Hamburg. Ein defekter E-Scooter setzte ein ganzes Haus in Brand. Bewohner wurden über eine Drehleiter gerettet. Experten mahnen zur Vorsicht.

Ein Defekt im Akku eine E-Scooters hat am frühen Montagmorgen zu einem verheerenden Brand in einem Mehrfamilienhaus an der Bürgerweide geführt. Drei Menschen wurden verletzt, nachdem der Akku in einer Wohnung in Flammen aufgegangen war. Die Feuerwehr rettete mehrere Bewohner über Leitern. Der Mieter der Wohnung hatte keine Chance gehabt, die Flammen zu löschen.

Um kurz nach 4 Uhr war der Mieter einer Wohnung im ersten Stock des viergeschossigen Wohnhauses durch einen Knall aus dem Schlaf gerissen worden. Blitzschnell war die Wohnung mit beißendem Rauch gefüllt. Der 32-Jährige rettete sich ins Freie. Als alarmierte Einsatzkräfte der Feuerwehr eintrafen, brannte die Wohnung bereits lichterloh. Acht der 17 Bewohner holte die Feuerwehr über Leitern oder unter Fluchthauben aus dem Gebäude.

Akku von E-Scooter explodiert: Feuerwehr benötigte "Gel-Löscher“

„Die schnelle Brandausbreitung und die hohe Rauchentwicklung sind typisch für einen Akkubrand“, sagt Brandschutzexpertin Nicole Maack von Maack Feuerschutz. Löschversuche seien in der Regel erfolglos. „Man benötigt einen speziellen Gel-Löscher“, sagt sie. „Das Gel haftet, bedeckt den Akku und erstickt so das Feuer.“ Andere Löschmittel seien kaum oder nur wenig wirksam. Bei dem Einsatz von Wasser kann es sogar zu einer Explosion des brennenden Akkus kommen. Wasser sollte nur benutzt werden, wenn es ausreichend eingesetzt werden kann und den brennenden Akku kühlt.

„Bei einem Brand in einer Wohnung sollte man sich schon wegen des giftigen Qualms, der bei einem Akkubrand entsteht, möglichst schnell in Sicherheit bringen, die Feuerwehr alarmieren und Mitbewohner warnen“, sagt Maack. „Einen Akkubrand in einer Wohnung unter Kontrolle zu bringen, ist schwieriger, als einen lichterloh brennenden Weihnachtsbaum zu löschen.“

E-Scooter: Lithium-Ionen-Akkus können Feuer auslösen

Auslöser für einen Akkubrand ist in der Regel ein Kurzschluss. Lithium-Ionen-Akkus sind aufgebaut wie Batterien. Sie haben zwei Kammern, zwischen denen die Ionen hin und her fließen. Ist eine Trennwand zwischen den Kammern defekt, gibt es einen unkontrollierten Strom der Ionen, der viel Energie freisetzt, so Hitze entwickelt und das Feuer auslöst.

„Meistens sind es Beschädigungen, beispielsweise entstanden, weil der Akku heruntergefallen ist, die für den Defekt sorgen“, sagt Maack. „Tückisch ist dabei, dass man solche Beschädigungen nicht von außen sieht.“ Aber auch falsche Ladekabel, die den Akku überladen und so für Hitzeentwicklung sorgen, oder einfach Produktionsfehler können Auslöser von Akkubränden sein. Vergangenes Jahr wurden 21 Einsatzfahrzeuge der Polizei aus dem Verkehr gezogen, nachdem der Herstelle General Motors eine Rückrufaktion für die E-Autos gestartet hatte. Bei baugleichen Fahrzeugen hatte es zuvor vermehrt Akkubrände gegeben.

Akkus lange nicht benutzter E-Bikes sind Gefahr

Gefährlich sind auch entladene Akkus. „Hat man ein E-Bike über den Winter nicht benutzt, kann der Akku vollständig entladen sein. „Das nennt man Tiefenentladung“, so Maack. „Beim erstmaligen Wiederaufladen sollte man darauf achten, dass der Akku nur halbvoll geladen wird und dabei kühl gelagert ist. Sonst besteht erhöhte Brandgefahr.“

Es seien aber nicht nur große Akkus, die in Brand geraten können. Das kann auch mit solchen beispielsweise in einem Handy oder in einer Bohrmaschine passieren“, sagt Maack. „Sie sind ja alle nach dem gleichen Prinzip aufgebaut.“

„Das Smartphone war plötzlich heiß geworden"

In Harburg geriet im vergangenen Mai während der Fahrt in einem – mit einer Familie besetzten – VW ein Smartphoneakku in der Tasche eines der Insassen in Brand. Blitzschnell war der Innenraum verqualmt. Der Fahrer stoppte sofort, die Mitfahrer retteten sich unverletzt. „Das Smartphone war plötzlich heiß geworden. Dann hatte es schon geknallt“, schilderte damals ein Insasse die Situation.

„Viele Menschen gehen sehr sorglos mit solchen Akkus um“, sagt Maack. „Ich würde beispielsweise einen Fahrrad- oder E-Scooter-Akku nur in geschlossenen Räumen laden, wenn ich dabei und wach bin. Sonst sollte man einen guten Rauchmelder oder einen sehr leichten Schlaf haben. Sinn macht es auch, den Akku beim Ladevorgang auf eine nicht brennbare Unterlage zu legen.“

Akku eines E-Bikes: Villa ging in Flammen auf

Erst Anfang des Jahres hatte ein Akkubrand bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Im Januar war eine 1600 Qua­dratmeter große Villa in Isernhagen in Flammen aufgegangen. Auslöser war der Akku eines E-Bikes, der während des Ladens in der Bibliothek Feuer gefangen hatte. Rauchmelder weckten die Bewohner, die sich rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.