Hamburg. In 150 Fahrzeugen protestieren mehrere Hundert Menschen für ein freies Palästina. Ein Facebook-Aufruf der Schura sorgt für Kritik.
Mehr als 200 Menschen haben am Mittwoch in Hamburg gegen das militärische Vorgehen Israels nach palästinensischen Raketenangriffen demonstriert. Der Autokorso sorgte am Nachmittag für erhebliche Behinderungen in der Hamburger Innenstadt. Auf dem Steindamm in St. Georg versammelten sich bis zu 150 Fahrzeuge, angemeldet waren laut Polizei allerdings lediglich 50 Autos.
Die überzähligen Demonstranten hätten versucht, mit ihren Autos eine Spontankundgebung zu veranstalten. Aber das habe die Polizei nicht zugelassen, sagte der Sprecher des Lagedienstes. Die übrigen Teilnehmer verließen ihre Wagen setzten den Protest zu Fuß fort.
Palästina-Demo führte durch Hamburger Innenstadt
Die Demonstration stand unter dem Motto "Solidarität mit dem palästinensischen Volk". Anmelder war die Palästinensische Gemeinschaft Deutschland. Auf den Autos klebten Parolen wie "Free Palestine". Doch nicht nur palästinensische, auch türkische Flaggen wehten an einigen Fahrzeugen. Ein Reporter vor Ort beobachtete aus einem Auto den Gruß der Grauen Wölfe, einer rechtsextremistischen Bewegung in der Türkei.
Stau rund um den Hauptbahnhof wegen Demo
Die Demonstranten sind über Kirchenallee, Glockengießerwall und Ballindamm bis zur Binnenalster und von dort weiter über Mittelweg, Hallerstraße und Rothenbaumchaussee gefahren, um sich dann auf den Rückweg zum Steindamm in St. Georg machen.
Am Hauptbahnhof wieder angekommen sorgte der Korso für viel Gehupe, während die Polizei weitere Kräfte verteilte und der Hubschrauber "Libelle" über dem Aufzug kreiste. Am Steintordamm in Richtung St. Georg steckten viele Busse im stockenden Verkehr fest. Inzwischen entspanne sich die Lage, sagte ein Sprecher des polizeilichen Lagedienstes um 17.40 Uhr. Die Polizei bleibe aber noch eine Weile vor Ort.
CDU kritisiert Aufruf der Schura
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion kritisierte, dass auch der Rat der Islamischen Gemeinschaften (Schura) Hamburg zu der Demonstration aufgerufen habe. Der Verein hatte auf Facebook geschrieben: "Angesichts der brutalen Angriffe, denen die Al Aqsa-Moschee und das freie palästinensische Volk, ausgesetzt sind, möchten wir euch zu einer Kundgebung auffordern." Eine Demonstrantin zeigte ein Plakat mit der Aufschrift: "Alle 3 Tage tötet Israel ein Kind in Palästina".
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dennis Gladiator, sagte: "Es beschämt mich zu sehen, wie offen und ohne Scheu Antisemitismus auf Hamburgs Straßen offen zur Schau gestellt wird." Gladiator forderte den Senat auf, den Staatsvertrag mit der Schura zu kündigen: "Verträge mit solchen "Vertragspartnern" gilt es sofort aufzulösen, sie sind einer Stadt wie Hamburg nicht würdig und stehen konträr gegen das Menschenbild, welches wir in dieser Stadt pflegen." Der CDU-Politiker betonte: "Israel, welches seit Tagen durch palästinensische Terroristen beschossen wird, hat unser aller Solidarität verdient."