Hamburg (dpa/lno). Mindestens 80 Prozent der Hamburger Carsharing-Flotte sollte bis Anfang 2024 elektrifiziert sein. Doch die zwischen der Stadt und den Anbietern vereinbarte Mobilitätswende ist ins Stocken geraten.
Die Elektrifizierung der Hamburger Carsharing-Flotte kommt deutlich langsamer voran als geplant. Bis Anfang 2024 sollten mindestens 80 Prozent der Fahrzeuge elektrisch betrieben sein. Dieses Ziel hatten die Stadt Hamburg, die Hamburger Hochbahn und vier Carsharing-Anbieter Anfang Oktober 2022 in einer strategischen Partnerschaft für mehr Klimaschutz vereinbart. „Die Antriebswende ist als Teil der Mobilitätswende ein zentraler Baustein für nachhaltigen und klimaschonenden Verkehr“, hatte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) damals erklärt. Doch tatsächlich verfügten zum Jahreswechsel nur 37 Prozent der 5531 Carsharing-Wagen in Hamburg über einen Elektroantrieb, wie aus Zahlen der Verkehrsbehörde hervorgeht.
Unter den Anbietern steht Sixt Share mit 71 Prozent Elektroautos am besten da. Allerdings umfasst die Flotte von Sixt nur 338 Fahrzeuge, von denen 239 E-Autos sind. Der größte Anbieter Miles verfügt über 4287 Fahrzeuge, die zu 40 Prozent (1731 Fahrzeuge) einen Elektroantrieb haben. Der zweitgrößte Anbieter Share Now, der zum Autokonzern Stellantis (Opel, Peugeot, Fiat) gehört, hat ganze 4 Prozent (27 Fahrzeuge) seiner 671 Wagen elektrifiziert. Das in Hamburg viertgrößte Carsharing-Unternehmen Cambio zählt 209 Autos, von denen 18 Fahrzeuge oder 7 Prozent Stromer sind. Die 17 Autos von Flinkster (Deutsche Bahn Connect GmbH) sind alle Benziner. Nur der kleinste Anbieter, der Verein Dorfstromer, macht seinem Namen Ehre. Seine neun Autos fahren alle elektrisch.
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende sieht Hamburg trotz der niedrigen E-Autoquote auf einem guten Weg. Bundesweit liege der Anteil der Stromer im Carsharing bei 17 Prozent. Da stehe die Hansestadt deutlich besser da. Außerdem habe die Stadt nahezu alle ihre Zusagen erfüllt. Die Zahl der Ladepunkte sei um fast 600 erhöht worden. Emissionsfreie Carsharing-Wagen seien von der jährlichen Parkgebühr in Höhe von 1000 Euro pro Fahrzeug bis Ende 2026 befreit.
In Gesprächen mit den Unternehmen hätten diese versichert, dass sie trotz verschlechterter Rahmenbedingungen an der angestrebten 80-Prozent-Quote festhalten wollten, hieß es kürzlich in einer Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion in der Bürgerschaft. Doch erst Anfang April hatten Miles und Sixt mitgeteilt, dass sie den Anteil der E-Autos nicht erhöhen wollten. „Im direkten Vergleich zwischen Verbrennerfahrzeugen und E-Autos im Carsharing zeigt sich, dass ein E-Auto noch immer einen Kostennachteil gegenüber Verbrennern aufweist“, erklärte Miles in Berlin. Zuvor hatte die „Hamburger Morgenpost“ über das Thema berichtet.