Hamburg (dpa/lno). Zum übernächsten Winter soll der Hamburger Westen mit klimafreundlicher Fernwärme versorgt werden. Das warme Wasser soll aus einem Energiepark im Hafen kommen und durch eine Leitung unter der Elbe hindurchfließen. 15 Meter des Tunnels existieren bereits.
Gut zwei Monate nach der Taufe der Tunnelbohrmaschine „Hermine“ sind die ersten 15 Meter des Fernwärmetunnels unter der Elbe in Hamburg-Waltershof gebohrt. „Der Bohrkopf von Hermine ist mittlerweile vollständig im Tunnel verschwunden, der erste Nachläufer wurde in der Umbauphase in den vergangenen Tagen angebracht“, sagte eine Sprecherin der Hamburger Energiewerke. Nach einer regulären Umbauphase über Weihnachten sollte die Bohrung am Wochenende wieder aufgenommen werden. Nachläufer sind Bohrmaschinen-Segmente, die an den Bohrkopf angehängt werden und das Gerät auf schließlich 280 Meter verlängern.
Die gesamte Bohrstrecke ist rund 1200 Meter lang. Die Maschine schaffe in der ersten Bohrphase nur 1 bis 1,5 Meter pro Tag. Später würden 10 Meter pro Tag erwartet. „Wir sind mit den bisherigen Fortschritten zufrieden und liegen weiterhin im Zeitplan“, erklärte die Sprecherin. Spätestens im Herbst soll „Hermine“ den Zielschacht am nördlichen Ufer der Elbe im Hindenburgpark erreichen. Die Tunnelbohrmaschine war am 2. November feierlich nach Bergmannstradition getauft worden. Der Name „Hermine“ setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben von „Hamburger Energiewerke Röhre Mit Neuer Energie“.
Mit dem Tunnel soll Wärme aus dem künftigen Energiepark Hafen zum Heizen der Wohnungen in den westlichen Stadtteilen Hamburgs genutzt werden. Auf diese Weise soll die Abschaltung des in die Jahre gekommenen Kohle-Heizkraftwerks Wedel in Schleswig-Holstein Ende 2025 möglich werden. Das soll bis zu 360.000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Hamburg will nach den Plänen des rot-grünen Senats bei der Wärme bis spätestens 2030 ganz aus der Kohle aussteigen und ab 2045 eine klimaneutrale Stadt sein.
Kernstück des Energieparks ist ein im Bau befindliches Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk auf der Halbinsel Dradenau. Es soll nach Senatsangaben in der jetzigen Ausführung Wasserstoffanteile von bis zu 30 Prozent verarbeiten können. Genutzt werden soll auch Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage an der Köhlbrandbrücke (Rugenberger Damm) sowie von anderen energieintensiven Industrieunternehmen.