Hamburg/Berlin (dpa/lno). Einer Studie zufolge gibt es in Deutschland rund 910.000 Sozialwohnungen weniger als benötigt. In Hamburg fällt indes die Bilanz einer Studie zufolge relativ gut aus.

Hohe Mieten und fehlende Wohnungen - in Hamburg ist das für viele Wohnungssuchende ein Problem. Beim Thema Sozialwohnungen hat die Hansestadt aber einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Pestel-Instituts zufolge ihre Hausaufgaben besser gemacht als die meisten anderen Bundesländer. Demnach hat der Bestand solcher Wohnungen dort 2022 im Vergleich zu 2017 sogar zugenommen, während er in Deutschland sonst stark rückläufig war: 81.006 Sozialwohnungen zählten die Studienautoren in Hamburg 2022, lediglich 4694 weniger, als es aus ihrer Sicht sein müssten.

Allerdings deckt der Wohnungsbau insgesamt der Studie zufolge auch in Hamburg nicht den gesamten Bedarf ab. Während in der Hansestadt im Schnitt der Jahre 2020 bis 2022 rund 9400 neue Wohnungen entstanden seien, müssten es 2024 und 2025 rund 11.400 beziehungsweise 11.500 sein, so die Studie.

Bundesweit fehlten 2022 mehr als 910.000 Sozialwohnungen, teilte ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden am Dienstag in Berlin unter Berufung auf die Untersuchung des Pestel-Instituts mit. Das Bündnis „Soziales Wohnen“ geht davon aus, dass bundesweit mindestens ein Bestand von 2 Millionen Sozialwohnungen bis zum Jahr 2030 nötig ist.

Die Mieten sind bei Sozialwohnungen staatlich reguliert. Wohnen dürfen dort nur Menschen, bei denen die Behörden besonderen Bedarf sehen, weil sie kleine Einkommen haben. Nach einer bestimmten Zeit können die Wohnungen normal am Markt vermietet werden, weshalb die Zahl der Sozialwohnungen in den vergangenen Jahren stetig abnahm.

Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Robert Feiger, wirft dem Staat ein „Missmanagement“ beim Umgang mit sozialem Wohnraum vor. „Er zahlt lieber - oft viel zu hohe - Mieten an die Vermieter, anstatt intensiv in den Bau von Sozialwohnungen zu investieren“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Damit schnellten die Sozialausgaben des Staates nach oben. Gewinner seien die Vermieter, die immer höhere Mieten auf dem Markt durchsetzen könnten.

Nach Angaben der Studie ist der Staat auch in Hamburg gezwungen, eine Miete zu zahlen, die über den ortsüblichen Vergleichsmieten liege. Der Hintergrund: Bei Bürgergeld-Empfängern übernimmt der Staat in der Regel die Kosten der Unterkunft. Und wer ein kleines Einkommen hat, kann einen Zuschuss beantragen für die Wohnung: das Wohngeld.