Hamburg (dpa/lno). In den vergangenen rund 13 Jahren hat Hamburg etwa 1,5 Milliarden Euro in den Hochschulbau gesteckt. In den kommenden 20 Jahren sollen weitere 6,1 Milliarden Euro folgen.

Hamburgs rot-grüner Senat will in den kommenden zwei Jahrzehnten mehr als sechs Milliarden Euro in die Gebäude der staatlichen Hochschulen investieren. 3,2 Milliarden Euro entfielen dabei auf Neu- und Ersatzbauten, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Freitag. Weitere 2,9 Milliarden Euro dienten der Instandsetzung bestehender Gebäude, der technischen Sanierung und energetischen Einzelmaßnahmen. Dressel betonte, die Summen seien nur erste Richtwerte. „Wenn wir jetzt mal von einer Preissteigerung von rund drei Prozent ausgehen, dann werden wir nachher am Ende von zwei Dekaden bei 9,4 Milliarden landen.“

Für Sofortmaßnahmen, etwa für Dächer, Elektrik oder Brandschutzanlagen, wolle der Senat in diesem Jahr rund 75 Millionen Euro bereitstellen. Basis der Gesamtsumme ist eine Analyse aller rund 230 Gebäude von elf Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen. „Viele, viele Monate sind da Techniker durchs Haus gegangen, haben alles geprüft und untersucht“, sagte Dressel. Insgesamt seien in den Gebäuden aus den 1850er bis 2010er Jahren rund eine Million Quadratmeter Nettoraumfläche überprüft worden.

Das Ergebnis: Bei den auf 20 Standorte in der Stadt verteilten Gebäuden ist teilweise viel zu tun. Nach Schulnoten bewertet sind die Gebäude im energetischen Bereich oftmals mangelhaft bis ungenügend, beim Gebäudezustand liegen sie dagegen meist zwischen gut und befriedigend, was eine Gesamtnote von drei minus ergebe. „Das ist knapp befriedigend. Es ist immerhin nicht versetzungsgefährdet“, sagte Dressel. Das zeige, dass in der Vergangenheit doch schon Einiges geschafft worden sei. „Das Ziel ist eine zwei plus.“

Vorbild bei der Sanierung der Hochschulgebäude sei der Schulbau, der seit nunmehr einem Jahrzehnt zentral vom Landesbetrieb Schulbau Hamburg (SBH) für alle Schulstandorte gesteuert, entwickelt und umgesetzt wird. Deren Augenmerk auf serielles und effektives Bauen solle - soweit möglich - auch bei den Hochschulen Anwendung finden, sagte Dressel. Der Energieverbrauch etwa solle bis Anfang der 30er Jahre um rund ein Drittel gesenkt werden.

„Wir wollen mit Sofortmaßnahmen starten“, sagte Dressel und verwies auf das für dieses Jahr geplante 75-Millionen-Euro-Paket. Nach Angaben von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) beinhaltet dieses mehr als 60 Einzelmaßnahmen, die den Betrieb der Gebäude sicherstellen sollen.

„Exzellente Wissenschaft braucht exzellente bauliche und technische Infrastruktur“, sagte Fegebank. So sei auch schon in der Vergangenheit viel Geld in die Hochschulgebäude geflossen. Seit 2011 - damals übernahm die SPD den Bürgermeisterposten, die Grünen sind seit 2015 mit in der Regierung - seien es rund 1,5 Milliarden Euro gewesen, sagte die Senatorin. Fast 400 Millionen Euro seien dabei allein in das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geflossen, weitere rund 120 Millionen Euro in die Sanierung des Philosophenturms auf dem Campus Von-Melle-Park.

In diesem Jahr soll nun auch das von zahlreichen Pleiten und Pannen begleitete „Haus der Erde“, dem künftigen Sitz der Klima- und Erdsystemforschung der Universität Hamburg, fertig werden. Ursprünglich mit 120 Millionen Euro veranschlagt liegen die Kosten für das Gebäude an der Bundesstraße bei inzwischen bis zu 425 Millionen Euro. „Ehrlicherweise zahlen wir da ganz schön viel Lehrgeld miteinander. Und das haben wir uns gemeinsam vorgenommen, das passiert uns jetzt nicht nochmal“, sagte Dressel.

Die wissenschaftspolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Anke Frieling, sagte: „Was alle schon seit Jahren mit eigenen Augen ansehen mussten, steht nach langem Warten schwarz auf weiß in der Bestandsanalyse: Bei Hamburgs Hochschulgebäuden gibt es einen erheblich Sanierungsbedarf.“ Insofern sei ein Sanierungsplan zu begrüßen. „Jedoch hat sich Rot-Grün bei den bisherigen Maßnahmen nicht gerade mit Ruhm bekleckert“, sagte sie mit Blick etwa auf das „Haus der Erde“. Dressels Ankündigung, sich bei spezialisierten Gebäuden für Forschung und Wissenschaft am standardisierten Schulbau zu orientieren, lasse für die Zukunft nichts Gutes erwarten.