Kiel (dpa/lno). Schleswig-Holsteins Küsten, Seen und Städte sind Tourismusmagnete. 2023 ist es besonders gut gelaufen. Doch es gibt auch offene Baustellen.
Beim Tourismus in Schleswig-Holstein läuft es ziemlich gut. Für das Jahr 2023 verbuchte das nördlichste Bundesland Rekorde bei Ankünften und Übernachtungen. Gut 9,3 Millionen Gäste sorgten für mehr als 38 Millionen Übernachtungen, berichtete die Tourismus-Agentur (TA.SH) am Mittwoch nach Zahlen des Statistikamts Nord. Das waren 5,5 Prozent mehr Ankünfte und 1,3 Prozent mehr Übernachtungen als 2022. Die Zahlen beziehen sich auf Betriebe mit mindestens zehn Betten. Für das laufende Jahr erwartet die TA.SH-Geschäftsführerin Bettina Bunge Zahlen auf einem ähnlichen Niveau. „Die aktuelle Buchungsabfrage sieht sehr gut aus.“
Der Tourismus habe sich in allen Teilen des Landes positiv entwickelt, sagte Wirtschafts- und Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Gäste seien verstärkt auch in der Nebensaison nach Schleswig-Holstein gekommen. Nachdenklich mache aber, dass die Dynamik im zweiten Halbjahr nachgelassen habe, sagte Madsen. Das müsse man genau analysieren. Er forderte die Unternehmen zu Investitionen auf. „Wir stehen wie immer vor großen Herausforderungen.“
94,5 Prozent der Übernachtungen waren Gästen aus dem Inland zuzurechnen. Bunge sieht daher bei Touristen aus dem Ausland noch große Möglichkeiten. „Vor allem in den skandinavischen Nachbarmärkten und weiteren Nahmärkten liegt noch viel Potenzial, kaufkräftige Gäste für unser attraktives Reiseland zu begeistern.“
Im Vergleich der Bundesländer liegt Schleswig-Holstein bei den Übernachtungszahlen weiterhin auf dem fünften Platz hinter Niedersachsen und vor Hessen. Im Vergleich zu 2019, dem letzten Jahr vor Corona, ist das Wachstum im nördlichsten Bundesland mit 5,7 Prozent am größten. Das mit Abstand größte Tourismusland Bayern verzeichnet im Vergleich zu 2019 immer noch ein Minus von 0,6 Prozent. Nach Bunges Angaben holen die anderen Länder aber auf.
So liegt Schleswig-Holstein mit seinem Wachstum von 1,3 Prozent im Vergleich zu 2022 nur an vorletzter Stelle vor Mecklenburg-Vorpommern mit 1,2 Prozent. Das größte Wachstum gab es in Nordrhein-Westfalen mit 12,8 Prozent. Der schleswig-holsteinische Anteil am bundesweiten Tourismus (Übernachtungen) ist mit 7,8 Prozent deutlich überproportional zur Landesgröße. Die Bevölkerung im Norden mache nur 3,4 der deutschen Bevölkerung aus, sagte Bunge.
Besonders ausgeprägt ist der Camping-Tourismus in Schleswig-Holstein. Hier liegt der Norden bundesweit auf dem dritten Platz hinter Niedersachsen und knapp vor Mecklenburg-Vorpommern. Nur in Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil an den Übernachtungen mit 17 Prozent höher als in Schleswig-Holstein mit 14 Prozent.
Die Gäste in Schleswig-Holstein bleiben im Durchschnitt 4,1 Tage und damit länger als in anderen Ländern. Nur Mecklenburg-Vorpommern kommt mit 4,2 Tagen auf einen höheren Wert. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 2,7 Tagen. Das hat nach Bunges Angaben auch mit dem stärkeren Städtetourismus sowie dem Messe- und Tagungsgeschäft in anderen Ländern zu tun.
Mit 18,9 Millionen Übernachtungen tragen die Reiseziele an der Ostsee den größten Beitrag zum Schleswig-Holstein-Tourismus bei. Es folgt die Nordsee mit 12,9 Millionen Übernachtungen. Das übrige Binnenland (5,4 Millionen) und die Holsteinische Schweiz (1,0 Millionen) sind weit weniger stark, holen nach Bunges Angaben aber langsam auf.
Schleswig-Holstein hatte im Juli des vergangenen Jahres 3616 geöffnete Beherbergungsbetriebe mit gut 245 000 Betten. Die Auslastung betrug im Gesamtjahr 36 Prozent und lag damit auf dem Niveau des Vorjahres. Die stärkste Einzelgemeinde war 2023 Sylt mit mehr knapp 3,03 Millionen Übernachtungen vor Lübeck (gut 2,2 Millionen), St. Peter-Ording (gut 1,74 Millionen) und Timmendorfer Strand (knapp 1,38 Millionen).