Hamburg. Die neue App Lialo macht es möglich: Auf sechs Touren erfahren Spaziergänger Details und Anekdoten – vom Hafen bis nach Ohlsdorf.
Wandern, spazieren, walken, schlendern, laufen – egal, wie man es nennen mag: Der neue coronabedingte Trend ist eindeutig Bewegung an der frischen Luft. Das Tinder-Date? Mit Coffee to go am Elbstrand. Der Plausch mit der besten Freundin? Im Bolivar- oder Hirschpark. Kinder treffen sich mit Freunden auf den Waldwegen des Niendorfer Geheges. Nie zuvor haben die Menschen so viel Zeit draußen verbracht, um miteinander zu sprechen, sich mit gebührendem Abstand zu sehen und auszutauschen.
Geht raus! Das war schon vor dem Lockdown das Motto von Andree Sadilek und Christian Wegner, den Gründern der Web-App Lialo. Lialo ist eine Abkürzung für „like a local“ (englisch für „wie ein Einheimischer“), und dahinter verbergen sich mittlerweile schon mehr als 30 Walking-Touren in verschiedenen Städten Deutschlands, die man kostenlos und ohne Anmeldung oder Download auf dem Smartphone spielen kann.
App beinhaltet sechs Touren für Hamburg
Für Hamburg gibt es aktuell sechs Touren, auf denen man durch verschiedene Teile der Stadt geführt wird. An den Stopps gibt es Erklärungen und unbekannte Anekdoten, dann gilt es, Rätselfragen zu lösen. Wo befand sich der Schellfischtunnel? An welchem Haus sieht man das Wappen von Altona? Welcher Seeräuber wurde mit Klaus Störtebeker in der heutigen HafenCity hingerichtet? Welche Friedhofsanlage wurde nie gänzlich fertig gestellt? Die Touren werden alle von unabhängigen lokalen Autoren geschrieben.
Die Hamburgerin Manuela Herbst ist eine davon. Die erste Führung, die die Landschaftsarchitektin entworfen hat, geht über den Ohlsdorfer Friedhof. „Das lag nahe, denn ich mache seit zehn Jahren für die Volkshochschule hier Führungen“, sagt die Mutter zweier Kinder. „Außerdem habe ich von meinem Mann viel Wissen über diesen Ort ‚geerbt‘, er arbeitet hier in der Planung und Bauleitung und hat ein enormes Wissen.“
Archäologische Stätten auf Hamburger Friedhof
Allerdings habe sie die Gelegenheit genutzt und eine neue Führung entworfen, welche unter anderem alle archäologischen Stätten auf dem Friedhof zeigt, die nicht beschildert sind und nur in der Literatur erwähnt werden. „Ich fand diese Orte schon immer spannend und fand es gleichzeitig schade, dass so wenige Menschen davon erfahren können.“
Nun erzählt Herbst den Nutzern, warum hier schon Dolche und Schwerter gefunden wurden und weshalb vor sehr vielen Jahren auf dem heutigen Friedhofsgelände ein besonders geeigneter Platz zum Fischfang war. „Ich möchte gern das Unsichtbare zeigen“, sagt sie und erzählt auf unterhaltsame Weise, verziert öde anmutendes Wissen mit lustigen Begebenheiten. Quizfragen geben einen Schnitzeljagd-Charakter. Das ist sehr im Sinne der Gründer, die auch Familienväter sind und in gemeinsamen Urlauben die Wanderungen für ihre Kinder unterhaltsamer gestalten wollten.
Hohe Benutzerfreundlichkeit der App
Da stark auf die Benutzerfreundlichkeit geachtet wurde (zu Beginn bekommt man Infos zum geeigneten Schuhwerk, über die Bodenbeschaffenheit und Länge der Tour), haben hier übrigens Besucher der Stadt genauso viel Spaß wie die spazierenden Hamburger.
Um die Touren in der Web-App Lialo zu nutzen, muss man einfach in die Suchmaske einer Suchmaschine (z. B. Google) den Suchbegriff „Lialo“ eingeben. Dann erscheint ein Deutschlandkarte, ganz oben im weißen Feld den Stadtnamen (Hamburg) eingeben, dann auf „Listenansicht“ klicken und schon werden die Touren übersichtlich untereinander angezeigt. Einige Hamburger Touren im Überblick:
Die Geheimnisse des Hamburger Hafens
Tourstart ist einer der ältesten Hafenkneipen Hamburgs. Heute ist die Kneipe Zum Schellfischposten Drehort für die NDR-Late-Night-Show mit Ina Müller. Von hier aus geht es über den Fischmarkt, vorbei am Alten Elbtunnel und weiter zu den Landungsbrücken.
Wie viele Kilo Rohkaffee verlassen pro Sekunde den Hamburger Hafen? Zu wie viel Prozent besteht die Fläche der Stadt Hamburg aus Wasser? Und was ist eigentlich ein Sielhäuschen? Auf der Tour erfährt man viele Anekdoten aus über 800 Jahren Hafengeschichte.
14 Stopps, 14 Aufgaben, 1 bis 4 km Wegstrecke, Dauer 1 bis 3 Stunden, nicht barrierefrei.
Auf den Spuren der Beatles
Diese Tour birgt auch für echte Beatles-Fans noch Überraschungen: Dass die Geschichte der erfolgreichsten Band der Musikgeschichte ihren Anfang in Hamburg nahm und in welchen Clubs sie dort aufgetreten sind, ist kein Geheimnis.
Aber warum die Beatles einst ein echtes Schweinchen an der Leine über die Reeperbahn führten, weshalb Paul McCartney eine Nacht in der Davidwache einsitzen musste oder wer der Friseur war, der den „Fab Four“ die typische Pilzkopffrisur verpasste, dürfte vielen neu sein.
13 Stopps, 13 Aufgaben, 1 bis 4 km Wegstrecke, Dauer 1 bis 3 Stunden, nicht barrierefrei.
Ohlsdorfer Parkgeheimnisse
Der Ohlsdorfer Friedhof ist der viertgrößte Friedhof der Welt. Bei dieser Tour erkundet man die historische Parkanlage und erfährt Näheres zu den teilweise wunderschön angelegten Grabmälern, Gebäuden und Grünanlagen.
Auf dem Programm stehen interessante Grabmale, aber auch archäologische Stätten, die nicht als solche gekennzeichnet sind und somit für die meisten Besucher einfach unsichtbar bleiben.
18 Stopps, 10 Aufgaben, mehr als 4 km Wegstrecke, Dauer 1 bis 3 Stunden, nicht barrierefrei.
Barmbeker Geschichte(n)
Diese Lialo-Tour ist ein echter Geheimtipp und hält selbst für waschechte Hamburger noch Überraschungen parat. Was verbindet die Schriftsteller Hans-Jürgen Massaquoi und Ralph Giordano? Welche Spuren des Zweiten Weltkriegs sind hier bis heute deutlich sichtbar? Was ist eine Hamburger Burg?
Wie sieht ein Hamburger Schlitzbau aus? Und wer ist eigentlich Trude? Dieser Spaziergang durch Barmbek bringt die Antworten und beinhaltet noch viele weitere Geschichten.
24 Stopps, 15 Aufgaben, 1 bis 4 km Wegstrecke, Dauer 1 bis 3 Stunden, nicht barrierefrei.
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Klaus Störtebeker und die HafenCity
Auf dieser Tour erfährt man einerseits alles über Hamburgs berühmtesten Piraten Klaus Störtebeker, die Entstehung der Speicherstadt und historische Ereignisse wie den Großen Brand. Andererseits werden auch die neue HafenCity mit dem „8. Weltwunder“, der Elbphilharmonie, unter die Lupe genommen.
17 Stopps, 17 Aufgaben, 1 bis 4 km Wegstrecke, Dauer 1 bis 3 Stunden, nicht barrierefrei