Southampton. Nur Stunden nach der Ankunft in Southampton erlebt das Schiff seine Feuertaufe. Am Freitag startet dann die reguläre Premierenfahrt.

Am Dienstagabend ist ein imposantes Kreuzfahrtschiff im Hafen von Southampton angekommen, welches die Eigentümer gerne schon etwas früher dort gesehen hätten. Doch die brandneue „Queen Anne“ von Cunard hatte es nicht allzu eilig, pünktlich zu ihrem ersten Rendezvous mit der Öffentlichkeit zu erscheinen. Dieses war schon vor Wochen für den 1. Mai angesetzt worden, und zahlreich strömten an diesem Datum dann tatsächlich erste geladene Gäste zu einem Preview-Event an Bord der vierten Königin im Cunard-Verbund.

Kreuzfahrt: „Queen Anne“ ist das vierte Schiff von Cunard

Übernommen hatte Cunard die „Queen Anne“ am 19. April von der Fincantieri-Marghera-Werft in Venedig. Doch wie es halt immer ist bei neuen Schiffen, muss eine Reederei nach so einer Übernahme erst einmal selbst eine Menge testen, manches noch justieren und vor allem viel putzen. Eine ursprünglich angedachte Vorab-Testfahrt mit 400 Vertretern von Reiseagenturen wurde wieder abgesagt, weil sich der für den 27. April angekündigte Erstanlauf in Southampton dann doch um drei Tage verzögerte.

Kreuzfahrt: Kurz vor der Premierenfahrt ist noch etwas Feinschliff nötig

Den knapp 1000 Erstbesuchern, denen neben vielen Informationen, neuen Eindrücken und einem abendlichen Fest auch eine Nacht an Bord zuteil wurde, hatte die Reederei angesichts des knappen Timings wohlweislich schon im Vorfeld geraten, hier und da noch ein Auge zuzudrücken: „Dieses ganz besondere Ereignis wird das erste Mal sein, dass das Schiff Gäste willkommen heißt. Wir bitten Sie daher um etwas Geduld und Verständnis, wenn etwas nicht ganz so perfekt ist, wie wir es uns wünschen“, hieß es im Einladungsschreiben. Vor Ort sah dann aber doch fast alles schon nahezu perfekt aus.

„Queen Anne“, das 249. Schiff der Flotte, kommt nach Hamburg

Die „Queen Anne“ ist bereits das 249. Schiff, das unter der Flagge von Cunard fährt. Ihre aktiven Schwestern – „Queen Victoria“, „Queen Elizabeth“ und „Queen Mary 2“ – sind alle schon in Hamburg gewesen, und auch die neue Queen wird der Hansestadt bald einen Besuch abstatten. Sie ist 322 Meter lang, hat 14 Decks und trägt die typischen Cunard-Farben Schwarz, Rot und Weiß. Ausgelegt ist sie für 2996 Passagiere und mehr als 1200 Crewmitglieder.

Blick in das Britannia Restaurant an Bord der „Queen Anne“.
Blick in das Britannia Restaurant an Bord der „Queen Anne“. © Christopher Ison | Christopher Ison

Gesteuert wird die „Queen Anne“ zunächst von einer Frau: Inger Klein Thorhauge ist die erste Kapitänin bei Cunard. Sie übernimmt die Jungfernfahrt Richtung Portugal, die am 3. Mai in Southampton starten soll. Die darauffolgende, derzeit noch buchbare Reise ab/bis Southampton wird für 14 Tage zu den Kanaren und nach Madeira führen, bevor ab dem 24. Mai dann die eigentliche Taufreise ansteht. Diese ist von Cunard ebenfalls als Zwei-Wochen-Reise angesetzt, hat die Britischen Inseln zum Ziel und soll am 3. Juni mit einer feierlichen Taufe in Cunards „geistiger Heimat“ Liverpool ihren Höhepunkt erleben. Nach Hamburg kommt die „Queen Anne“ am 2. Juli. Dort startet dann ein neuntägiger Törn Richtung Nordeuropa.

Die Grand Lobby der „Queen Anne“ geht über drei Decks.
Die Grand Lobby der „Queen Anne“ geht über drei Decks. © Christopher Ison | Christopher Ison

Typisch für Cunard ist die Differenzierung der einzelnen Decks und ihrer Kabinen. Es gibt auf der „Queen Anne“ sieben Unterkunftskategorien von der einfachen Innenkabine bis zur 135-Quadratmeter-Suite, wobei die Gäste zugleich bestimmten Restaurantlevels zugeordnet sind. Architektonisch imposant wirken an Bord vor allem die Grand Lobby mit Lichteffekten über drei Etagen sowie der im Vergleich zu den Schwestern heller gestaltete Queens Room. Hier finden Aktivitäten wie Afternoon Tea und Galaabende statt, ebenso klassische Konzerte und Tanzbälle.

Weitere beliebte Treffpunkte an Bord sollen das Royal Court Theatre (835 Plätze), das Casino, eine Kunstgalerie sowie die klassische Bibliothek auf Deck 12 werden, und natürlich gibt es auf so einem Schiff auch einen Spa-Bereich. Eine Innovation, deren Entstehung sich das Abendblatt bereits im Oktober beim Rohbau-Rundgang auf der Werft ansehen konnte, ist The Pavilion: ein Bereich mit Pool und Glasdach, welches sich bei gutem Wetter öffnen lässt. Hier sind unter anderem Open-Air-Theater, Kinovorführungen auf der großen LED-Leinwand, Live-Musik und weitere Events geplant. Angesichts der englischen Regenvorhersage blieb das Dach für die Premierengäste aber zunächst geschlossen.

Gäste können an 15 verschiedenen Orten an Bord essen

Die „Queen Anne“ offeriert ihren Gästen insgesamt 15 Dining-Optionen (einige davon kosten extra) mit einer Vielzahl von Küchenstilen, darunter mit dem Aranya erstmals auch gehobene indische Küche. Ansonsten reicht das Angebot vom rustikalen Golden-Lion-Pub über das Steakhouse Sir Samuel’s und das japanische Restaurant Aji Wa bis zum mediterranen Tramonto. Kulinarischer Ratgeber für das Menü im Queens Grill ist der Zwei-Sterne-Koch Michel Roux. Auch zahlreiche Bars und Lounges sind vorhanden, etwa der Panorama Pool Club, eine Sky Bar und die außenliegende Cabana Bar auf Deck 11. Die Preise für Getränke liegen dabei meist etwas höher, als man es von deutschen Schiffen gewohnt ist, ein Bier zum Beispiel steht ab 6,50 US-Dollar (plus 15 Prozent Service Charge) in der Karte.

Der Bereich The Pavilion hat ein Dach, das sich öffnen lässt.
Der Bereich The Pavilion hat ein Dach, das sich öffnen lässt. © Christopher Ison | Christopher Ison

Nicht nur bei der Kulinarik ist Cunard Partnerschaften eingegangen. Für die Filmvorführungen im The Pavilion gibt es zum Beispiel eine Kooperation mit dem British Film Institute, beim Thema Beauty und Wellness arbeitet die Reederei mit dem US-Unternehmen Canyon Ranch und Harper’s Bazaar zusammen. Dass Fincantieri den Zuschlag für den Bau bekommt, hatte sich schon 2018 abgezeichnet. Damals war bereits vom „Projekt Halifax“ die Rede, das den Weg zum vierten Cunard-Schiff ebnen sollte. Sechs Jahre und eine Pandemie später ist dieses nun endlich fertiggestellt.

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