Geesthacht (dpa/lno). Nun liegt die Genehmigung für den Rückbau des Atomkraftwerks Krümmel vor. Die Arbeiten werden nach Ministeriumsangaben rund 15 Jahre dauern. Eines macht der Meiler bereits seit langer Zeit nicht mehr.
Der geplante Abriss des Atomkraftwerks Krümmel bei Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) kann losgehen. Das für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Umweltministerium hat dem Betreiber Vattenfall am Donnerstag die Genehmigung zur Stilllegung und zum Abbau des Atommeilers erteilt. „Der Atomausstieg in Krümmel schreitet voran“, sagte Minister Tobias Goldschmidt (Grüne).
„Mit der heute erteilten Genehmigung geht der ehemals größte Siedewasserreaktor der Welt in die Abbauphase“, erklärte er. Bereits in der Phase des Nachbetriebs erfolgten erste vorbereitende Arbeiten für den Rückbau. Die Brennelemente kamen in ein Zwischenlager am Standort Krümmel, und Experten führten dem Umweltministerium zufolge eine umfangreiche Systemdekontamination mit Minimierung der Strahlenbelastung durch.
Was plant Vattenfall?
Der Geschäftsführer der Kernenergiesparte von Vattenfall in Deutschland, Ingo Neuhaus, bezeichnete die Genehmigung als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur grünen Wiese. „Bei den Abbauarbeiten können wir auf Erfahrungen zurückgreifen, die wir im Kernkraftwerk Brunsbüttel gewonnen haben. Dort haben wir 2019 mit dem Abbau begonnen.“ Das Unternehmen rechne mit einer Dauer von 15 Jahre.
Nach Vattenfall-Angaben wird es aber noch einige Jahre dauern, bis von außen Abbauarbeiten am Kraftwerk zu sehen sein werden. Denn der Abbau erfolgt von innen nach außen. Die am stärksten verstrahlten Komponenten sollen zuerst entfernt werden, begonnen wird mit den Einbauten des Reaktordruckbehälters. Dazu gehören Dampftrockner, Dampfwasserabscheider, Kernmantel und Kerngitter. Diese Arbeiten sollen im vierten Quartal beginnen und 2027 abgeschlossen werden. Mit dem letzten Brennelement 2017 und dem letzten Einzelbrennstab 2019 sind nach Betreiberangaben bereits rund 99 Prozent des radioaktiven Inventars aus dem Kraftwerk entfernt.
Seit Sommer 2007 fast durchweg vom Netz
Krümmel war 1983 ans Netz gegangen. Die sogenannte Berechtigung zum Leistungsbetrieb erlosch bereits im August 2011 durch eine Atomgesetzänderung nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima. Bereits zum damaligen Zeitpunkt war das AKW aufgrund von Pannen schon seit Sommer 2007 fast durchweg vom Netz. Am 4. Juli 2009 ging es endgültig vom Netz. Am 24. August 2015 stellte Vattenfall den Antrag auf Rückbau. Das Kraftwerk hat eine Netto-Leistung von mehr als 201 Milliarden Kilowatt-Stunden (kWh) Strom erzeugt. Im ebenfalls von Vattenfall betriebenen AKW Brunsbüttel begann der Rückbau schon 2018.
Für die Genehmigung für Krümmel stellt das Land Schleswig-Holstein Vattenfall eine Gebühr von einer Million Euro in Rechnung. Alle Abbauschritte will die Atomaufsicht in den kommenden Jahren eng überwachen. Für viele Schritte wie beispielsweise den Abbau von Systemen ist eine Zustimmung der Atomaufsicht notwendig.