Hamburg. Die Techno-Band Scooter ist ein Phänomen. Seit 30 Jahren bringen Frontmann H.P. Baxxter und sein Team die Massen auf die immer gleiche Weise zum Raven. Nun kommt Album Nummer 21.
Wenn H.P. Baxxter Ideen für ein neues Lied kommen, ist er dafür meist unterwegs. „Die Texte entstehen eigentlich eher zufällig - wenn man entweder im Urlaub oder mal abends unterwegs ist“, ganz unterschiedlich, sagt der Scooter-Frontmann der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Einen dieser Gedankenblitze hatte er auf einer Fähre von Schottland nach Amsterdam. Dort wurde im Nebenraum fleißig dem Glücksspiel gefrönt - und der 60-Jährige hörte den Conferencier deshalb immer wieder rufen: „I keep hearing Bingo“. „Das hab mir das sofort aufgeschrieben.“ Schwupp - eine Line für das nächste Lied fertig. „I keep hearing Bingo“ in nun auch einer von 15 neuen Songs des neuen Scooter-Albums. Das heißt „Open your Mind and your Trousers“ und man hört quasi schon beim Lesen des Titels die markante Stimme H.P. Baxxters zu lauten Technobeats durch die Boxen dröhnen.
Die Hamburger Band, die seit 30 Jahren auf den Bühnen weltweit erfolgreich unterwegs ist, hat sich auch beim 21. Studioalbum an das bewährte Scooter-Rezept gehalten. Tanzbare Beats, ohrwurmtaugliche Melodien und eine Stimme, die die Hörenden noch zusätzlich anpeitscht. Da geht es kaum um den Inhalt, da geht es vielmehr um die Stimmung, ums Loslassen, ums Feiern.
Das neue Studioalbum ist mit der siebten Scooter-Besetzung entstanden - darunter Jay Frog, der schon 2002 bis 2006 dabei war. Manchmal sei im Team einfach die Luft raus, sagt H.P. Baxxter zu den Veränderungen. „Und dann haben wir halt einen neuen Keyboarder und Youngster und irgendwie kommt dann frischer Wind rein.“ Die Wechsel hätten der Sache nie geschadet.
Im Gegenteil. Egal, was Scooter bislang angepackt hat, oft kamen am Ende Gold- oder Platin-Auszeichnungen für die Menge an verkauften Tonträgern raus. Insgesamt haben H.P. Baxxter und sein Team eigenen Angaben zufolge schon mehr als 30 Millionen Tonträger unter die Leute gebracht. Und das nicht nur in Deutschland. Auch im Ausland, wie in Großbritannien oder Osteuropa, kommt die Hamburger Techno-Dance-Truppe gut an. Im März und April tourt das Trio wieder durch die deutschen Arenen. Tourauftakt ist am 28. März in Stuttgart.
Auch Künstliche Intelligenz hat H.P. Baxxter mal zum Texten ausprobiert - und es schnell wieder gelassen. „Ich habe aus Spaß mal eine Textzeile eingegeben und wollte mal sehen, ob der daraus irgendwas macht und fortsetzt. Und da habe ich festgestellt: entweder ist das System zu doof oder die verstehen meinen Humor nicht. Weil: Das klang immer so normal.“ Der Scooter-Frontmann setzt beim Texten weniger aufs Tiefgründige, sondern viel mehr auf den Spaß und das Augenzwinkern oder auch das Unerwartete. „Ich mache mir immer Notizen, wenn ich was witzig finde. Und später schaue ich, wo ich das verwenden kann. Es ist wie eine Collage.“
Hat H.P. Baxxter selbst schon mal Bingo gespielt? „Nee, noch nie!“, sagt der große Blonde mit einem Lachen. Seine kurzen Shouts für den typischen Scooter-Rave beschäftigen ihn häufig länger. In Interviews sei er beispielsweise schon „unendlich oft“ gefragt worden, wie viel der Fisch denn nun koste. „Ich habe dann oft am Anfang gar nichts gesagt. Irgendwann habe ich mich dann auf 1,59 Euro festgelegt.“ Er hätte nie gedacht, dass sich das so lange hält. „Also von 98, als sie rauskam, bis heute werde ich das immer wieder gefragt.“