Hamburg (dpa/lno). Eigentlich wollen zwei Paare einen entspannten Sommerabend auf einem beliebten Hamburger Wassersportrevier verbringen. Sie sind mit einem Boot unterwegs, als plötzlich ein Laserstrahl die Stimmung verdirbt. Der Streit mit einem anderen Freizeitkapitän endet vor Gericht.

Der Einsatz eines Laserpointers führt im Frühsommer 2019 im Hamburger Wassersportrevier Dove-Elbe zu einem heftigen Streit unter Freizeitkapitänen - und viereinhalb Jahre später zu einem Prozess vor dem Amtsgericht. Auf dem Segelboot „Erika“ wird am späten Abend des 1. Juni eine hochschwangere Frau vom Strahl des Laserpointers am Auge getroffen. Empört fährt der Besitzer der „Erika“ auf die in der sogenannten Schweinebucht ankernde Motorjacht „Devil inside“ zu, um den Verursacher zur Rede zu stellen. Dieser reagiert aggressiv, bedroht die insgesamt vier Insassen der „Erika“ mit dem Tode, steigt in ein motorisiertes Schlauchboot und bedrängt damit das Segelboot.

Wegen vorsätzlichen gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr und Bedrohung verurteilte das Amtsgericht den aggressiven Sportbootsführer am Montag zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 25 Euro. Der Angeklagte gestand, an jenem Samstag viel Alkohol in einem Jachtclub und später auf seiner „Devil inside“ getrunken zu haben. Er habe mit dem Laserpointer herumgespielt und ihn gleich wieder ausgeschaltet. Dann sei die „Erika“ angefahren gekommen. Die Insassen - zwei Männer und zwei Frauen - hätten sofort zu pöbeln angefangen. Das Segelboot sei in seine Motorjacht reingefahren, woraufhin er von Bord gefallen sei.

Wie die Zeugen übereinstimmend berichteten, stieg der 49-Jährige in sein Beiboot, fuhr hinter der „Erika“ her und rammte das Segelboot mehrfach mit dem Außenbordmotor. Außerdem riss er den Benzinschlauch des Segelboots ab, so dass es nicht mehr manövrierfähig war. Dabei drohte der Angeklagte den beiden Paaren an Bord immer wieder: „Ich bring euch alle um!“

Noch ein zweites motorisiertes Schlauchboot umkreiste die „Erika“ und rammte es möglicherweise ebenfalls. Dessen Bootsführer wurde auch angeklagt. Der 47-Jährige erklärte am Montag jedoch, er habe lediglich seinen aggressiven und alkoholisierten Bekannten aufhalten wollen. Da die Zeugen ihn nicht belasteten, sprach das Gericht den 47-Jährigen frei.

Während der Auseinandersetzung auf dem Nebenarm der Elbe im Stadtteil Tatenhausen geriet die schwangere Frau an Bord in Todesangst. „Ich hatte Angst um mein Baby“, sagte die inzwischen 37-Jährige als Zeugin. Sie sei ins Wasser gesprungen und an Land geschwommen. Sie habe um Hilfe geschrien, bis Boote aus dem nahen Jachthafen und die Wasserschutzpolizei gekommen seien.

Laut Anklage schlug der 49-Jährige auch die Insassen der „Erika“. Das Geschehen an Bord konnte das Gericht jedoch nicht aufklären und stellte darum die Anklage wegen Körperverletzung ein. Amtsrichter Richter Arno Lehmann stellte fest, dass der Angeklagte in einer Verfassung gewesen sei, in der er nicht mehr zu bändigen gewesen sei. „Keiner der Zeugen hat jemals einen so aggressiven Menschen wie Sie erlebt“, sagte der Richter zu dem 49-Jährigen. Die Eskalation sei nicht nachvollziehbar.

Weil der Angeklagte nicht vorbestraft ist und die Tat im Wesentlichen gestand, blieb das Gericht etwas unter der Forderung der Staatsanwaltschaft von 140 Tagessätzen. Von den 120 Tagessätzen für den 49-Jährigen gelten wegen der langen Verfahrensdauer 30 als vollstreckt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.