Hamburg (dpa/lno). Der Verkehrssektor hinkt bei den CO2-Einsparungen hinterher. E-Lkw sollen die Wende bringen. Rot-Grün in Hamburg will den Unternehmen den Umstieg erleichtern. Die CDU zeigt sich skeptisch.
Mit dem Aufbau von öffentlichen Schnellladestationen für Lkw und einem umfangreichen Beratungsangebot für Unternehmen will Rot-Grün in Hamburg die Elektrifizierung des Lastwagenverkehrs vorantreiben. Das sieht ein Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen für die Bürgerschaftssitzung am Mittwoch vor. Studien belegten, dass batterieelektrisch betriebene Lkw bis 2030 in 99 Prozent der Anwendungsfälle die günstigere Alternative zu fossilen Antrieben darstellen, heißt es darin.
Mit Blick auf das von Rot-Grün angestrebte Ziel, dass bis 2030 mindestens 25 Prozent des Lkw-Verkehrs in Hamburg emissionsfrei betrieben werden, zeigt sich die CDU jedoch skeptisch. „Im Bestand sind aktuell lediglich zwei Prozent der Lkw emissionsfrei unterwegs“, sagte ihr Verkehrsexperte Richard Seelmaecker der Deutschen Presse-Agentur. Er hatte die Zahlen in einer Schriftlichen Kleine Anfrage abgefragt. Und die Antwort zeige, wie weit der Senat von seinem Ziel entfernt ist, sagte er.
Die Regierungsfraktionen erwarten hingegen, dass allein schon die Preisentwicklung die Weichen stellen wird. „Weil die Batteriekosten sinken und CO2-Preise steigen, werden elektrisch betriebene Lkws bis 2030 in fast allen Fällen kostengünstiger sein als Diesel-Lkw“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Hansjörg Schmidt, der dpa.
Dem hielt Seelmaecker entgegen, dass derzeit nur 1476 Lkw in der Stadt emissionsfrei unterwegs seien - gerade einmal 2 Prozent. „Jetzt bleiben noch sechs Jahre, um „mindestens 25 Prozent“ zu erreichen. In Anbetracht der Zahlen scheint dies ein völliger Fantasiewert zu sein“, sagte er.
Schmidt zufolge erkennen jedoch bereits heute viele Hamburger Unternehmen den ökonomischen Vorteil emissionsfreier Lkw. „Doch noch fehlt es ihnen an der notwendigen Infrastruktur.“ Um die Potenziale in den kommenden Jahren zu nutzen, solle vor allem im Hafen der Ausbau öffentlich zugänglicher Lkw-Ladesäulen forciert werden. „Auch private Betreiber von Ladeinfrastruktur in Logistikzentren wollen wir in die Überlegungen einbeziehen“, sagte Schmidt.
Seelmaecker bemängelte hingegen, dass die Stadt keine eigenen Ladestationen betreibt. „So fehlt ein wichtiger Anreiz, um auf E-Lkw umzurüsten“, sagte er.
SPD und Grüne wollten mit ihrem Antrag auch neue Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen schaffen, die ihre Fahrzeugflotte umrüsten wollen, sagte der Energie- und Innovationsexperte der Grünen, Johannes Müller. „Hierfür ist die Schaffung eines unabhängigen und breiten Beratungsangebots vorgesehen, das unseren Hamburger Firmen mit Rat und Tat bei so einer wichtigen Richtungsentscheidung beiseite steht.“
Der E-Mobilität gehöre auch beim Lkw-Verkehr die Zukunft. „Schon jetzt erleben wir einen rasanten Zuwachs an Elektro-Lkw auf unseren Straßen, die Zulassungszahlen und auch die Auftragsbücher der Hersteller sprechen hier eine klare Sprache“, sagte Müller.
Laut Antrag hat sich der Bestand der E-Lkw in den Jahren 2021 und 2022 in Deutschland verdoppelt. 2023 seien 21.790 batterieelektrische Lkw zugelassen worden, was einem Marktanteil von 7,5 Prozent entspreche, heißt es unter Berufung auf Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes. Schon jetzt seien einer Studie zufolge emissionsfreie Fahrzeuge im städtischen Lieferverkehr im Gesamtkostenvergleich 70 Prozent günstiger als Diesel-Lkw.
Laut Senatsantwort auf die Seelmaecker-Anfrage haben mehr als 90 Prozent der derzeit emissionsfrei betriebenen Lkw in Hamburg ein Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen. Im Umkehrschluss bedeute dies, dass die allermeisten „dicken Brummer“ immer noch mit fossilen Kraftstoffen betrieben würden, so die CDU-Kritik. Bei den großen Lkw über 12,5 Tonnen liegt der Elektrifizierungsgrad laut Senat in Hamburg aktuell nur bei 0,76 Prozent.