Hamburg (dpa/lno). Zum Schutz von Bäumen und Boden verzichtet Hamburg bei vereisten Fuß- und Radwegen auf Streusalz. Die CDU-Opposition hält das angesichts der zahlreichen Klagen und Unfälle für ein Unding. Auch der Fahrradclub ADFC ist unzufrieden.
Nach zahlreichen Beschwerden über vereiste Rad- und Gehwege setzt die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft anders als der Senat auf Streusalz. Dieses „stellt zum gegenwärtigen Zeitpunkt die effektivste Methode zur Bekämpfung von Glätte-Situationen dar“, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering am Freitag. Alternativen zu suchen sei richtig, aber solange es diese nicht gebe, müsse ohne Wenn und Aber auf die zur Verfügung stehenden Mittel zurückgegriffen werden. „Die Verkehrssicherheit muss zu jeder Zeit die höchste Priorität haben und das muss auch der rot-grüne Senat endlich sicherstellen!“
Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hatte dagegen am Donnerstag nach den Klagen aus der Bevölkerung erklärt: „Wir verwenden aus gewichtigen Umweltgründen kein Streusalz auf Fuß- und Radwegen.“ Das Salz schädige Straßenbäume und verkruste den Boden, der dadurch weniger Wasser speichern könne. Es handele sich um ein Spannungsfeld zwischen Naturschutz und der Verkehrssicherheit bei winterlichen Verhältnissen. „Wir diskutieren derzeit verschiedene Lösungsansätze, um beiden Anliegen gerecht zu werden“, erklärte der Senator. Gerade mit Blick auf wichtige Radwege werde dabei auch an alternative Streumittel gedacht.
Auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club ADFC zeigte sich unzufrieden mit den Räumarbeiten der Stadt. „Der aktuelle Winterdienst auf Hamburgs Straßen mit seiner klaren Priorität für den Autoverkehr ist die beste Anti-Fahrrad-Kampagne, die der Senat bislang auf die Beine gestellt hat“, sagte Vorstandsmitglied Cajus Pruin. Hamburg habe kein funktionierendes Konzept, um die Wege für Radfahrer und Fußgänger von Laub, Schnee und Eis frei zu halten.
Die Stadtreinigung wisse seit langem, dass sie kein Salz auf Rad- und Gehwegen streuen dürfe, finde aber keine Lösung, um bei Eis und Schnee sicher befahrbare Radwege herzustellen. „Andere Städte wie Kopenhagen oder Helsinki kriegen das aber auch hin und priorisieren Rad- und Gehwege bei der Räumung von Schnee und Eis“, sagte Pruin.
Die Hamburger Feuerwehr zählte seit Wochenbeginn nach eigenen Angaben deutlich mehr als 100 Rettungseinsätze wegen Stürzen auf Rad- und Gehwegen. Die Stadtreinigung räumt und streut in Hamburg die Fahrbahnen der größeren Straßen. Wichtige Radwege sollen ebenfalls passierbar gemacht werden. In Wohngebieten vor allem am Stadtrand sind viele Nebenstraßen sehr glatt.