Hamburg. Zwei Freunde haben sich mit Caté selbstständig gemacht. Rund 150 Gastronomen beliefern sie schon.


Hier liefern die Chefs noch selbst. Geschickt steuert Bastian Muschke das bunte Lastenfahrrad über den Parkplatz Richtung Straße. „Mehrere Tausend Kilometer waren wir damit schon unterwegs“, sagt Bastian Senger, der gerade die Getränkekisten auf die Ladefläche gehievt hat. Die beiden Bastians – ja, die heißen wirklich beide so – sind die Köpfe hinter einem neuen Erfrischungsgetränk, das aus den Schalen der Kaffeefrucht hergestellt wird: Caté. Es ist nicht Kaffee, und auch nicht richtig Tee. Aber es gibt ordentlich Schub. „In einer Flasche ist so viel Koffein wie in zwei Tassen Espresso“, sagt Bastian Muschke. Und deutlich weniger Zucker als etwa in Coca Cola.

Online lassen sich die Flaschen auch bestellen

Seit die Hamburger Brause-Brauer vor gut einem Jahr die ersten Caté-Flaschen verkauft haben, ist viel passiert. Inzwischen bieten 150 Gastronomen den fruchtig-herben und vor allem natürlichen Drink an, größter Kunde ist das Hamburger Studierendenwerk mit seinen insgesamt 13 Mensen und 20 Cafés. Es gibt einen Onlineshop. Die 0,33-Liter-Flasche kostet zwischen 1,70 und 2,50 Euro. „2016 haben wir etwa 80.000 Kunden erreicht“, sagen die Geschäftsführer der im vergangenen Jahr gegründeten Caté Goods GmbH, und manchmal wundern sie sich noch ein bisschen über sich selbst.

Denn eigentlich hatten die Start-up-Unternehmer, die in der fünften Klasse auf einem Lübecker Gymnasium Freundschaft schlossen und heute 31 Jahre alt sind, ganz andere Lebenswege eingeschlagen. Senger ist Wirtschafts­ingenieur und war weltweit als Unternehmensberater unterwegs. Muschke hat Maschinenbau studiert, arbeitete viel in Entwicklungsländern. Auf einer Reise durch Brasilien hatte er 2011 auf einer Kaffeeplantage übernachtet, und zum ersten Mal Cascara getrunken. So nennen die Einheimischen in den Kaffeeanbauländern Mittel- und Südamerikas das aus den Schalen von Kaffeefrüchten aufgegossene Getränk mit der satten Bernsteinfarbe, das auch Poor Man’s Coffee oder Coffeetea genannt wird. Im Jemen ist Qishr, wie es hier heißt, sogar ein Nationalgetränk.

Als Senger und Muschke vor zwei Jahren zum ersten Mal darüber nachdachten, gemeinsam eine Firma aufzuziehen, fiel ihnen der traditionsreiche Schalentee wieder ein. „Wir wollten vor allem auch etwas Soziales und ökologisch Sinnvolles machen“, sagen Bastian und Bastian. Der Werbeslogan: „Gut tut besser“. Grundsubstanz ist die Kaffeefrucht oder Kaffeekirsche, wie sie auch genannt wird, und von der meistens nur der Kern, die Kaffeebohne, verwandt wird. Das Fruchtfleisch und die Schalen landen normalerweise im Müll. Die Gründer wollten das ändern. In der heimischen Küche begannen sie zu experimentieren. Gossen die Schalen kalt auf, kochten sie aus. Gaben Zucker dazu, Zitronensaft. Und näherten sich Schritt für Schritt dem, was heute Caté ist. Der Name leitet sich übrigens von dem spanischen Verb catar (probieren) ab. Café und Tee stecken auch drin.

Das Getränk wird beim Husumer Mineralbrunnen abgefüllt

„Am Anfang haben wir für einen Kasten vier Stunden gebraucht“, sagt Bastian Muschke und lacht. Inzwischen wird Caté ganz professionell beim Husumer Mineralbrunnen abgefüllt. Die in der Sonne getrockneten Kaffeefrucht-Schalen kommen von einem Kaffeebauern in Panama, werden in großen Säcken über den Hamburger Hafen eingeschifft. Wichtig ist, dass das Produkt ökologisch einwandfrei ist und nicht chemisch behandelt wurde.

Zum Unternehmensprinzip gehört, dass Caté faire Preise zahlt. „Eine Tonne Schalen in unserer Qualität ist teurer als eine Tonne Kaffeebohnen“, sagt Bastian Senger. Zahlen und genaue Details will er nicht preisgeben. Denn: Inzwischen gibt es Konkurrenzprodukte, unter anderem Selosoda aus Berlin. Auch die Kölner Gaffel-Brauerei ist mit Cascara Sparkling in den Markt mit dem innovativen Erfrischungsgetränk eingestiegen.

„Es hat auf jeden Fall Potenzial“, sind Bastian Senger und Bastian Muschke überzeugt. Die Hamburger haben dafür ihre gut bezahlten Jobs gekündigt, privates Geld investiert. In ihrem Unternehmen ist Ex-Berater Senger zuständig für Vertrieb, Verwaltung und Logistik. „Der Rohstoff ist unendlich verfügbar“, sagt Muschke, der Produktion, Rohstoffbeschaffung und Marketing verantwortet. Dazu kommen die positiven Eigenschaften der Kaffeefrucht, neben dem hohen natürlichen Koffein-Gehalt haben die Schalen auch noch viele Vitamine.

Hamburg Hochburg für Trendgetränke

Hamburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Hochburg für Trendgetränke entwickelt: Fritz Kola, Lemonaid, Charitea, Ajola oder Viva con Agua sind inzwischen etabliert. Es gibt Kokos-Wasser, Mate-Drinks, Fass-Brausen und neue Saft-Variationen und Bio-Schorlen, wie etwa von Kale&Me oder Leev, aus der Hansestadt. Alternative alkoholfreie Getränke sind Branchenkennern zufolge ein Markt für Mittelständler, wenn sie die richtige Nische finden. Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt nach Angaben der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke bei 118,7 Litern im Jahr (2015).

In diesem Markt wollen sich die Caté-Erfinder beweisen und den Einstieg in den Einzelhandel schaffen. Erste Kontakte zu Edeka, Rewe und vor allem auch zu Bio-Märkten sind geknüpft. Für ihre Idee sind die Start-up-Unternehmer bereits ausgezeichnet worden, etwa mit dem Förderpreis der Trendmesse Gastro Vision. Neben dem innovativen Ansatz hinter der neuen Szene-Brause spielt dabei auch eine Rolle, dass nachhaltig die Öko-Bilanz verbessert wird. Allerdings – und das wissen auch die beiden Macher – Caté ist ein Produkt das erklärungsbedürftig ist. Aber das hält sie nicht auf. „Wir wollen die Welt ein bisschen besser machen“, lautet ihr Leitmotiv. Dafür radeln sie auch noch ein paar Tausend Kilometer.