Hamburg (dpa/lno). Wo sonst nur Autos fahren, durften am Sonntag auch Radler unterwegs sein. Dabei konnten die Sternfahrerenden sogar über die Köhlbrandbrücke düsen. Motorradfahrer mussten auf ihre Ausfahrt verzichten.
Tausende Bikerinnen und Biker haben am Sonntag im Hamburger Michel gemeinsam den 41. Hamburger Motorradgottesdienst besucht. „Ungefähr 3000 Motorradfahrer, schätzen wir, haben vor dem Michel geparkt“, sagte ein Sprecher der traditionellen Veranstaltung am Sonntag. Die Kirche sei mit rund 90 Prozent Auslastung gut gefüllt gewesen, hieß es weiterhin. In den vergangenen Jahren waren bis zu 20 000 Motorradfahrer für den Gottesdienst beziehungsweise zum anschließenden Korso nach Buchholz in die Hansestadt gekommen.
In diesem Jahr mussten Zweiradfahrer allerdings auf ihre sonst übliche Ausfahrt verzichten. Grund dafür waren Bauarbeiten an der Autobahn 7, weshalb der normale Verkehr über die Elbbrücken umgeleitet werden musste. Das hat die Konvoifahrt für die Biker unmöglich gemacht, die Ordnungsbehörden hatten sie abgesagt. Eine große Versammlung der Biker gab es dennoch - in unmittelbarer Nähe des Michels.
Der Stimmung habe das dem Sprecher der Veranstaltung zufolge keinen Abbruch getan. Zwar seien die Enttäuschung spürbar gewesen, vor allem, da viele von weither angereiste Motorradfahrer erst vor Ort von dem abgesagten Konvoi erfahren hatten, aber Dankbarkeit über das Event und eine gelöste und im Gottesdienst emotionale Atmosphäre mit großem Interesse an dem spirituell geprägten Gemeinschaftserlebnis hätten überwogen, teilte der Sprecher mit.
Den Motorradgottesdienst in Hamburg gibt es den Angaben zufolge seit Anfang der 1980er Jahre, damals organisiert von einem Polizeipastor. 2022 waren rund 3000 Teilnehmende mit mehr als 1000 Maschinen gezählt worden.
Gleichzeitig fand am Sonntag auch eine Fahrradsternfahrt statt. Komplikationen habe es wegen dieser zusätzlichen Verkehrsbelastung mit Sperrungen aber nicht gegeben, hieß es vonseiten der Veranstalter des Motorradgottesdienstes. Man habe eine gute Koexistenz schaffen können. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei die Verkehrssituation am Michel sogar etwas entspannter gewesen. Durch den ausgefallenen Konvoi und damit einhergehend einer geringeren Sperrung der Fahrbahn und mehr Platz habe man ein besseres Parksystem für die Motorradfahrer etablieren können. Das hätten viele zu schätzen gewusst.
Die Sternfahrten werden organisiert von dem Bündnis Mobil ohne Auto Nord. Dazu gehören der Fahrradclub ADFC im Norden, die Nordkirche und der Verkehrsclub VCD Nord. Die Sternfahrten sollen ein Zeichen für die Verkehrswende mit mehr Rad- und weniger Autoverkehr setzen. Das Bündnis fordert zudem den Ausbau der Fuß- und Radwege. Zudem hatte die Hamburger Fahrradsternfahrt bereits im Vorfeld zur Teilnahme an der Europa- und Kommunalwahl aufgerufen.
Die Teilnehmenden konnten bei windig-kühlem Wetter von 80 verschiedenen Startpunkten aus in Richtung Hamburger Innenstadt radeln. Einige der Touren führten die Demonstranten sogar über die imposante Köhlbrandbrücke im Hamburger Hafen. Am Nachmittag gab es für alle Radler eine gemeinsame Abschlussrunde um die Binnenalster.