilometer sowie kleinkörniger Hagel erwartet. Doch in Hamburg blieb es verhältnismäßig ruhig. Wie die Feuerwehr am Sonnabendmorgen mitteilt, gab es am Abend lediglich 18 Unwettereinsätze.
Dabei handelte es sich vor allem um überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller, wie Feuerwehrsprecher Martin Schneider sagte.
Die Straße Am Knill in Rahlstedt stand so massiv unter Wasser, dass ein Auto ins Schleudern geriet und in einen Graben fuhr. Da sich das Fahrzeug zum Teil unter Wasser befand, wurden auch Taucher angefordert, um die Insassen aus dem Auto zu befreien. Zu Überschwemmungen kam es auch in Alsterdorf, Billstedt und Oldenfelde.
Starkregen Hamburg: Stromversorgung an Schulen ausgefallen
Im Nordosten Hamburgs liefen zudem viele Keller mit Wasser voll. In Sasel waren sogar Schulen überschwemmt. Im Gymnasium Oberalster und der ebenfalls am Alsterredder ansässigen Grundschule waren am Mittag Keller und einige Klassenzimmer wegen des heftigen Starkregens mit Wasser vollgelaufen – die Kanalisation konnte das Wasser nicht mehr vollständig aufnehmen. Nach Abendblatt-Informationen wurden die Kinder größtenteils nach Hause geschickt.
"Die Freiwillige Feuerwehr Eppendorf ist mit großen Pumpen vor Ort", sagte Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly am frühen Nachmittag. Unter anderem sei ein Heizungskeller vollgelaufen. Auch die Hauptstromleitung sei durch die Wassermassen in Mitleidenschaft gezogen worden. "Die Stromversorgung ist ausgefallen."
Blitzeinschlag Hamburg: Kranführer muss abgeseilt werden
Auf einer Großbaustelle in der HafenCity an der Lucy Borchardt Straße wurden gegen 8.23 Uhr zwei Kranführer von dem Gewitter überrascht und konnten ihre Kanzel nicht mehr rechtzeitig verlassen, als die ersten Blitze einschlugen.
Auf der Baustelle stehen auf einer Fläche von etwa 200 mal 200 Meter fünf Baukräne, wie Feuerwehrsprecher Martin Schneider sagte. "In mindestens einen Kran ist ein Blitz eingeschlagen." Ein Kranfahrer konnte eigenständig seine Kanzel verlassen, sein Kollege kam nicht mehr aus eigener Kraft hinunter.
Zwei Kranführer werden im Krankenhaus behandelt
"Der andere Kranführer saß in 85 Meter Höhe fest und musste dort rettungsdienstlich erstversorgt werden", so Schneider. Zunächst habe der Mann den Abstieg selbstständig begonnen. Schneider: "Aber in 40 Meter Höhe verließen ihn die Kräfte." Da sich sein Zustand verschlechterte, wurde er dann mit einer sogenannten Schleifkorbtrage abgeseilt. Anschließend wurde die Einsatzstelle der Polizei übergeben.
Beide Kranführer kamen mit Verdacht auf einen Stromschlag in ein Krankenhaus. Wegen des Blitzeinschlags, der sehr laut und grell ist, werden auch Augen und Ohren der Männer untersucht.
Blitzeinschlag auf Baustelle in Hamburger Innenstadt
Auf einer Baustelle an der Dammtorstraße in der Innenstadt wurden zur selben Zeit – gegen 8.28 Uhr – zwei Handwerker, die sich auf einem Dach in circa zehn Meter Höhe befanden, vermutlich von einem Blitzeinschlag in einen nahestehenden Baukran verletzt, wie der Feuerwehr zunächst gemeldet wurde.
"Vor Ort stellte der Einsatzleiter fest, dass vier Handwerker ansprechbar und augenscheinlich unverletzt auf dem Dach standen", sagte Wesselly. "Sie wurden vom Notarzt gesichtet, rettungsdienstlich versorgt und verblieben anschließend an der Einsatzstelle. Diese wurde ebenfalls der Polizei für weitere Ermittlungen übergeben.
Gewitter Hamburg – rund 300 Einsätze für die Feuerwehr
Der Starkregen sorgte in Hamburg aber nicht nur für überspülte Straßen. "In den Stadtteilen Sasel, Poppenbüttel, Wellingsbüttel, Lemsahl-Mellingstedt, Bergstedt und Duvenstedt sowie vereinzelt auch in anderen Stadtteilen traten Bäche über die Ufer, wurden Straßen überflutet, liefen Keller von Wohngebäuden, Schulen und Tiefgaragen mit Regenwasser voll", sagte Wesselly.
In der Rettungsleitstelle der Feuerwehr Hamburg seien sämtliche Notrufabfrage- und Disponentenplätze besetzt gewesen, um die Vielzahl der Notrufe so schnell wie möglich an die Rettungs- und Einsatzkräfte weiterzuleiten. "Im Zeitraum von 8.30 bis 12 Uhr wurden im sogenannten Betriebszustand Ausnahme rund 300 wetterbedingte Einsätze disponiert", so Wesselly. Diese seien überwiegend durch die Freiwilligen Feuerwehren abgearbeitet worden. Diese waren mit 18 Wehren im Einsatz.
Keller in Bad Bramstedt und Neumünster vollgelaufen
Auch in der südlichen Hälfte Schleswig-Holsteins führte ein kräftiger Gewitterregen am Freitagvormittag zu einigen vollgelaufenen Kellern. Besonders betroffen war Bad Bramstedt (Kreis Segeberg), wo es nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands mehr als 50 Einsätze gab. Dort lief Wasser auch in den Keller eines Hotels. In der Innenstadt stand das Wasser vorübergehend in den Straßen, weil die Kanalisation den heftigen Regen nicht aufnehmen konnte. Auch in Neumünster habe es einige vollgelaufene Keller gegeben, sagte ein Sprecher der Stadt.
Nach dem hochsommerlichen Tag am Donnerstag war das Wetter in Hamburg und ganz Norddeutschland am Freitag umgeschwungen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab am Freitagmorgen eine amtliche Warnung vor starkem Gewitter heraus. Betroffen waren Hamburg, Teile von Schleswig-Holstein und Niedersachsen.
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Gewitter in Hamburg: 15 und 25 l/m² Regen pro Stunde
Die Warnung galt zunächst bis 9.45 Uhr. Der DWD warnte vor Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 15 und 25 l/m² pro Stunde sowie Windböen mit Geschwindigkeiten bis 60 km/h. "Der Ausläufer eines Tiefs bei den Britischen Inseln überquert das Vorhersagegebiet und bringt sehr feuchte und mäßig warme Luft mit sich", hieß es vonseiten des DWD.