Hamburg (dpa/lno). Im 111. Hamburger Stadtderby geht es zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli um mehr als ums Prestige, sondern auch um den Aufstieg. Bei aller Rivalität: Die Vorfreude ist bei beiden Trainer groß.
Vor seinem ersten Hamburger Stadtderby war Steffen Baumgart kaum zu bremsen. „Ich freue mich auf das Spiel, weil ich das von klein auf immer haben wollte“, sagte der HSV-Trainer am Mittwoch vor dem Zweitliga-Duell gegen den FC St. Pauli. „Dieses Stadtderby ist für mich nicht nur etwas Besonderes, sondern das, worauf ich mich am meisten gefreut habe, als ich den Job hier übernommen habe.“
Seit Februar ist der 52-Jährige Trainer bei dem Verein, dessen Fan er schon von Kindesbeinen ist. Daher muss niemand ihm der besonderen Bedeutung des Spiels gegen den sieben Kilometer entfernten Nachbarn erklären.
Die besondere Tabellenkonstellation ist bei der 111. Auflage des Duells da beinahe nachrangig. „Uns geht es darum, hier ein geiles Spiel zu machen“, sagte Baumgart. Wenn man ehrlich sei und alles außen vor lasse, könne das für Hamburg und für den Hamburger Fußball aus seiner Sicht ein Riesenabend werden. „Zwei sehr, sehr gute Mannschaften auf dem Platz. Mit das geilste Stadion, was du haben kannst. Die Stimmung wird geil. Was willst du mehr, als 18.30 Uhr hier zu sein und Vollgas zu geben“, sagte er und ergänzte: „Es gibt kein geileres Spiel.“
Diesmal geht es aber zwischen den beiden führenden Hamburger Vereinen nicht nur um das Prestige und den inoffiziellen Titel des Stadtmeisters. Selten ging es um so viel mehr: Mit einem Erfolg könnte Tabellenführer FC St. Pauli in den dann noch zwei verbleibenden Spielen nicht mehr von einem der beiden direkten Aufstiegsplätze verdrängt werden. Der Verein würde damit 13 Jahre nach dem letzten Abstieg in die Beletage zurückkehren.
Dem einzig verbliebenen Konkurrenten Fortuna Düsseldorf würde ein Erfolg im parallel stattfindenden Spiel gegen den 1. FC Nürnberg nichts mehr nutzen. Für den Tabellenvierten HSV wäre bei einer Niederlage gegen den FC St. Pauli und bei einem gleichzeitigen Erfolg der Düsseldorfer auch die letzte Chance genommen, die Fortuna vom Aufstiegsrelegationsplatz zu verdrängen.
Derbysieg oder Aufstiegsrelegationsplatz? „Derby-Sieg und der Sprung auf Platz drei“, sagte Baumgart. Wenige Stunden zuvor hatte sein St. Pauli-Kollege Fabian Hürzeler ähnlich geantwortet auf die Frage Derbysieg oder Aufstieg. „Am besten beides.“
Grundsätzlich sei das Stadtderby für die St. Pauli-Fans extrem wichtig. „So werden wir das auch angehen“, sagte Hürzeler. „Trotzdem ist ein Aufstieg das Resultat einer ganzen Saison, das Stadtderby das Resultat eines Spiels.“ Seine Mannschaft werde am Freitag (18.30 Uhr/Sky) im Volksparkstadion alles geben, um dieses Spiel zu gewinnen, versicherte er. „Trotzdem glaube ich, dass ich einen Aufstieg höher bewerten würde“, sagte der 31-Jährige.
„Es ist eine gewisse Vorfreude da. Es werden positive Emotionen geweckt vor so einem Spiel“, sagte Hürzeler über die Stimmung im Training. Zugleich mahnte er: „Trotz aller Vorfreude und Euphorie ist es wichtig, eine Balance zu haben zwischen positiven Emotionen und rationalem Denken, den Verstand einzusetzen.“
Befürchtungen, dass es bei dem als Hochrisikospiel eingestuften Hamburger Duell zu Ausschreitungen bis hin zu einem - wie in HSV-Fanforen diskutierten - Spielabbruch kommen könnte, sollte der FC St. Pauli vor dem Aufstieg stehen, hat Hürzeler nicht. „Ich glaube, dass alle, die dafür verantwortlich sind, das Maximale tun werden, um die Sicherheit zu garantieren“, meinte er.